„Mein Weg macht mich stolz“
FCA-Profi André Hahn über die Trainerentlassung, Training mit Poldi und Schweini und eine besondere Bewerbung
Zaisertshofen Eine sportliche Bergund Talfahrt, das DFB-Pokal-Aus und letztlich die Entlassung des Trainerteams Baum/Lehmann: Der FC Augsburg erlebt die turbulentesten Tage seiner jüngeren Vereinsgeschichte. FCA-Profi André Hahn fand am Dienstagabend dennoch die Zeit, in seinem Wohnort Zaisertshofen den Fußball-Stammtisch der Mindelheimer Zeitung zu besuchen – und sich dort den Fragen von Sportredakteur Axel Schmidt und einiger Fans zu stellen. Vor gut 100 Zuhörern sprach der Ex-Nationalspieler über...
● ...seine Reaktion auf die Trainerentlassung: „Wir waren alle überrascht, mit dieser Entscheidung hätten wir nicht gerechnet. Manuel Baum ist ein angenehmer Zeitgenosse und hat sehr viel Ahnung vom Fußball, gerade im taktischen Bereich. Das hat leider nicht genügend Früchte getragen. Dann ist es das Geschäft, dass sich der Verein umschaut, wie es weitergeht.“
● ...den Zeitpunkt der Entlassung: „Das kann sich positiv, aber auch negativ auswirken. Wir werden sehen. Ich bin mir sicher, dass wir die Klasse auch mit Manuel Baum gehalten hätten.“
● ...die mehrmals öffentlich geäußerte Kritik von Spielern am Trainer: „Prinzipiell sollte so etwas intern geklärt werden – dafür sind wir ein Team, dass wir Probleme erst intern besprechen, bevor es nach draußen kommt. Der ein oder andere handhabt das ein bisschen anders. Der Trainer bereitet uns natürlich auf das Spiel vor, aber auf dem Platz sind wir es, die die Initiative ergreifen müssen. Ein bisschen tiefer stehen, kein Gegentor kriegen und dann auf Kommandos warten.“
● ...das Aus im DFB-Pokal: „Solche Spiele tun extrem weh – gerade, wenn man sich 120 Minuten sehr intensiv den A... aufreißt und alles reinhaut gegen einen wirklich starken Gegner wie Leipzig. Wegen so einer Aktion zu verlieren, ist schade. Man versucht, das schnell auszublenden, aber das ist nicht einfach. Das wäre das DFB-Pokal-Halbfinale gewesen, davon träumt jeder.“
● ...das 0:4 gegen Hoffenheim: „Man hat gesehen, dass ein paar Spieler nach den 120 Minuten gegen Leipzig müde waren. Dann hat es schon nach fünf Minuten gescheppert. Außerdem beherrscht es Hoffenheim, verschiedene Taktiken und Aufstellungen zu spielen. Die können problemlos switchen. Wir haben dann wie gegen Nürnberg alles nach vorne geworfen.“
● ...die schwankenden Leistungen: „In den Spielen gegen Leipzig, Dortmund, Bayern erwartet niemand etwas von uns. Wenn wir 0:3 verlieren, sagen alle: ‚Das war ja klar’. Aber in den Spielen, wo du unbedingt gewinnen musst und willst, da ist natürlich auch Druck. Aber das soll keine Ausrede sein. Das sind Konkurrenten, die müssen wir schlagen. Jetzt kommen Stuttgart und Schalke. Dass wir da punkten müssen, ist uns sehr bewusst.“● ...mögliche Stellschrauben: „Wir müssen zu unseren Tugenden zurückfinden: Laufen und Kämpfen bis zum Umfallen. Damit kann man jeden Gegner besiegen, wie man gegen Dortmund gesehen hat. Wir müssen als Team gegen den Ball arbeiten – und, was extrem wichtig ist: hinten die Null halten. Wir haben vorne mit Alfred (Finnbogason, d. Red.) jemanden, der immer für ein Tor gut ist. Deshalb müssen wir uns erst defensiv stabilisieren, bevor wir zu sehr auf Angriff setzen.“
● ...seinen zweiten FCA-Wechsel: „Da ich sehr gute Erinnerungen an meine erste Zeit hatte, war klar, dass ich wieder zurückwollte. Ich weiß, was ich an Augsburg habe. Das ist eine tolle Gegend und ein super Verein, der sich gut entwickelt hat.“
● ...seine ersten Karriereschritte: „Mit 17 habe ich noch auf dem Dorf gespielt – dann habe ich mich so beworben, wie es jeder andere auch tut: Ich habe eine Bewerbung an den HSV geschrieben, die haben mich dann beobachtet. Die vielen Stationen danach waren nicht immer einfach, ich habe in meiner Karriere wirklich alle Höhen und Tiefen miterlebt: schwere Verletzungen, Champions League und Nationalmannschaft, jetzt den Abstieg mit dem HSV. Mein Weg hat mich geerdet – und macht mich stolz.“
● ...seine Nationalmannschafts-Erfahrungen: „Bei meiner ersten Fahrt zu einem Länderspiel traf ich im Zug die Bayern-Spieler: Schweinsteiger, Lahm, Boateng, Neuer – das war Wahnsinn, ich kannte die ja auch nur aus dem Fernsehen und hatte ein paar Monate zuvor noch in der Dritten Liga gespielt. Sie waren wie die anderen Nationalspieler aber total umgänglich. Als Persönlichkeiten sind Schweinsteiger und Podolski nicht zu toppen, das war Comedy pur – richtig sympathische Jungs, die sich selbst nicht zu ernst nehmen. Rein fußballerisch war Mesut Özil eine Hausnummer.“