Mindelheimer Zeitung

Reuter und Hofmann beenden Baums Weg

Bundesliga Weil die Verantwort­lichen des FC Augsburg das Vertrauen verloren haben, trennen sie sich von ihrem Trainer. Zudem müssen Co-Trainer Lehmann und der Technische Direktor Schwarz gehen. Nachfolger ist ein Schweizer

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Als Bundesliga­trainer fühlte sich Manuel Baum wie in einem Traum. In jedem Interview beteuerte er, wie glücklich ihn sein Job beim FC Augsburg machte. Wer dürfe schon als Trainer Heimspiele gegen Borussia Dortmund austragen, erklärte er jüngst. Seit Dienstagna­chmittag ist dieser Traum zu Ende.

Zunächst erklärte der FußballBun­desligist in einer Pressemitt­eilung, nicht mehr mit Baum zusammenar­beiten zu wollen. Später begründete­n Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter und Präsident Klaus Hofmann auf einer eiligst einberufen­en Pressekonf­erenz die Trennung. Nicht nur Baum verliert seinen Job, ebenso stellte der Klub Co-Trainer Jens Lehmann und den Technische­n Direktor Stephan Schwarz frei. Lehmann war erst Ende Januar verpflicht­et worden.

Bereits am Mittwochvo­rmittag wird der neue Trainer die Mannschaft durch die Übungen leiten. Mit Martin Schmidt kommt ein hemdsärmel­iger Typ zu den Augsburger­n. Der 51-jährige Schweizer befehligte in der Bundesliga die Profis des FSV Mainz 05 und des VfL Wolfsburg. Schmidt ist als langfristi­ge Lösung angedacht und soll über die Saison hinaus Augsburgs Trainer bleiben. Reuter führte aus: „Wenn etwas so verfahren ist und ein neuer Impuls kommt, dann setzt das Kräfte frei.“Genau auf diesen Effekt setzen Reuter und Hofmann nun. Gegen Eintracht Frankfurt soll das erkennbar sein (Sonntag, 18 Uhr).

In acht Jahren Bundesliga zeichnete den FCA aus, selbst in der schwierigs­ten Phase an seinen Trainern festzuhalt­en. Markus Weinzierl durfte seinen Posten behalten, obwohl er in einer Vorrunde neun Pünktchen geholt hatte. Diesmal jedoch sahen die FCA-Macher ihre Ziele in Gefahr. Ein Abstieg in die zweite Liga soll tunlichst vermieden werden. Daher handelten sie ungewöhnli­ch radikal. Reuter begründete: „Wir haben uns entschiede­n, zum jetzigen Zeitpunkt einen klaren Schnitt zu machen, um die Weichen für einen sportlich erfolgreic­hen Saisonends­purt und die weitere Zukunft des FCA zu stellen.“

Diesen Worten vorausgega­ngen war eine mehrstündi­ge Sitzung der FCA-Bosse am Montag. Neben Reuter diskutiert­en Hofmann und Finanzgesc­häftsführe­r Michael Ströll das Für und Wider einer Trainerent­lassung. Zugleich intensivie­rten sie die Gespräche mit dem möglichen Nachfolger. Am Dienstagvo­rmittag fand ein letzter Austausch mit Schmidt statt, im Anschluss teilten Reuter und Ströll Baum ihre Entscheidu­ng mit. Er sei sehr enttäuscht gewesen, berichtet Reuter.

Man habe in den letzten Wochen und Monaten alles dafür getan, die schwierige Situation gemeinsam zu meistern, meinte Reuter. „Uns hat aber die Überzeugun­g gefehlt, dass wir dies auf Dauer in der bisherigen Konstellat­ion schaffen werden“, so Reuter weiter. „Wenn der Glaube schwindet, ist es wichtig zu handeln. In der aktuellen Situation braucht es ein Signal und eine Veränderun­g.“

Dass Schwarz ebenso gehen musste, hatte sich über Wochen und Monate angedeutet. Der Technische Direktor, der das Scouting der Spieler verantwort­ete, trat kaum noch in Erscheinun­g. Reuter deutetet an, dass er mit der Arbeit von Schwarz nicht mehr zufrieden war. „Wir waren in den letzten Transferpe­rioden nicht mehr ganz so glücklich. Das Vertrauen war nicht mehr gegeben.“Reuter will zeitnah einen Ersatz für Schwarz präsentier­en.

In den sozialen Netzwerken meldete sich Baum unmittelba­r nach Bekanntwer­den seiner Entlassung zu Wort. Via Instagram teilte der 39-Jährige mit: „Danke für die schöne und intensive Zeit. Ich drücke meinen Spielern, den Fans und dem ganzen Verein die Daumen, dass wir auch in der nächsten Saison wieder erste Bundesliga spielen.“

Baum hatte die Augsburger Mannschaft im Dezember 2016 übernommen, nachdem sich der FCA von Trainer Dirk Schuster getrennt hatte. Zuvor leitete Baum das Augsburger Nachwuchsl­eistungsze­ntrum. Aus der Übergangsl­ösung wurde eine Dauerlösun­g. Er gehörte der jungen Trainergen­eration in der Bundesliga an. Hatte Stallgeruc­h und war daher Fans und Umfeld gut zu vermitteln.

In den vergangene­n Wochen verdichtet­en sich jedoch die Anzeichen, dass Baum im Abstiegska­mpf der falsche Mann für den Posten sein könnte. Baum, ein anerkannte­r Fachmann und Taktik-Freak, hatte stets einen Plan. Doch entweder wurde dieser nicht umgesetzt. Oder er war von vornherein falsch gewählt. Baum büßte zusehends Vertrauen und Autorität ein. Führungssp­ieler kritisiert­en teils öffentlich den Trainer. So sagte Abwehrspie­ler Jeffrey Gouweleeuw nach der Hoffenheim-Pleite: „Wir hatten von Anfang an keine Ahnung, was wir machen. Ich hatte auf dem Platz nie das Gefühl, dass wir etwas erreichen können.“

Zunächst hatte Reuter den Mannschaft­srat über die Entlassung Baums informiert, über Kapitän Daniel Baier drang die Nachricht zu den Mitspieler­n vor. Die Spieler hätten die Entscheidu­ng akzeptiert und würden sich auf die kommenden Spiele freuen, so Reuter wörtlich. Trotz Baums Scheitern will Reuter nicht ausschließ­en, nochmals mit Baum zusammenzu­arbeiten. „Wenn Zeit ins Land zieht und er sich das vorstellen kann, sind wir gesprächsb­ereit.“

Fraglich scheint jedoch, ob Baum dieses Angebot annehmen würde. Einerseits könnte er in seinen alten Beruf als Realschull­ehrer zurückkehr­en, anderersei­ts will er vielleicht weiter seinen Traum leben.

„Wenn der Glaube schwindet, ist es wichtig zu handeln.“

FCA-Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter

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Fotos: Wagner, dpa Unter den Eindrücken des Hoffenheim-Spiels haben sich Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter (links) und FCA-Präsident Klaus Hofmann (rechts) entschiede­n: Manuel Baum (unten) musste gehen.
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