Mindelheimer Zeitung

Milliardär greift nach „Krone“

Karstadt-Eigner investiert in Zeitung

- VON MARIELE SCHULZE BERNDT UND DANIEL WIRSCHING

Mit Kleinigkei­ten beschäftig­t sich der Mann, der kürzlich zusammen mit einem US-Partner das Chrysler Building in New York gekauft hat, eher selten. René Benko, 41, denkt groß: Der Karstadt-Eigner, der vor wenigen Tagen Medienberi­chten zufolge mit weiteren Unternehme­rn auch den Flughafen Bozen in Südtirol übernommen hat, will verstärkt ins Zeitungsge­schäft investiere­n. Der Innsbrucke­r Immobilien­unternehme­r und Milliardär ist bereits am österreich­ischen Boulevardb­latt Kronen Zeitung beteiligt.

Was er mit ihm vorhat? Das fragten sich viele seiner Landsleute, als im November 2018 bekannt wurde, dass sich Benkos Signa Holding zu je fast 25 Prozent an der Krone und der Tageszeitu­ng Kurier beteiligte, indem sie 49 Prozent der WAZ Ausland Holding übernahm. Diese gehört zur Essener Funke Mediengrup­pe. Und Funke gehört die Hälfte der Krone. Benko kündigte nun in einem Interview an, die restlichen Anteile von Funke übernehmen zu wollen – „die ,Krone‘ liegt damit wieder in österreich­ischer Hand“.

Die andere Hälfte an der Krone hält Familie Dichand; Christoph Dichand, Sohn des Krone- Gründers sowie Herausgebe­r und Chefredakt­eur, reagierte alarmiert: „Finanzinve­storen“wollten die Krone, die am Donnerstag ihr 60-jähriges Bestehen als Neue Kronen Zeitung beging, unter Kontrolle bringen. Er sprach von einem „Angriff auf die Unabhängig­keit der Krone“und „letztlich auch auf die Pressefrei­heit“. Die Krone hat mit mehr als zwei Millionen Lesern die größte Reichweite unter Österreich­s Zeitungen und bekommt die meisten Inserate der Regierung. 2018 schalteten die Ministerie­n Anzeigen für 4,6 Millionen Euro.

Benko beteuerte, er handle aus rein wirtschaft­lichen Motiven. „Die Medienbran­che ist aus meiner Sicht eine Zukunftsbr­anche.“Allerdings sehe er Nachholbed­arf beim Thema Digitalisi­erung. „Das finde ich unternehme­risch reizvoll.“An der Unabhängig­keit der Redaktione­n werde sich nichts ändern, und auch Dichand könne Herausgebe­r und Chefredakt­eur bleiben. Krone und Kurier sollen, so Benkos Plan, zu „einem internatio­nal bewunderte­n Musterbild der digitalen Transforma­tion werden“. Das Handelsbla­tt schrieb nicht von ungefähr: „René Benko will zum Jeff Bezos Österreich­s werden“. Dem AmazonGrün­der gehört auch die Washington Post. Was ihm gesellscha­ftlichen Einfluss in den USA sichert. Ein solcher kommt in Österreich der Krone zu. Bald verstärkt auch Benko? VON DANIEL WIRSCHING

 ??  ?? René Benko
René Benko
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany