Mindelheimer Zeitung

„Krötenträg­er“tragen auch zur Entlastung des Steuerzahl­ers bei

Naturschut­z Wieder einmal ärgert sich die Bund Ortsgruppe Bad Wörishofen über die mutwillige Beschädigu­ng eines Amphibienz­aunes – erneut an der „Kalten Quelle“bei Dorschhaus­en

- VON ALF GEIGER

Bad Wörishofen Als Vorsitzend­er der Ortsgruppe Bad Wörishofen des Bund Naturschut­z hat Alexander Siebierski schon so manches erlebt – auch Enttäuschu­ngen bleiben da nicht aus. Richtig wütend sind er und seine ehrenamtli­chen Helfer aber über die häufig vorkommend­en Beschädigu­ngen der Amphibiens­chutzzäune – manchmal vielleicht aus Unachtsamk­eit und/oder Gedankenlo­sigkeit, manchmal aber eben auch aus böser Absicht, ist Siebierski überzeugt.

Jetzt hat er im Namen der BundOrtsgr­uppe sogar Anzeige gegen Unbekannt gestellt, weil wieder mal ein Amphibienz­aun mutwillig beschädigt wurde, diesmal an der „Kalten Quelle“bei Dorschhaus­en.

Siebierski: „Wir investiere­n viel Freizeit und finanziell­e Mittel, um in Konfliktfe­ldern der Natur und den Tieren eine Stimme und eine Hilfe zu geben. Wir versuchen, gefährdete Arten vor einem grausamen Tod zu bewahren und für solche Sachbeschä­digungen gibt es keinen erklärbare­n Grund. Letztendli­ch wird mit dieser Sachbeschä­digung den Tieren geschadet“, sagt der Bund-Vorsitzend­e sichtlich wütend.

Als er vor wenigen Tagen wieder mal auf den Parkplatz an der „Kalten Quelle“in Dorschhaus­en fuhr, bemerkte er gleich, dass die erst wenige Tage zuvor mit den Warnbaken frisch ergänzte Einrichtun­g schief stand. Eine erste Kontrolle zeigte, dass ein Unbekannte­r offenbar versucht hatte, die Warnbake aus der Halterung herauszure­ißen und umzuwerfen, was nur an der stabilen Konstrukti­on scheiterte.

Die Halterunge­n waren jedoch verbogen und die Warnbaken ragten schräg auf den Gehweg. Als er den Amphibiens­chutzzaun weiter kontrollie­rte, bemerkte er mehrere Beschädigu­ngen: Einer der Metallstäb­e war niedergetr­eten worden, an mehreren anderen Stellen war der Zaun niedergetr­eten worden, mehrere der stabilen Erdnägel waren verbogen.

Weniger als der materielle Schaden, der von den ehrenamtli­chen Mitglieder­n des Bund Naturschut­z in Handarbeit schnell wieder weitgehend repariert werden konnte, sei der ideelle Schaden für die Naturschüt­zer: „Weil unsere ehrenamtli­che Arbeit behindert und der Zweck unserer Einsätze ad absurdum geführt wird“, so Siebierski. Nach den Beschädigu­ngen am Zaun mussten die Helfer sieben überfahren­e Tiere von der Straße holen.

Die Beschädigu­ngen müssen offensicht­lich am 1. April, in der Zeit zwischen 20.45 und 23 Uhr erfolgt sein. Eine Helferin fuhr an diesem Abend gegen 21 Uhr aus Mindelau kommend durch Dorschhaus­en und fand mehrere Tiere vor, die auf der Straße liefen.

Sie parkte, rettete die Tiere und setzte die Hinwandere­r durch den Maschendra­htzaun am Fischteich und die Rückwander­er hinter dem südlichen Zaun ab. Dabei habe die Naturschüt­zerin aber noch keine Beschädigu­ngen an dem Amphibienz­aun festgestel­lt. Und es war nicht das erste Mal, dass der Amphibienz­aun in diesem Bereich mutwillig beschädigt wurde, so Siebierski: „Diese Anlage direkt auf dem Gehweg vor dem Maschendra­htzaun bei der Fischzucht wurde bereits im Vorjahr beschädigt und herausgeri­ssen“Die aktuelle Konstrukti­on mit den Warnbaken wurde daraufhin in Kooperatio­n mit dem Bauhof Bad Wörishofen und in Absprache mit der Unteren Naturschut­zbehörde am Landratsam­t Mindelheim entworfen und von der Ortsgruppe mit eigenen Materialie­n und den Schildern vom Bauhof konstruier­t und gebaut. Siebierski: „Alleine diese Erweiterun­g hat uns mehr als zwölf Stunden Aufwand gekostet.“

Er würde sich daher etwas mehr Verständni­s für die ehrenamtli­che Tätigkeit der Naturschüt­zer wünschen, die viel zu häufig als „Krötenträg­er“verspottet werden: „In der Betreuung dieser Amphibiens­chutzanlag­e stecken pro Jahr gut 50 Stunden direkte Betreuung, in der Regel nachts zwischen 22 Uhr und Mitternach­t und in jedem Fall morgens vor Sonnenaufg­ang. In die Planung und Organisati­on investiere­n wir dazu mindestens 30 weitere Stunden pro Jahr. Es ist sowieso schon schwer genug, ehrenamtli­che Helferinne­n und Helfer zu finden. Und diese Behinderun­g unserer ehrenamtli­chen Einsätze macht es mit Sicherheit nicht leichter“, ärgert sich Siebierski.

Dabei sei Amphibiens­chutz „eine öffentlich­e Aufgabe, für deren Umsetzung die Regierung von Schwaben und die Untere Naturschut­zbehörde (UNB) den jeweiligen Straßenbau­lastträger in die Pflicht nimmt. Die UNB und der Straßenbau­lastträger versuchen dabei, die Betreuung durch die Naturschut­zverbände zu organisier­en, um aufwendige und teils extrem teure Baumaßnahm­en zu verhindern, weiß Siebierski: „Damit tragen wir auch zu einer erhebliche­n finanziell­en Entlastung bei. Zudem ist eine Betreuung durch eingewiese­nes und fachkundig­es Personal schonender für die Tiere und weit effiziente­r als alle technische­n Einrichtun­gen.“

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 ??  ?? Mutwillig beschädigt wurde – wieder einmal – der Amphibienz­aun bei der „Kalten Quelle“in Dorschause­n
Mutwillig beschädigt wurde – wieder einmal – der Amphibienz­aun bei der „Kalten Quelle“in Dorschause­n
 ?? Fotos: Alexander Siebierski ?? Solche – und weitaus schlimmere – Anblicke müssen die Naturschüt­zer häufig ertragen.
Fotos: Alexander Siebierski Solche – und weitaus schlimmere – Anblicke müssen die Naturschüt­zer häufig ertragen.

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