Leidenschaft auf dem Eis und den Rängen
Eishockey Der ESV Kaufbeuren verliert auch das zweite Spiel der Halbfinalserie in der Verlängerung. Markus Lillich setzt derweil die schwarze Penalty-Serie fort
Kaufbeuren Wenn die Kurven beider Fanlager, von Rot-Gelb und BlauWeiß, schon eine Stunde ihre Fangesänge schmettern, dann ist klar: Es ist ein besonderes Spiel, das auf dem Plan steht. Zum dritten Mal in Folge steht der ESV Kaufbeuren dieser Tage im Halbfinale der DEL2-Play-offs und erstmals gibt es ein waschechtes Derby mit den Rivalen aus Ravensburg.
Bis in die Haarspitzen motiviert waren alle Beteiligten. Die mit den Worten „Rot-Gelb ist das, was zählt“von der heimischen Kurve empfangenen Joker waren im zweiten Spiel der Halbfinalserie anfangs die überlegenere Mannschaft. In einer intensiven Anfangsphase mit vielen Spielunterbrechungen glückte ihnen durch Joey Lewis nach fünf Minuten der erste Treffer. Die Ravensburger kamen erst im zweiten Drittel so richtig in Fahrt. Ein Doppelschlag binnen 74 Sekunden drehte das Spiel. Rot-Gelb jubelte in der 30. Minute wieder – ein Schlagschuss von Blomqvist egalisierte die Führung.
Doch mit fortschreitender Spielzeit gewann Ravensburg Oberwasser und Pompei stellte wieder zu Beginn eines Drittels, diesmal des dritten, auf 3:2. Der sonst überragend haltende Goalie Langmann ließ acht Minuten später, in der 51. Minute, eine Scheibe über seine rechte Schulter segeln. Die Chance, alles klar zu machen, hatte zuvor schon Markus Lillich. Nach einem Foul an Blomqvist bekamen die Rot-Gelben einen Penalty zugesprochen, den schon dritten der Serie. Weil sowohl Blomqvist als auch Gracel am Mittwoch in Ravensburg nicht erfolgreich waren, durfte sich diesmal Youngster Markus Lillich versuchen. Doch er zögerte zu lange, ließ den Winkel somit zu spitz werden – und scheiterte also ebenfalls.
„Sowas passiert manchmal“, erklärte Jere Laaksonen nach dem Match. Der Mann mit der Nummer 39 ist mittlerweile als Kapitän der Kaufbeurer auf dem Eis – und überzeugt durch seinen absoluten Willen. „Es ist zurzeit allgemein schwer, auch nur irgendetwas Negatives über die Mannschaft zu sagen“, erklärte Laaksonen. Dass ihm dabei trotzdem die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben stand, lag am Start in die Overtime. Zum dritten Mal in dieser Partie nämlich zappelte der Puck unmittelbar nach Wiederanpfiff im Joker-Netz. Mit diesem 4:3 für die Gäste haderten die Joker besonders: Der Scheibenverlust der Kaufbeurer Defensive resultierte daraus, so war von mehreren zu hören, dass der Puck wohl in einer Pfütze, die nach der Eisbereitung noch nicht vollständig festgefroren war, hängen blieb. So kam Ravensburg in gute Position und nutzte die Chance eiskalt.
„Wir haben alles gegeben. Wir hatten eigentlich mehr und bessere Chancen. Aber so ist der Sport“, bilanzierte Kaufbeurens Coach Andreas Brockmann. Dass die Towerstars nach diesem zweiten Spiel nun mit 2:0 in Führung liegen, nahm Brockmann gelassen. „Das ist überhaupt kein Problem. Es heißt wieder Best-of-Seven. Man muss also vier Siege haben.“Da werden Erinnerungen wach – an’s Viertelfinale gegen Weißwasser. Damals sollte Brockmann recht behalten. Während Brockmann analysierte, schüttelten die Spieler in den Katakomben das kräftezehrende Spiel so gut es ging aus den Beinen – und ein Stockwerk höher wurde noch gefeiert. Die in ihrem Block verbliebenen oberschwäbischen EishockeyFreunde hatten reichlich Grund zum Jubeln. Es ist eben für beide Fanlager eine ganz besondere Serie.