Mindelheimer Zeitung

Vorsicht Vorschau

- VON WOLFGANG SCHÜTZ kino@augsburger-allgemeine.de

Das gibt’s ja sonst nur in Kindervors­tellungen. Da geht man in was betont Nettes, Jim Knopf oder so, und dann schreit dem vielleicht ja doch noch nicht ganz durch Medien-Übernutzun­g abgestumpf­ten Nachwuchs das animierte Monster vom nächsten Disney-Spektakel entgegen. Schnell dessen schreckgew­eiteten Augen zugehalten, Aufmerksam­keit abgelenkt, im Freiluft-Kino auch mal die Decke über den Kopf geworfen. Eltern kennen sie: die Angst vor der Vorschau.

Als Erwachsene­r gibt es doch höchstens den Überdruss-Horror der ewig gleichen, gefühlt monatelang laufenden Spots: Wie lang wurde auf „Werk ohne Autor“hingewiese­n, auf „Monsieur Claude 2“mit all den schon beim ersten Mal blöden Kalauern, wie lange deutet sich jetzt das Geheimnis von „Avengers 4“oder „Godzilla 2“schon an? Ansonsten gibt es doch nur noch die Spoiler-Angst, also davor, in der Vorschau schon zu viel über einen Film zu erfahren, den man sich ja eh ansehen will.

Eine kinderähnl­iche Angst aber kehrt zu dem Erwachsene­n zurück, der sich gelegentli­ch traut, einen Fuß in das Genre des Horrors zu setzen, der aber dem Schrecken von Bildern gegenüber auch noch nicht abgestumpf­t ist. Warum sich das antun? Weil es mit „A Quiet Place“etwa oder auch Jordan Peeles „Get Out“und nun dessen Nachfolger „Wir“ja immer wieder Filme gibt, die nicht nur von Freaks gefeiert werden. Kann ja interessan­t sein in Zeiten gesellscha­ftlicher Angst-Konjunktur. Und ist es in den genannten Fällen tatsächlic­h auch. Und gar nicht schlimm in Sachen Horror – was die Hauptfilme anging. Aber die Vorschauen! Für „Friedhof der Kuscheltie­re“oder „Lloronas Fluch“oder „The Hole in the Ground“. Die mit ihren Psycho-Schocker-Effekten prahlen und einen wie das Kind schon vor dem Hauptfilm fix und fertig machen. Zum Davonlaufe­n! Spricht das Weichei? Ja, bitte, hier gerne.

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