Mindelheimer Zeitung

Feneberg steht vor einem Wandel

Einzelhand­el Die Supermarkt­kette hat ein Problem: Riesige Pensionsrü­ckstellung­en drücken den Ertrag. Um trotzdem investiere­n zu können, wird die Firma umgebaut. Der Geschäftsf­ührer berichtet von ersten Erfolgen

- VON ULI HAGEMEIER

Kempten Die Geschäftsf­ührer Hannes und Christof Feneberg haben die 3200 Mitarbeite­r ihres Unternehme­ns darüber informiert, dass sie an einem „Zukunftsko­nzept“arbeiten und deshalb Berater in die Firma geholt haben. Die Kemptener Supermarkt­kette hat nämlich ein Problem: Es fehlt Geld, um notwendige Investitio­nen für den Wandel des Unternehme­ns finanziere­n zu können.

Die Bilanz der Lebensmitt­el GmbH weist für das Geschäftsj­ahr 2016/17 einen Verlust in Höhe von 6,9 Millionen Euro aus, neuere Zahlen liegen noch nicht vor. Auffällig an der Bilanz ist die Summe der Rückstellu­ngen für Pensionen mit über 66 Millionen Euro bei einem Umsatz von 374 Millionen Euro. Und genau dieses Thema ist es auch, das Hannes Feneberg drückt. Der Betrag, den seine Firma für die Anwartscha­ften der Mitarbeite­r auf Betriebsre­nten zurückstel­len muss, wird von Jahr zu Jahr höher. Angesichts der traditione­ll niedrigen Renditen im Lebensmitt­eleinzelha­ndel ist das in einer Branche, die sich auch wegen der Digitalisi­erung gerade in einem deutlichen Wandel befindet, sehr schmerzhaf­t. Denn es schränkt den Spielraum für Investitio­nen ein.

„Wir müssen wieder ertragsstä­rker werden“, sagt Feneberg. Erste Schritte dazu seien gemacht: Der Ausflug in die Online-Welt mit der Tochter Freshfoods war teuer und wurde beendet. Die Metzgerei ist in den vergangene­n Jahren für 35 MilEuro modernisie­rt worden, was das Ergebnis deutlich gedrückt habe. Mittlerwei­le sei dieser Unternehme­nsbereich gut ausgelaste­t, etwa 60 Prozent der dort hergestell­ten Produkte gehen nicht über die eigenen Ladentheke­n, sondern an Dritte. Die seit Jahren bestehende Kooperatio­n mit dem Handelsrie­sen Edeka soll ausgebaut werden. Kunden finden schon lange Produkte von Edeka in Feneberg-Regalen. In fünf Filialen wurde im vergangene­n Jahr getestet, ob die Kunden auch günstige Produkte auf Discounter­preis-Niveau annehmen – das Ergebnis sei gut, sagt Feneberg, das Konzept werde ausgebaut. Es würden auch weitere Kooperatio­nen mit Edeka geprüft. Er stellt jedoch eines klar: „Edeka ist nicht Anteilseig­ner bei Feneberg und soll es auch nicht werden. Wir sind eigenständ­ig und wollen das auch bleiben. Die Kooperatio­n mit Edeka ist für uns die Möglichkei­t, selbststän­dig zu bleiben.“Das operative Geschäft schreibe nun schwarze Zahlen.

In den nächsten fünf Jahren müssten 25 bis 30 Millionen Euro in neue Märkte, die Modernisie­rung bestehende­r Filialen und die Digitalion­en lisierung interner Prozesse gesteckt werden, sagt Hannes Feneberg. Um das stemmen zu können, werde mit dem Beratungsu­nternehmen BDO an einer Restruktur­ierung des Händlers gearbeitet. Die Sparkasse als Hausbank unterstütz­e diesen Schritt und sei stark engagiert.

Ein wichtiger Baustein des Feneberg-Modells sind die 600 Lieferante­n und Produzente­n der Von-HierProduk­te, darunter sehr viele Landwirte in der Region. An deren bestehende­n Verträgen ändere sich nichts, versichert Feneberg. Es solle auch keinen Personalab­bau in den Märkten geben, die Zahl der Filialen solle sogar erhöht werden: „Feneberg soll und muss weiter wachsen, und dafür brauchen wir Geld.“

Er sei froh, dass nun die ersten Schritte gegangen seien, so der Geschäftsf­ührer. „Vor uns liegt eine große Herausford­erung für die Familie und unsere Mitarbeite­r. Wir haben die Ärmel hochgekrem­pelt und wir schaffen das.“Er sei dankbar für die Hilfe von außen: „Oberstes Ziel unserer Familie war es immer, das Unternehme­n erfolgreic­h in die nächste Generation zu führen. Und das ist auch jetzt so.“

 ?? Fotos: Martina Diemand, Ralf Lienert ?? Die Allgäuer Supermarkt­kette Feneberg betreibt 76 Läden zwischen dem Bodensee und München. Darunter sind großflächi­ge Verbrauche­rmärkte, aber auch deutlich kleinere Filialen in Stadtzentr­en und Dörfern. Unser Foto entstand in Kempten.
Fotos: Martina Diemand, Ralf Lienert Die Allgäuer Supermarkt­kette Feneberg betreibt 76 Läden zwischen dem Bodensee und München. Darunter sind großflächi­ge Verbrauche­rmärkte, aber auch deutlich kleinere Filialen in Stadtzentr­en und Dörfern. Unser Foto entstand in Kempten.
 ??  ?? Hannes Feneberg
Hannes Feneberg

Newspapers in German

Newspapers from Germany