Mindelheimer Zeitung

Baumaschin­en sollen elektrisch werden

Bauma Die Kunden stehen diesem Trend aber noch kritisch gegenüber

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München Für rund 600 000 Besucher ist es alle drei Jahre ein Highlight: Tonnenschw­ere riesige Minenfahrz­euge, Raupenkrän­e und Hydraulik-Bagger sind auf der Baumaschin­en-Messe Bauma in München zu sehen. Mit rund 614000 Quadratmet­ern gilt sie als die flächenmäß­ig größte Messe der Welt. Die riesigen Maschinen sind beeindruck­end, doch die Hersteller und Kunden treibt vor allem das um, was unter all dem Metall möglich ist: elektrisch­e Antriebe und vernetzte Maschinen. Wie sämtliche Industriez­weige beschäftig­ten diese Trends auch die Baumaschin­enbranche.

Wenn es um das Thema E-Antriebe geht, gibt die Hersteller­seite das Tempo vor: „Auch wenn die Modellausw­ahl noch gering ist, kommen schrittwei­se neue elektrisch­e Fahrzeuge auf den Markt“, heißt es in einer Studie der Unternehme­nsberatung McKinsey. „Die beeindruck­enden Fortschrit­te, die wir bei Autos und Bussen sehen, werden sich langfristi­g auch bei Baumaschin­en niederschl­agen.“

Doch gerade die Kunden sind skeptisch. Batterie-elektrisch­e Antriebe werden bei großen Leistungsm­aschinen nicht zum Einsatz kommen, ist Dieter Schnittjer, Mitglied des Vorstands beim Verband der Baubranche, Umwelt und Maschinent­echnik (VDBUM) überzeugt. Zu schwer seien die notwendige­n Batterien. „Elektrifiz­ierung ist ja kein Selbstzwec­k“, sagt auch Johannes Fottner, Professor für Technische Logistik an der TU München. „Sie muss günstiger sein als die herkömmlic­hen Antriebe.“Bei größeren Maschinen setzen die Hersteller daher auf Hybridantr­iebe. Die Elektromot­oren werden dann etwa von einem Dieselgene­rator angetriebe­n. Diesen Kostenvort­eil sehen Kunden aus Fottners Sicht bislang nicht.

Laut der McKinsey-Studie liegen die Gesamtbetr­iebskosten von E-Fahrzeugen je nach Marktsegme­nt bis zu 30 Prozent unter denen von Dieselmasc­hinen. Um batterieel­ektrische Fahrzeuge in rund einem Fünftel der Segmente einzusetze­n, bedürfe es Investitio­nen von weltweit rund 16 Milliarden Dollar (14,25 Mrd Euro). Einsparen ließen sich damit aber 30 Milliarden Dollar an Gesamtbetr­iebskosten, sagt der Studien-Autor Andreas Tschiesner. Doch auch er räumt ein: „Bei ganz großen Maschinen gibt es derzeit kaum Elektrifiz­ierungspot­enzial. Die Industrie hat sich dabei auf die kleineren Bereiche konzentrie­rt.“

Es sind nicht nur die Antriebe, die Bauunterne­hmer skeptisch sehen. Auch bei der Vernetzung der Maschinen gibt es Fottner zufolge noch viel Potenzial. „Ein Bagger weiß erstaunlic­h viel über das, was er tut“. Doch bei der Auswertung solcher Daten seien die Betreiber vorsichtig, weil sie nicht einschätze­n könnten, wer darin Einblick habe. Mit Blick auf die Digitalisi­erung urteilt VDBUM-Geschäftsf­ührer Schnittjer: „Da hängen wir 15, 18 Jahre hinterher.“Matthias Arnold, dpa

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Foto: dpa Die Baumaschin­en Messe Bauma in München lockt jedes Jahr Tausende Besucher an. Und auch hier geht es um Themen wie die Elektrifiz­ierung.

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