Das Gummi-Bärchen
Die Ministerin überrascht im Latex-Kostüm
Die Mode bietet ein wahres Füllhorn an bösartigen Verführungen. Breitschultrige Blazer zu glänzenden Radlerhosen. Pinkfarbene Crocs. Aufgestellte Poloshirtkragen. Weil es so schwer ist, den Sirenengesängen des vermeintlichen Trends zu widerstehen, greifen Politikerinnen fast immer auf eine Art Arbeitsuniform zurück. Hosenanzug, Kostüm. Es soll ja auf die Inhalte ankommen und nicht auf die Verpackung. Nur manchmal, da werden auch die Stärksten schwach. Und diese Momente sind es, die einen kurzen Blick in die Seele unserer Volksvertreter erlauben. Denn Mode ist, man darf das so platt sagen, stoffgewordene Psychologie. Was Mann und Frau sich überwerfen, sagt mehr als alle Worte. ExPräsident Obama gab sich mit offenem Hemdkragen als lässiger Machtmensch. Grünen-Chefin Annalena Baerbock will mit ihrer Lederjacke zeigen, dass sie anders ist als die konforme Masse. Kohl gab sich mit Strickjacke volksnah. Aber was, um Himmels willen, will uns Digitalministerin Dorothee Bär mit ihrem, nun ja, ungewöhnlichen Latex-Outfit sagen, mit dem sie bei der Verleihung des Computerspielepreises erschien? Die Politikerin als Wonderwoman? Oder doch eher ein Gummi-Bärchen? „Ich hab mir gedacht: Was ist die Berliner Variante für das Dirndl? Und dann bin ich auf das hier gekommen“, sagt die Ministerin. Verkehrsminister Andreas Scheuer, der seine Parteikollegin begleitete, ging auf Nummer sicher und entschied sich für „die analoge Variante“– Anzug und Krawatte. „Weil ich eh nicht mithalten kann mit der bezaubernden Doro Bär.“