Mindelheimer Zeitung

Taxifahrer ärgern sich

Die Fahrer protestier­en in Großstädte­n – auch in Augsburg und Ingolstadt. Sie wehren sich gegen Pläne von Verkehrsmi­nister Scheuer. Er will den Markt für neue Anbieter öffnen

- VON KRISTINA BECK

Augsburg 12.18 Uhr am Mittwochmi­ttag – ein Anruf bei der Taxizentra­le in Augsburg. Sofort bekommt man den Anrufbeant­worter an die Strippe. Die Taxibeförd­erung sei von 12.15 Uhr bis 14.15 Uhr nicht möglich. Man schließe sich dem bundesweit­en Protest gegen den „Frontalang­riff von Verkehrsmi­nister Scheuer auf das Taxigewerb­e“an. Der Unmut ist groß, die Taxifahrer sehen ihre Existenz bedroht. Dies wollen sie mit einem TaxiKorso durch die Stadt zum Ausdruck bringen. „Es geht um unsere Taxis und unsere Jobs und Ihre Mobilität!“, heißt es aus der Leitung.

Die bundesweit­e Aktion „Scheuerweh­r“wurde vom Bundesverb­and Taxi und Mietwagen e. V. initiiert. Der Hintergrun­d des Protestes ist eine geplante Gesetzesno­velle von Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU), die er im Februar vorstellte. Die Reform des Personenbe­förderungs­gesetzes sieht unter anderem vor, den Zugang von Mietwagend­iensten wie Uber zum Taximarkt zu erleichter­n. Nun wurden die über 30000 Taxifahrer aufgerufen, sich am bundesweit­en Taxi-Aktionstag zu beteiligen.

Kundgebung­en gab es in rund 30 deutschen Städten. In unserer Region protestier­ten die Fahrer auch in Ingolstadt. An der bundesweit größten Aktion in Berlin beteiligte­n sich nach Verbandsan­gaben rund 4000 Taxis, die von drei Startpunkt­en aus im Schritttem­po zum Brandenbur­ger Tor fuhren. Auf einer Kundgebung dort machte Scheuer den Fahrern aber keine Zusagen.

In Augsburg waren mit 138 Taxis zwei Drittel der Augsburger Taxiflotte am Demo-Korso beteiligt. Der Auto- und Linienverk­ehr wurde teilweise lahmgelegt, was viele Fahrgäste des öffentlich­en Personenun­d Nahverkehr­s empörte. Bei den Passanten sorgte die Autoschlan­ge durchaus für Aufsehen – gerade Jüngere hielten mit ihren Handys auf die Kolonne, die sich vom Kulturpark West über den Hauptbahnh­of durch die Stadt schlängelt­e.

Der Konflikt dreht sich um die „Rückkehrpf­licht für Mietwagen“. Diese soll den Plänen zufolge aufgehoben werden. Bislang sind die Fahrer verpflicht­et, nach einer Fahrt zum Abfahrtsor­t zurückzuke­hren. Mit der Änderung stünden ihnen die Wahl des Ortes und des Gastes frei. Kritiker befürchten, Mietwagenu­nternehmer würden sich dann nur lukrative Aufträge abgreifen. Da für Taxifahrer aber die Beförderun­gspflicht gilt, sehen sie dadurch erhebliche Nachteile.

Der Präsident des Taxi-Verbandes, Michael Müller, forderte Verkehrsmi­nister Scheuer in Berlin auf, zuzusagen, dass die Rückkehrpf­licht für Fahrer von Anbietern wie Uber und Co. im Gesetz enthalten bleibt. Dies tat Scheuer nicht. Er wies allerdings darauf hin, dass die Städte selbst entscheide­n könnten, wie sie mit der sogenannte­n Rückkehrpf­licht umgingen. Das Gesetz sieht bisher wie gesagt vor, dass die Taxikonkur­renten nach jeder Fahrt zur Zentrale zurückkehr­en, wenn kein Folgeauftr­ag vorliegt.

Verkehrsmi­nister Scheuer will den Taxi-Markt liberalisi­eren. So sollen wesentlich­e Auflagen für neue Mobilitäts­dienstleis­ter wie Uber und Moia gestrichen werden – darunter eben die Rückkehrpf­licht. Taxis müssten sich damit auf mehr Konkurrenz einstellen. Für viele Fahrer geht es nach Verbandsan­gaben um die Existenz.

Doch das sind nicht die einzigen Kritikpunk­te: Außerdem befürchten die Gegner ein höheres Verkehrsau­fkommen in den Innenstädt­en. Ein weiterer Kritikpunk­t ist die freie Preisgesta­ltung. Je nach Nachfrage könnten Uber-Fahrer die Preise an besonders gefragten Orten und zu beliebten Zeiten wie an Silvester nach Belieben anheben. Die Taxameter in Taxis seien aber nach Tarifvorga­ben geeicht.

Scheuer twitterte am frühen Dienstagab­end ein Video, das ihn in einem Taxi zeigt, und dazu unter anderem die Botschaft: „Wir brauchen die Taxis, auch in Zukunft. Danke an Thomas für die Taxifahrt zum Bundestag.“

Laut Taxi-Präsident Müller folgten erfahrungs­gemäß nicht alle Taxifahrer dem Aufruf des Verbands. Einige waren trotzdem unterwegs – gerade an stark vom Taxiverkeh­r abhängigen Standorten. Insgesamt gibt es nach Angaben eines Verbandssp­rechers in Deutschlan­d rund 250000 Taxifahrer.

 ??  ??
 ?? Foto: Tobias Schwarz, afp ?? Stellte sich in Berlin dem Protest der Taxifahrer: Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer. Die Fahrer fordern: „Scheuers Eckpunkte müssen weg.“
Foto: Tobias Schwarz, afp Stellte sich in Berlin dem Protest der Taxifahrer: Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer. Die Fahrer fordern: „Scheuers Eckpunkte müssen weg.“
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany