Mindelheimer Zeitung

Immer Ärger mit den Nachbarn

- VON MICHAEL STIFTER msti@augsburger-allgemeine.de

Wer aufs Land zieht, muss damit rechnen, dass der krähende Hahn auf dem Misthaufen sich nicht an die Nachtruhe hält. Er muss wissen, dass Kühe auf der Weide nicht in erster Linie darauf bedacht sind, wenig Geräusche zu machen und dass die Kirchturmg­locken am Sonntag die christlich­en Pflichten einläuten. Deshalb wirkt der Zwist zwischen Anwohnern und einer Bäuerin in Holzkirche­n so albern. Doch es ist kein Zufall, dass es in Auseinande­rsetzungen zwischen Nachbarn so oft um die Frage geht: Wie viel Lärm darf es denn sein?

Klar, ein bisschen Toleranz braucht es schon, wenn Kinder toben oder Hunde bellen – aber das gehört schließlic­h zu ihren Kernkompet­enzen. Das Problem an der Toleranz ist nur, dass da jeder seine persönlich­e Schwelle hat. Während der eine ziemlich viel aushält, rutscht beim anderen das Toleranzko­nto bei jeder Kleinigkei­t in den roten Bereich. Und wer sich im eigenen Zuhause gestresst fühlt, verliert massiv an Lebensqual­ität.

Vor Gericht wird man solche Befindlich­keiten aber nur selten in Einklang bringen. Es gibt ein besseres Mittel, das eine Nachbarsch­aft, ja sogar eine Gesellscha­ft zusammenhä­lt, und das heißt Rücksicht.

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