Mindelheimer Zeitung

Eine rundum gelungene Premiere

Auch der neue Dirigent spornt die Musiker in Bedernau zu Höchstleis­tungen an

- VON SABINE ADELWARTH

Bedernau Dass die Musiker des Musikverei­ns Bedernau eine Menge musikalisc­hes Potenzial haben, ist weit über die Landkreisg­renzen bekannt. Zahlreiche Erfolge verzeichne­te das Orchester in den letzten Jahren und gerade Nicole Simon, die lange die Leitung der über 50 Musikerinn­en und Musiker hatte, spürte dieses besondere musikalisc­he Talent und reizte mit den Musikanten alle Facetten aus, die ihr als „Laiendirig­entin“möglich waren. Letztes Jahr legte sie den Taktstock in Bedernau nieder und alle warteten gespannt, wie es in der Kapelle wohl weitergehe­n wird.

Was nun in einem Jahr passiert ist, wurde beim Jahreskonz­ert in der vollbesetz­ten Sporthalle hörbar. Dort bekamen die Gäste beste Blasmusik zu hören, die sich aber doch etwas von vergangene­n Zeiten abhob.

Dass dieser Hörgenuss aber nicht nur den Musikern zuzuschrei­ben ist, war jedem im Saal klar. Denn der Verein hat das Glück, einen jungen und enthusiast­ischen Mann gefunden zu haben, der die Musik im Blut hat. Der neue Dirigent Jonathan Eberstein, der auch schon die Musikkapel­le in Stetten leitet, hat diese zusätzlich­e Aufgabe angenommen. Gleich zu Beginn, als die Musiker auf die Bühne marschiert­en, wurde durch die neue Registeran­ordnung die Änderung sichtbar und bei der eleganten und festlichen „Jupiter Hymn“wurde die neue Handschrif­t deutlich.

Der 23-Jährige, gebürtig aus Essen, schwingt sicher und routiniert den Taktstock, was bei seiner Laufbahn aber auch nicht wunderlich ist. Seit er vier Jahre alt ist, hat er sich der Musik verschrieb­en und lernte Cello. „Ich komme aus einer sehr musikalisc­hen Familie“, begründet er seine Leidenscha­ft. Mit zehn Jahren hat er dann mit der Tuba sein Instrument gefunden. Vor drei Jahren begann er sein Studium für Blasorches­terleitung in Augsburg. Die Kapelle Bedernau, die bereits seit Jahren in der Oberstufe glänzt, hat mit ihm einen perfekten Dirigenten­nachfolger gefunden.

Das Publikum wurde mit der anspruchsv­ollen Kompositio­n „Der Magnetberg“verwöhnt, welches das Pflichtstü­ck der diesjährig­en Wertungssp­iele sein wird und vom Orchester beeindruck­end intoniert wurde. Bei „O Magnum Mysterium“erklärten die beiden Moderatori­nnen Melanie Eberle und Pia Haggenmüll­er, welches Register am meisten gefordert war: „Was würde jeder Musiker bekommen, wenn er bei diesem Stück eine Gage von 300 Euro kriegen würde? Dann läge das Netto-pro-Ton-Einkommen eines Tubisten bei 25 Euro und ein Klarinetti­st bekäme 1,28 Euro“, witzelten sie und fügten an: „Bitte achten sie darauf, ob ihnen die zwölf Töne der Tuben 300 Euro wert wären oder ob es sich bei den Klarinette­n um ein massives Preisdumpi­ng handelt.“

Innig und hingebungs­voll intonierte dann Solistin Pia Haggenmüll­er das Stück „Oblivion“mit ihrem Saxophon und erntete lang anhaltende­n Applaus. Sie hatte beim Jahreskonz­ert neben Moderation und Solipassag­en alle Hände voll zu tun und bei „Bist du bei mir“trat sie dann sogar als neue zweite Dirigentin aufs Pult. Das überrascht­e Publikum klatschte begeistert Beifall. Pia Haggenmüll­er löst damit Sylvester Lutz ab, der von 1984 bis 2006 Erster Dirigent war und von 2006 bis heute als Zweiter fungierte.

Bei „Cry of the last Unicorn“gab es abwechseln­d melancholi­sche und stürmische Passagen zu hören, die mit gefühlvoll­en solistisch­en Einsätzen von Horn, Trompete und Flöte bestens zur Geltung kamen. Der Konzertmar­sch „Knight Templar“wurde ursprüngli­ch für Brassband geschriebe­n und Jonathan Eberstein hat ihn extra für Blasorches­ter arrangiert. Dabei wurden markante Elemente einfach von Blech- in Holzstimme­n umgewandel­t. Neben der „Bergmannsp­olka“intonierte das Orchester eindrucksv­oll das Stück „Circle of life“aus dem Filmhit „König der Löwen“. Dabei präsentier­te Manfred Simon gleich zu Beginn seine gewaltige Stimme, aber auch als Klarinette­n-Solist glänzte er bei der „Klarinetti­stenfreude“. Diese Polka spielte er im Alleingang und bewies einmal mehr, wie sehr er sein Instrument beherrscht. Dass er diese Darbietung komplett auswendig vortrug, soll nicht unerwähnt bleiben. Dafür erntete er tosenden Applaus.

Die Bedernauer stehen aber auch einer coolen Bigband in nichts nach. Das wurde bei „Birdland“deutlich: Beschwingt spielte das SaxophonRe­gister den Jazzrock-Klassiker. Am Ende des zweistündi­gen Konzerts sorgte das „Deep Purple Medley“für Begeisteru­ngsstürme und als Zugabe wurde ein buntes Potpourri der 80er-Jahre-Hits vorgetrage­n, dass den Schlusspun­kt eines tollen Konzertes setzte.

 ?? Fotos: müsa ?? Manfred Simon glänzte bei „Klarinetti­stenfreude“mit einem bemerkensw­erten Solo beim Jahreskonz­ert des Musikverei­ns Bedernau in der Sporthalle und erntete tosenden Applaus.
Fotos: müsa Manfred Simon glänzte bei „Klarinetti­stenfreude“mit einem bemerkensw­erten Solo beim Jahreskonz­ert des Musikverei­ns Bedernau in der Sporthalle und erntete tosenden Applaus.
 ??  ?? Die beiden neuen Dirigenten in Bedernau: Jonathan Eberstein überreicht­e seiner Stellvertr­eterin Pia Haggenmüll­er einen Taktstock.
Die beiden neuen Dirigenten in Bedernau: Jonathan Eberstein überreicht­e seiner Stellvertr­eterin Pia Haggenmüll­er einen Taktstock.

Newspapers in German

Newspapers from Germany