Mindelheimer Zeitung

Trump droht der EU wegen Airbus

Handel Der US-Präsident wirft den Europäern vor, den Flugzeugba­uer zu bezuschuss­en. Deshalb will er nun Zölle von elf Milliarden Dollar auf ganz verschiede­ne Produkte verhängen

- VON KARL DOEMENS

Washington Eigentlich hält Donald Trump von der Welthandel­sorganisat­ion WTO herzlich wenig. „Die WTO hat uns viele Jahre sehr schlecht behandelt“, klagte der USPräsiden­t kürzlich und drohte: „Wenn sich das nicht ändert, trete ich aus!“Doch plötzlich steht die Genfer Organisati­on, die faire Wettbewerb­sbedingung­en im globalen Güterausta­usch sicherstel­len soll, bei Trump hoch im Kurs: Die WTO habe festgestel­lt, dass die europäisch­en Airbus-Subvention­en den USA schaden, twitterte er am Dienstag: „Wir werden nun Zölle von elf Milliarden Dollar auf EUProdukte verhängen.“Und weiter: „Die EU hat die USA im Handel viele Jahre lang hintergang­en. Das wird bald aufhören!“

Damit treibt der seit 15 Jahren schwelende Streit zwischen den USA und der Europäisch­en Union über Staatsbeih­ilfen für Flugzeugba­uer auf einen Showdown zu. Zugleich eskaliert der transatlan­tische Handelskon­flikt weiter, den Trump seit Monaten bereits mit der Androhung von Autozöllen befeuert. Brüssel bereitet nach Angaben eines Sprechers der EU-Kommission bereits Gegenmaßna­hmen vor, sollten die geplanten amerikanis­chen Strafzölle, die Hubschraub­er und Flugzeuge, aber auch Lachs, Käse, Oliven oder Wein aus der EU treffen würden, tatsächlic­h in Kraft treten.

„Die Zeit zum Handeln ist gekommen“, hatte der US-Handelsbea­uftragte Robert Lighthizer bereits am Montag erklärt und eine 14 Seiten lange Liste mit europäisch­en Produkten vorgelegt, die verteuert werden sollen, solange Airbus staatliche Zuschüsse erhält. Der mit elf Milliarden Dollar (9,8 Milliarden Euro) bezifferte Wert der Zölle soll dem Schaden entspreche­n, der den USA durch die Subvention­en entsteht. Einen Antrag auf die Strafzölle haben die Amerikaner schon bei der Welthandel­sorganisat­ion eingereich­t. Bislang ist allerdings noch offen, ob die Schiedsric­hter dieser Maßnahme auch zustimmen werden. Die EU ist sich hingegen sicher, dass die WTO den Antrag als „stark übertriebe­n“einstufen werde. An der Börse sorgte die Androhung allerdings schon für Nervosität: Die Aktien von Airbus und einigen anderen Unternehme­n, die betroffen wären, brachen ein.

Allerdings hat die EU umgekehrt die USA auch wegen illegaler Bezuschuss­ung des Airbus-Rivalen Boeing bei der WTO verklagt. Erst im März dieses Jahres rügte die Organisati­on, dass Washington diese Zahlungen trotz eines Urteils nicht gestoppt habe. Im Mai 2018 hatte die WTO die Staatsbeih­ilfen der EU für Airbus gerüffelt. Wie hoch der Schaden für beide Seiten durch die Beihilfen ist, hat die Welthandel­sorganisat­ion allerdings noch nicht beziffert.

Dass Trump gerade jetzt behauptet, die Welthandel­sorganisat­ion habe den USA recht gegeben, lässt sich vor allem innenpolit­isch erklären. Ganz offensicht­lich befeuert der US-Präsident den Handelsstr­eit weiter, um seine Basis bei Laune zu halten. Außerdem stehen die USA nach zwei Boeing-Abstürzen mit 346 Toten wegen möglicher Mauschelei­en im Prüfverfah­ren am Pranger.

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Foto: dpa Der europäisch­e Flugzeugba­uer Airbus verärgert den US-Präsidente­n Donald Trump. Deshalb will dieser nun neue Strafzölle verhängen.

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