Mindelheimer Zeitung

Deutsche Diesel-Farce

- VON CHRISTIAN GRIMM chg@ausgburger-allgemeine.de

Die höchste Instanz der deutschen Wissenscha­ft hat in nüchterner Sprache ein vernichten­des Urteil über die deutsche Verkehrspo­litik gefällt. Diesel-Fahrverbot­e zählen zu den „wenig sinnvollen Maßnahmen“zur Verbesseru­ng der Luft in unseren Städten. Die nationale Akademie der Wissenscha­ften Leopoldina erklärte mit wenigen Federstric­hen die hysterisch geführte Auseinande­rsetzung um den Bann für Selbstzünd­er für nichtig, die Entwertung von Millionen älterer Dieselauto­s für überflüssi­g und Politiker und Richter für fehlgeleit­et. Viel wichtiger als sich auf die Grenzwerte von Stickstoff­dioxiden zu versteifen ist aus ihrer Sicht, dass weniger Kohlendiox­id und weniger Feinstaub in die Luft gelangt. Die Bauern müssen weniger Gülle auf die Felder

kippen, auf den Straßen müssen rasch deutlich mehr Elektro-Autos fahren und der öffentlich­e Nahverkehr muss ausgebaut werden. Die Forscher warnen ausdrückli­ch davor, die Belastung durch winzige Staubparti­kel und Stickstoff­dioxide als ungefährli­ch abzutun. Bei Feinstaub plädieren sie sogar für eine Verschärfu­ng der Grenzwerte, weil die Teilchen Entzündung­en in der Lunge auslösen können. Den Diesel-Fahrern hätten eine Menge Stress und der Verlust von Geld erspart bleiben können, hätten Politiker und die Richter zu Beginn der Diesel-Krise vor über drei Jahren die Leopoldina konsultier­t. Allein sie taten es nicht. Dieses Versäumnis hat gleichzeit­ig den Dieselmoto­r vollends diskrediti­ert und einen geordneten Übergang zum ElektroAut­o zunichtege­macht. Arbeiter in den Motorenwer­ken werden den hastigen Umstieg mit dem Verlust ihrer Stellen teuer bezahlen.

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