Ist keiner mehr da, wenn es brennt?
Hat eigentlich schon jemand registriert, dass es keine „Feuerwehrmänner“mehr in der Fußball-Bundesliga gibt? Die sind irgendwann verschwunden wie Schreibmaschinen, gelbe Telefonhäuschen oder das Testbild im Fernsehen. Für den Job des Feuerwehrmannes waren früher einige regelrecht prädestiniert. Wie Peter Neururer oder der im Jahr 2010 verstorbene Jörg Berger. Der gilt übrigens als Inbegriff des Feuerwehrmannes, einer, der nur zu einem Bundesligaklub kommt, um Brände zu löschen beziehungsweise eine Mannschaft kurzfristig noch vor dem Abstieg zu retten. Bergers spektakulärste Tat war im Jahr 1999, als er mit Eintracht Frankfurt an einem dramatischen letzten Spieltag durch einen 5:1-Sieg über Kaiserslautern die Klasse gehalten hat. Frankfurts Stürmer Jan Age Fjörtoft sagte damals: „Berger hätte auch die Titanic gerettet.“
Wo sind all die Retter geblieben? Im Bundesliga-Abstiegskampf des Jahres 2019 geben die Nachfahren der Herren Berger und Neururer, wenn man sie überhaupt so bezeichnen darf, eher ein erbärmliches Bild ab. Über alle im Abstiegskampf verwickelten Klubs und ihre neu verpflichteten Trainer Thomas
Doll, Boris Schommers, Markus Weinzierl oder Huub Stevens würde sich Berger heute wahrscheinlich scheckig lachen. Das ist kein Abstiegskampf, sondern ein Schneckenrennen.
Während der Woche hat jetzt mit dem FC Augsburg der fünfte und letzte Vertreter im Abstiegskampf seinen Coach gewechselt. Martin Schmidt hat den Job des glücklosen Manuel Baum übernommen. Rettet er auch die Ehre der Feuerwehrmänner? Die Chancen stehen gut. Schmidt ist nicht nur ein hemdsärmeliger Typ. In seiner Jugendzeit hat er auf einer Alm in der Schweiz Kühe gemolken und sozusagen der Gefahr frühzeitig ins Auge geblickt. Als Kfz-Mechaniker lag er unter vielen Autos und trotzte dort manch schrottiger Karosserie. Und schließlich: Das erste FCA-Spiel von Schmidt ist in Frankfurt, dort, wo der unglaubliche Jörg Berger einst ein großes Fußball-Wunder vollbracht hat. Alles Voraussetzungen, die für eine Renaissance des Feuerwehrmanns sprechen.