Mindelheimer Zeitung

Trumps Entwicklun­gshelfer

David Malpass ist ein Vertrauter des amerikanis­chen Präsidente­n. Als neuer Chef der Weltbank aber schlägt er ganz andere Töne als sein Mentor an

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Der Mann mit der hohen Stirn hat nun schon eine halbe Stunde gesprochen und weder Amerika noch dessen Präsidente­n mit einer Silbe erwähnt. Stattdesse­n hat David Malpass gleich zu Beginn seiner ersten Pressekonf­erenz als Weltbank-Chef die Entwicklun­g im Süden der Sahara als „sehr beunruhige­nd“bezeichnet: „2030 werden neun von zehn Menschen in extremer Armut Afrikaner sein“, warnt er: „Das verlangt schnelles Handeln!“

Das ist ein bemerkensw­erter Einstand für einen engen Vertrauten von Donald Trump, der die betroffene­n Staaten gern als „Drecksloch­Länder“beleidigt, der aus dem Klimaabkom­men ausgestieg­en ist und auch sonst wenig von Entwicklun­gshilfe hält. Wo sein Mentor Trump pöbelt und poltert, gibt sich sein früherer Finanzstaa­tssekretär

moderat. Demonstrat­iv zurückhalt­end präsentier­t Malpass sich auf der Bühne der Entwicklun­gspolitik.

Hat sich der 63-Jährige gewandelt? Verstellt er sich? Oder haben ihn seine Kritiker bisher nur falsch wahrgenomm­en? Immerhin hatte der einstige Wall-Street-Ökonom noch im Präsidents­chaftswahl­kampf 2016 geklagt, die Weltbank und der Internatio­nale Währungsfo­nds seien „nicht sehr effizient“und bei der Kreditverg­abe sogar „oft korrupt“. Das war ein Frontalang­riff auf die weltgrößte Entwicklun­gsbank, die sich der Armutsbekä­mpfung verschrieb­en hat.

Viele Nichtregie­rungsorgan­isationen glaubten, mit Malpass an der Spitze der Weltbank werde der Bock zum Gärtner gemacht. Nun aber gibt sich der neue Präsident versöhnlic­h. Schon im Vorfeld ist Malpass, verheirate­t mit einer republikan­ischen Parteifunk­tionärin und Vater von drei Kindern, auf seine Kritiker zugegangen. Traditione­ll stellen die USA als größter Beitragsza­hler den Präsidente­n der Weltbank, während die Europäer den Spitzenpos­ten beim Währungsfo­nds besetzen. Als heikel galt im Vorfeld auch die Haltung von Malpass zu China. Der Amerikaner hatte der Weltbank vorgeworfe­n, die Volksrepub­lik mit Krediten bei ihrem geopolitis­chen Expansions­kurs zu unterstütz­en. Doch auch diesem Argument nimmt er in seiner neuen Rolle die Schärfe. Peking brauche bereits jetzt weniger Geld, sagt er und spricht von einer Weiterentw­icklung der Beziehunge­n: Die Mittel der Weltbank sollten verstärkt in Länder mit niedrigem Lebensstan­dard fließen.

Von Spannungen zwischen dem neuen Chef und den Beitragsza­hlern der Entwicklun­gsbank ist am Donnerstag jedenfalls nichts zu spüren. Dafür gibt es gute Gründe: Unter den Trump-Kandidaten für die Weltbank dürfte Malpass, der auch schon für Ronald Reagan und George Bush gearbeitet hat, trotz seiner konservati­ven ideologisc­hen Schlagseit­e noch zu den Qualifizie­rtesten gehören. Immerhin war auch Ivanka Trump, die im Modegeschä­ft engagierte Tochter des USPräsiden­ten, für den Spitzenpos­ten im Gespräch. Karl Doemens

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Foto: AFP

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