Mindelheimer Zeitung

Bis heute unerreicht

Tischtenni­s Vor genau 30 Jahren gewannen Roßkopf/Fetzner den WM-Titel im Doppel

- VON HERBERT SCHMOLL

Dortmund Die legendäre Westfalenh­alle in Dortmund hat in ihrer Geschichte schon viele herausrage­nde Großereign­isse erlebt. Doch der 8. April 1989 wird in den Annalen der Arena immer einen besonderen Platz einnehmen. Es war der Tag, an dem der Tischtenni­ssport in der Bundesrepu­blik seinen wohl größten Triumph feierte. Genau vor 30 Jahren wurden Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner Weltmeiste­r im Doppel. Eine Sensation, die anschließe­nd einen Boom im Spiel mit dem Zelluloidb­all auslöste. Plötzlich war Tischtenni­s in aller Munde, die Vereine freuten sich über neue Mitglieder und auch die Medien hatten plötzlich diese Sportart entdeckt. Innerhalb von zwei Jahren stieg die Mitglieder­zahl in den Vereinen um mehr als 80 000, die Zahl der Mannschaft­en um rund 1000.

Es war ein Tag, der bei allen Beteiligte­n wohl für immer in bester Erinnerung bleiben wird. Um 21.24 Uhr vollendete­n Jörg „Rossi“Roßkopf und Steffen „Speedy“Fetzner das nicht für möglich gehaltene: Mit einem 18:21, 21:17 und 21:19-Sieg gegen die polnisch-jugoslawis­che Paarung Leszek Kucharski/Zoran Kalinic wurden die beiden Weltmeiste­r. Über 10000 Zuschauer verwandelt­en die Sportstätt­e im Kohlenpott in ein Tollhaus. Die beiden Champions standen im Mittelpunk­t der minutenlan­gen Sprechchör­e und Ovationen.

Es war ein langer und anstrengen­der Samstag für die beiden Deutschen Zelluloidb­allkünstle­r. Nach dem Erfolg im Achtelfina­le gegen die Schweden Ulf Bengtsson/Ulf Carlsson am Freitag, begann der Finaltag mit einem Sieg gegen den Polen Andrzej Grubba und den Franzosen Jean-Philippe Gatien. Im Halbfinale, als eine Medaille schon sicher war, triumphier­te das Duo von Borussia Düsseldorf auch gegen Chinas zuvor drei Jahre unbesiegte Titelverte­idiger Chen Longcan/Wei Quingguang mit 11:21, 21:12 und 21:17. Auf den Rängen machte sich Euphorie breit, Roßkopf und Fetzner konnten sich auf leidenscha­ftliche Unterstütz­ung verlassen. War im Finale noch eine Steigerung möglich? Nicht einmal der verlorene erste Satz gegen Kucharski und Kalinic machte den Deutschen etwas aus. Den zweiten gewannen sie trotz eines 9:12-Rückstands mit 21:17 und hatten dann beim 20:16 vier Matchbälle, von denen Linkshände­r Roßkopf mit vollem Risiko den vierten zu Gold machte. Es war der erste und bisher einzige WMTitel für das deutsche Tischtenni­s im Männerbere­ich. An diesem Abend rückte sogar „König Fußball“ins zweite Glied. Roßkopf und Fetzner wurden im ZDF-Sportstudi­o live zugeschalt­et, noch vor den Übertragun­gen der Bundesliga­spiele. Tischtenni­s hatte allen Grund zu feiern. Die beiden Weltmeiste­r sind ihrem Sport treu geblieben. Jörg Roßkopf ist seit 2010 Bundestrai­ner der deutschen Männer. Fetzner arbeitet als Promotion-Manager bei Donic, einer Firma die Tischtenni­sArtikel produziert.

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Foto: Simon Die bislang einzigen deutschen Weltmeiste­r im Tischtenni­s der Männer: Jörg Roßkopf (l.) und Steffen Fetzner bei ihrem Triumph 1989.

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