Mindelheimer Zeitung

Ein Gastspiel vor den Flugsaurie­rn von Grob

Kabarett Wolfgang Krebs zeigt im Mindelheim­er Forum seine Verwandlun­gskünste und spart nicht an bösen Seitenhieb­en

- VON TINA SCHLEGEL

Mindelheim Es gibt Sätze und Verspreche­r von Politikern, die werden geradezu geflügelte Worte. Die „Zehn-Minuten-Rede“Stoibers über die Verbindung raus zum Münchner Flughafen gehört dazu. Kein Wunder, dass sie Eingang in zahlreiche Parodien gefunden hat. Auch der Kaufbeurer Kabarettis­t Wolfgang Krebs spielt mit diesen „Zehn Minuten“– allerdings bedient er sich nicht nur der Wörter, sondern schlüpft auch in die Figur Stoibers, täuschend ähnlich in Stimmklang und -farbe, in Gestik und Betonung und mit einer fabelhafte­n Vermischun­g von Klamauk und Inhalten, die just zur Person passen könnten.

„Die Schatten werfen die Ereignisse hinterher“, sagt er, stutzt, „na gut, ich bin jetzt kein Physiker …“Dafür aber sei er ein „Witzplätzc­hen“, das sich über den noch immer unterschät­zten Vormarsch der Chinesen mokiert, weil die eben nicht mehr mit Bambushütc­hen am Straßenran­d sitzen, zu dritt, mit Cello – oder war es Kontrabass? –, sondern uns längst überholen. „Wenn das so weitergeht, dann füttert uns ein chinesisch­er Roboter in ein paar Jahren den Schweinebr­aten süß-sauer mit Stäbchen. Und nur mit viel Glück hat er uns vorher die dritten Zähne eingesetzt.“

„Geh zu – bleib da“heißt sein aktuelles Programm über den bayerische­n CSU-Sumpf, in dem der rote Faden jedoch die Landflucht ist. Gegen die wettert er in seinen unterschie­dlichen Auftritten, denn Krebs ist nicht nur ein perfekter Imitator Edmund Stoibers, auch zahlreiche weitere wie etwa Horst Seehofer, Hubert Aiwanger, Markus Söder und König Ludwig zaubert er auf die Bühne.

Lustig wolle er sein, sagt er eingangs, aber mit ernstem Hintergrun­d, denn: „Wir Bayern sterben aus, vor allem auf dem Land, weil die Leute lieber in der Stadt aussterben.“Tja, ein Schelm, der dabei zynisch denkt, es könnte auch mit den Politikern … Nicht doch, die geben freilich alles, Bayern über den grünen Klee zu loben. Auch die Abgase in der Großstadt seien schlichtwe­g dafür gut, um die Überalteru­ng zu verhindern.

Über 400 Gäste im zusammenge­führten großen und kleinen Saal im Forum verfolgten begeistert die Verwandlun­gskünste von Wolfgang Krebs, der immer wieder schöne, böse Seitenhieb­e einbaute. Als Aiwanger sagt er zum Beispiel: „Wenn du bereits auf dem Schoß des Gegenübers sitzt, dann kann er dich nicht mehr über den Tisch ziehen.“

Für große Erheiterun­g sorgten auch die unterschie­dlich „verpatzten“Begrüßunge­n Edmund Stoibers. Von „Liebe Maristinne­n und Marionette­n“über „liebe Frundsberg­er und alle übrigen Grobianer“hinzu „liebe Flugsaurie­r von Grob“stolperte Krebs als Stoiber bravourös durch alles, was in Mindelheim so ansässig ist.

Manchmal wisse er selbst nicht mehr genau wie seine Stimme klingt, scherzt Krebs, als er ohne Verkleidun­g auf die Bühne kommt. Aber man kann ihn beruhigen: Auch als „Wolfgang Krebs“ist er ein großes Vergnügen.

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Foto: Tina Schlegel „Geh zu – bleib da“heißt das aktuelle Programm, das Wolfgang Krebs vor mehr als 400 Besuchern im Mindelheim­er Forum zeigte und damit für große Erheiterun­g sorgte.

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