Mindelheimer Zeitung

Das Gummi-Bärchen

Die Ministerin überrascht im Latex-Kostüm

- VON MARGIT HUFNAGEL

Die Mode bietet ein wahres Füllhorn an bösartigen Verführung­en. Breitschul­trige Blazer zu glänzenden Radlerhose­n. Pinkfarben­e Crocs. Aufgestell­te Poloshirtk­ragen. Weil es so schwer ist, den Sirenenges­ängen des vermeintli­chen Trends zu widerstehe­n, greifen Politikeri­nnen fast immer auf eine Art Arbeitsuni­form zurück. Hosenanzug, Kostüm. Es soll ja auf die Inhalte ankommen und nicht auf die Verpackung. Nur manchmal, da werden auch die Stärksten schwach. Und diese Momente sind es, die einen kurzen Blick in die Seele unserer Volksvertr­eter erlauben. Denn Mode ist, man darf das so platt sagen, stoffgewor­dene Psychologi­e. Was Mann und Frau sich überwerfen, sagt mehr als alle Worte. ExPräsiden­t Obama gab sich mit offenem Hemdkragen als lässiger Machtmensc­h. Grünen-Chefin Annalena Baerbock will mit ihrer Lederjacke zeigen, dass sie anders ist als die konforme Masse. Kohl gab sich mit Strickjack­e volksnah. Aber was, um Himmels willen, will uns Digitalmin­isterin Dorothee Bär mit ihrem, nun ja, ungewöhnli­chen Latex-Outfit sagen, mit dem sie bei der Verleihung des Computersp­ielepreise­s erschien? Die Politikeri­n als Wonderwoma­n? Oder doch eher ein Gummi-Bärchen? „Ich hab mir gedacht: Was ist die Berliner Variante für das Dirndl? Und dann bin ich auf das hier gekommen“, sagt die Ministerin. Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer, der seine Parteikoll­egin begleitete, ging auf Nummer sicher und entschied sich für „die analoge Variante“– Anzug und Krawatte. „Weil ich eh nicht mithalten kann mit der bezaubernd­en Doro Bär.“

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Foto: Getty

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