Das Leben ist keine Comedy
Giulia Beckers preisgekröntes Debüt
Das hätte wirklich auch schlimm ausgehen können. Denn Giulia Becker ist Gag-Schreiberin bei Böhmermanns brachialhumorigem „Neo Magazin“und unter dem Namen Schwester Ewald zudem durchaus krawallig-feministische Erfolgsbloggerin. Wenn sie nun also einen Roman geschrieben hat, hätte es eine gruselig aufgedrehte KnallChargen-Revue werden können. Ist „Das Leben ist eins der Härtesten“aber dann nicht geworden, zumindest nicht ganz, nicht nur. Und ist kürzlich bei der Kölner Literaturschau „lit.cologne“mit dem Preis fürs beste Debüt ausgezeichnet worden.
Becker versam- melt schräge All- tagsexistenzen, die sie zunächst unab- hängig voneinan- der vorstellt und dann gemeinsam auf einen Roadtrip führt. Renate etwa, die gerade ihren Liebling verloren hat, den MalteserMischling Mandarine Schatzi, oder Taubenzüchter Willy-Martin, der beim Online-Kniffel eine fatale Bekanntschaft macht… Erzählt wird aber vor allem von Silke, die als Seele des Romans in der Bahnhofsmission Sozialstunden ableistet, nachdem sie dereinst, von Mann und Leben überfordert, nicht nur sprichwörtlich die Notbremse gezogen hat. Annähernd schlimm ist das Buch nur, wenn Becker besonders witzig sein will. Ansonsten aber beleuchtet sie durchaus einfühlsam und glaubwürdig das in seiner Normalität skurrile, tragische, tapfere und auch mal glückliche Leben.
Rowohlt, 224 S., 20 ¤