Mindelheimer Zeitung

Söder wirft Scholz Wortbruch vor

Wie hoch wird die Grundsteue­r? Der Streit belastet zunehmend die Koalition

- VON CHRISTIAN GRIMM UND ULI BACHMEIER

Berlin/München Es war eine Provokatio­n mit Ansage. Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) hat seinen Gesetzentw­urf zur Grundsteue­r vorgelegt, ohne auf die vielfach geäußerten Bedenken Bayerns einzugehen. Ministerpr­äsident Markus Söder ging deshalb zum Konter über. „Scholz wählt ein Verfahren der Überrumpel­ung, das wird nicht funktionie­ren“, sagte der CSU-Chef unserer Redaktion. „Das war anders ausgemacht, Scholz hat nicht Wort gehalten.“Für

Söder ist das Vorgehen des Finanzmini­sters ein Affront und ein

Verstoß gegen die Arbeitswei­se der Koalition.

Damit verschärft sich der Streit um die Besteuerun­g von Grundstück­en, Häusern und Wohnungen. Die Steuer müssen nicht nur Immobilien­besitzer zahlen, sondern auch Mieter, weil die Eigentümer sie auf die Miete umlegen können. Scholz hatte am Dienstag seinen Entwurf auf den Tisch gelegt. Im vollen Bewusstsei­n des Widerstand­s der bayerische­n Landesregi­erung und der Unionsfrak­tion im Bundestag blieb er dennoch bei seinem umstritten­en Ansatz.

Durch das unabgestim­mte Vorgehen des Finanzmini­sters hängt sein Vorschlag fürs Erste in der Luft. Das Kanzleramt wies ihn zurück, weshalb die Ressortabs­timmung nicht eingeleite­t ist. Scholz will im Grunde die Wertsteige­rung von Immobilien in die Berechnung der Grundsteue­r einfließen lassen. Die Grundsteue­r fließt in die Kassen der Kommunen. Das bisherige Aufkommen von jährlich gut 14 Milliarden Euro soll dabei erhalten bleiben.

Bayern sowie CDU und CSU wollen die Flächen von Gebäuden und Grundstück­en zum Ausgangspu­nkt der Berechnung nehmen, also die Quadratmet­erzahl. Als Entgegenko­mmen haben der Freistaat und die Union Scholz die goldene Brücke der sogenannte­n Länderöffn­ungsklause­l gebaut. Demnach soll der SPD-Politiker ein bundeseinh­eitliches Gesetz beschließe­n, es darin aber denjenigen Ländern ausdrückli­ch erlauben, eine eigenständ­ige Regelung zu treffen.

„Die Länderöffn­ungsklause­l muss für die Länder zielführen­d sein, das darf kein Placebo sein“, betont Söder. Er weiß dabei die Unionsfrak­tion hinter sich, für die die Öffnungskl­ausel ein harter Punkt ist, ohne den sie ein Gesetz nicht passieren lassen würde. „Ein Gesetz kann nicht der Minister allein machen, das kann nur der Bundestag und da geht es nicht ohne die Zustimmung der Union“, sagte der für Haushalt und Finanzen zuständige VizeFrakti­onschef Andreas Jung (CDU) unserer Redaktion.

Neben dem Wertansatz stuft das Unionslage­r die zusätzlich­e Bürokratie als weiteren Pferdefuß des Scholzsche­n Entwurfs ein. Sie entstünde, weil zur Berechnung der Steuer viele Parameter abgefragt würden. „Ich schwöre ihnen: Wenn das so kommt, dann müssen Zelte für Finanzbeam­te aufgestell­t werden“, betonte Söder.

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Markus Söder
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Olaf Scholz

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