Ein polnisch-brasilianisch-deutscher Dreiklang
Porträt Waleska Sieczkowska ist die neue Geigenlehrerin an der Musikschule Mindelheim
Mindelheim Sie ist 30 Jahre jung, wohnt in München und gibt an der Städtischen Musikschule Mindelheim Geigen-Unterricht. Die Schülerinnen und Schüler von Waleska Sieczkowska sind Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 15 Jahren, Anfänger bis Fortgeschrittene. Sie erhalten in der Regel Einzelstunden, und zusätzlich hat Waleska Sieczkowska den Unterricht für das Streicherensemble der Musikschule übernommen.
Ihre Vorfahren stammen aus Polen, aber die Familie lebt schon in der fünften Generation in Brasilien. Waleska Sieczkowska hat ihre Kindheit und Jugend in Florianópolis im südlichen Teil Brasiliens, im Staate Santa Catarina, verbracht. Sie hat dort Violine studiert und ihren Bachelor-Abschluss gemacht, sich dann in Jugendorchestern weitergebildet und ist jetzt Konzertmeisterin. Diesen Titel trägt die Erste Geige in einem Orchester.
Trotz ihrer Familiengeschichte spricht sie kein Polnisch. „Ich übe noch, meinen Nachnamen richtig auszusprechen“, sagt sie und lächelt, „und zwar nicht so wie in Brasilien. Die richtige Aussprache habe ich erst jetzt gelernt, von polnischen Kollegen.“
Seit fünf Jahren ist sie hier in Deutschland und hat sich in ihre dritte Sprache, nach Portugiesisch und Englisch, sehr gut hineingefunden. In München hat sie an der Uni „Barocke Violine“studiert und ihren Master dann 2017 in Salzburg gemacht.
Wie viele Musiker bestreitet Waleska Sieczkowska ihren Lebensunterhalt mit Musikunterricht und durch Auftritte. Sie spielt in der „Hofkapelle München“und bei „Concerto München“. Außerdem in unterschiedlichen KammermusikGruppierungen. „Zwei- bis dreimal im Monat stehe ich auf der Bühne“, erzählt sie, „oft am Wochenende, und das nicht nur in München.“
Reisen ist also angesagt. Lampenfieber vor den Auftritten? Ja, das habe sie immer noch, aber das sei auch hilfreich, um eine gute Leistung zu bringen. Ihr Lebenspartner ist ebenfalls Berufsmusiker, die beiden leben ein Musikerleben und haben das Glück, in München eine verständnisvolle Vermieterin gefunden zu haben, die auch gerne mal ein Privatkonzert mit den zwei jungen Leuten für die Hausbewohner organisiert.
Über ihren Unterricht in der Musikschule in Mindelheim sagt Waleska Sieczkowska: „Ich bin sehr froh, dass ich diese Möglichkeit bekommen habe. Meine Geigenschüler – mit winzigen Ausnahmen – sind sehr diszipliniert. Und begabt.“Sie erklärt, dass sie mit unterschiedlichen Lehrmethoden für das Geigenspiel arbeite und dass sie das mit der Musikschule abspreche. „Es muss ja vor allem für die Schüler passen.“
Ihrem Heimatland Brasilien ist sie sehr verbunden. Einmal im Jahr ist sie dort und stellt dann mit ihrem Lebenspartner, der auch Brasilianer ist, bei sich zuhause ein Konzert auf die Beine.
An Deutschland schätzt sie die Lebensqualität und die Sicherheit. Aber ihre Heimat ist und bleibt Brasilien. Sie sagt: „Ich war ja schon erwachsen, als ich fortging. Wenn ich jetzt nach Brasilien komme, bin ich im angenehmen Urlaubsmodus, und hier in Deutschland ist es eben der Arbeitsmodus.“
Sieczkowska lässt anklingen, dass sie zwar viele Kollegen hier kennt, dass aber neue Freundschaften nicht
Sie würde gerne öfter ihre Heimat Brasilien besuchen
so einfach wären. Für die Zukunft wünscht sie sich, außer einer erfolgreichen Arbeit in der Musikschule natürlich, dass sie öfter als nur einmal im Jahr ihre Heimat Brasilien besuchen kann.
Die Leiterin der Städtischen Musikschule Helga Knoll-Zettl ist voll des Lobes für ihre neue Mitarbeiterin: „Wir freuen uns sehr, dass wir sie gewinnen konnten. Sie hat sich gut eingelebt. Ich freue mich auch, dass unsere Streicherklasse in so gute Hände gekommen ist und menschlich und fachlich so gut betreut wird.“