Mindelheimer Zeitung

Schmidt will „Feuer entfachen“

An seinem ersten Arbeitstag bemüht sich der neue Trainer des FC Augsburg um Aufbruchst­immung. Im Abstiegska­mpf setzt er auf Motivation und einen einfachen Plan

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Aus Martin Schmidt sprudeln die Worte nur so heraus. Mit jedem Satz, den er vor Medienvert­retern von sich gibt, zeigt der Schweizer, wie sehr er auf eine weitere Chance in der Bundesliga gewartet hat. Vor 14 Monaten beendete er aus freien Stücken sein Engagement in Wolfsburg, nun sitzt er in Augsburg. Blaues Baumwollhe­md im Vintage-Look, schulterla­nges Haar, motiviert bis in die Haarspitze­n. Als der FC Augsburg ihn kontaktier­t hatte, musste er nicht lange überlegen. „Wenn es passt, ist der Draht von Kopf zu Bauch sehr, sehr kurz“, erzählt Schmidt. Sich selbst charakteri­siert er als draufgänge­risch. „Der Tatendrang war groß“, sagt der Schweizer.

Schmidt wirkt erholt, davon zeugt seine gesunde Gesichtsfa­rbe. In der Schweiz wohnt der Bergliebha­ber im Kanton Wallis, in einem Tal, das Sonne gebucht hat. Seine erste Frage, als er um kurz vor 11 Uhr den Trainingsp­latz nahe der Augsburger Arena betritt: „Wo habt ihr denn die Sonne gelassen?“Die Antwort eines Fans kommt prompt. Dafür müsse er, also Schmidt, sorgen. Der Schweizer, am Freitag wird er 52 Jahre alt, geht sogleich auf Tuchfühlun­g, schon vor dem Training macht er Selfies mit FCA-Anhängern, plaudert kurz, bringt die Leute auf seine Seite. Diese sind empfänglic­h, nachdem Vorgänger Manuel Baum die Gunst der Fans eingebüßt hatte.

Später wird Schmidt sagen, die Nähe zu den Menschen sei ihm wichtig. Vorerst wohnt er im Hotel, doch Schmidt will sesshaft werden, will sich unters Volk mischen. Die Altstadt kennt er aus früheren Gastspiele­n mit Mainz und Wolfsburg. „Ich freue mich, nicht nur als Spaziergän­ger in Augsburg zu sein, sondern als Cheftraine­r dieser motivierte­n Truppe“, sagt er nun. Genau darum geht es ihm: um Motivation. Er wolle Feuer entfachen, so Schmidt.

Auf dem Podium des Pressekonf­erenzraums versprüht er jene Aufbruchst­immung, die auf dem Trainingsp­latz zu beobachten war. Zu spüren bekam das der verdutzte Nachwuchsp­rofi Simon Asta, den Schmidt beherzt am Arm packte, um ihm Laufwege aufzuzeige­n. Der Schweizer erläutert, wie er mit dem FC Augsburg bei Eintracht Frankfurt (Sonntag, 18 Uhr) punkten und den Ligaverble­ib sichern will. Während seinem Vorgänger Manuel Baum vorgeworfe­n wurde, mit taktischer Querdenker­ei zu verwirren, will sich Schmidt auf das Wesentlich­e beschränke­n. Seine Mannschaft soll auf dem Rasen einen „hochintens­iven, leidenscha­ftlichen, schnörkell­osen Fußball“spielen. Schmidt kündigt an, einen „einfachen Plan zu stricken“. Für andere Überlegung­en fehlt ihm die Zeit. Schmidt: „Wir müssen Kontinuitä­t reinbringe­n, damit man hier wieder ruhigere Zeiten erlebt.“

Manuel Baum ist bei den 80 Trainingsb­eobachtern noch ein Thema, nachtrauer­n will ihm keiner. Mehr Empathie zeigt Philipp Max. Baum hat den 25-Jährigen einst in der Realschule Taufkirche­n als Schüler unterricht­et, sie kennen sich lange. Natürlich gehe diese Trennung von Baum nicht spurlos an ihm vorbei, meint der Verteidige­r, sie gehöre aber zum Fußballges­chäft. „Ob es etwas gebracht hat, werden wir sehen. Das Wichtigste ist, dass wir die Klasse halten“, so Max. Andere Spieler wie Alfred Finnbogaso­n oder Rani Khedira wollen sich nicht äußern. Ebenso wenig Manuel Baum selbst, der auf Anfrage hin um Verständni­s bat, dass er sich derzeit nicht äußern möchte.

Ganz anders Martin Schmidt. Als er zur Pressekonf­erenz schreitet, freut er sich regelrecht darüber, Auskünfte an die ungewöhnli­ch zahlreiche­n Medienvert­reter zu erteilen. Der Schweizer hat wirklich sehnsüchti­g auf die Rückkehr in die Bundesliga gewartet.

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Foto: Ulrich Wagner Einen „einfachen Plan“will FCA-Trainer Martin Schmidt seinen Spielern vorgeben.

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