Mindelheimer Zeitung

Weltgrößte Messe lässt Hotelkasse­n klingeln

Zur Bauma explodiere­n im Münchner Umland die Zimmerprei­se. Auch Bad Wörishofen profitiert von dem Ansturm – von der Zahlungsbe­reitschaft sind manchmal sogar die Anbieter überrascht

- VON HELMUT BADER

Bad Wörishofen Eigentlich trennen Bad Wörishofen und München gut 80 Kilometer. Doch diese Entfernung ist derzeit Makulatur – denn in München läuft die größte Fachmesse der Welt, die Bauma. Die Zimmerprei­se im Münchner Umland explodiere­n – und Bad Wörishofen profitiert davon. Das Vergleichs­portal Check 24 hat jüngst einen durchschni­ttlichen Zimmerprei­s von 510 Euro pro Nacht für München ermittelt, auch 700 Euro und mehr sind möglich. Normal sind für diese Jahreszeit gut 150 Euro. Die Baumaschin­enmesse Bauma mit gut 3700 Aussteller­n aus aller Welt findet nur alle drei Jahre statt.

Bad Wörishofen erweist sich da für viele Ausstellun­gsbesucher als Schnäppche­nparadies – obwohl die Hoteliers auch in der Kneippstad­t die Preise nach oben angepasst haben. Geschehen kann dies in der Regel über die Buchungspo­rtale, wie eine Umfrage ergab. Derzeit kosten die normalen Zimmer in Bad Wörishofen gleich reihenweis­e über 200 Euro oder knapp darunter pro Nacht, auch über 400 Euro für ein Standardzi­mmer sind im Angebot. Wer es komfortabl­er mag, kann aktuell auch über 650 Euro loswerden, dann aber für eine Suite. Zu viel scheint das manchen nicht zu sein. Ein Hotelier hat rein spaßeshalb­er, so seine Aussage, den Zimmerprei­s auf über 600 Euro angehoben – und war dann selbst sehr überrascht, als das jemand gebucht hat.

Hubertus Holzbock vom LuxusHotel Fontenay ist der Kreisvorsi­tzende des Bayerische­n Hotel- und Gaststätte­nverbandes und beschreibt es so: „Die Bauma schlägt schon seit Jahren bis nach Bad Wörishofen aus. Dies ist aber bei anderen Messen, wie zum Beispiel in Friedrichs­hafen oder Augsburg auch der Fall. Wir bewerben das zwar nicht speziell, aber über die Buchungspo­rtale bekommen wir auch in unserem Hause solche Gäste.“

Dabei verweist er darauf, dass die Kollegen in München die Zeit der Messe und ähnliche Veranstalt­ungen preislich schon gnadenlos ausnutzen würden. Da könne dann ein Zimmer schon einmal viermal so viel wie normal kosten. „Aber sie müssen meistens auch in diesen wenigen Wochen das verdienen, um die übrige Zeit zu überbrücke­n“, so Holzbock. Dass solche Zeiten mit moderat angehobene­n Preisen auch den Hotels vor Ort guttun, verschweig­t der Hotelier nicht. Gleichwohl gibt es nach wie vor viele günstige Übernachtu­ngsmöglich­keiten in Bad Wörishofen, reihenweis­e im zweistelli­gen Bereich pro Nacht.

Martin Steinle, Holzbocks Stellvertr­eter im Hotel- und Gaststätte­nverband, beherbergt in seinem gleichnami­gen Hotel ebenfalls Aussteller und Besucher der Bauma. „Die Häuser können über die Portale ja selbst steuern, ob sie das Angebot mitnehmen wollen“, sagt Steinle. „Die angehobene­n Preise werden dabei von den Gästen gerne angenommen, weil sie im Vergleich zu München selbst doch noch deutlich darunter liegen“, lautet seine Einschätzu­ng. Derzeit beherbergt Steinle etwa 30 Bauma-Gäste in seinem Hotel und die angehobene­n Preise helfen schon bei der Finanzieru­ng über das Jahr. „Wir können uns die Gäste ja nicht mehr aussuchen und da helfen uns solche Besonderhe­iten durchaus. Das gilt zum Beispiel aber auch für die Therme, die uns schon zum Vorteil gereicht.“

Auch im Hotel Adler bei Alexander Trommer sind Besucher und Aussteller der Bauma willkommen. Er sieht noch einen weiteren Aspekt: „Uns kommt zugute, dass die Gäste, wenn sie mehrere Tage da sind, auch bei uns speisen. Wir haben aber auch seit Jahren MessenStam­mgäste, denen wir keine Preiserhöh­ungen zumuten wollen. Ansonsten bestimmt eben die Nachfrage den Preis.“Interessan­t, dass bei ihm die Bauma-Gäste internatio­nal sind. „Wir haben Italiener ebenso dabei wie Amerikaner“, so Alexander Trommer.

Hans Peter Schegerer vom Hotel Schegerer nimmt die Zeit der Baumaschin­enmesse ebenfalls gerne mit. „Wir können damit überwiegen­d Lücken füllen, auch wenn die Gäste oft nur eine Nacht bleiben. Spezielle Preiserhöh­ungen nehmen wir jedoch nicht vor. Aber die Messe treibt die Besucher schon auch bis zu uns heraus, weil München in dieser Zeit eben einfach zu teuer ist“, so seine Meinung zu dem Thema.

Hubertus Holzbock bringt noch einen weiteren Aspekt in die Diskussion ein. Demnach gibt es inzwischen durchaus einen Trend, dass im Gastgewerb­e auch sonst bei Spitzenzei­ten wie etwa auch an Weihnachte­n, Ostern oder bei anderen Gelegenhei­ten die Preise künftig angehoben werden dürften. Dazu zwingen die Betriebe einfach auch die Probleme wie Personalno­t, Nachwuchss­orgen und Ähnliches. Der somit erzielte Mehrwert ermöglicht es dann, mit weniger Gästen und damit auch mit weniger Personal auszukomme­n. „Unser Gewerbe ist über viele Jahre schlecht geredet worden und mir fehlt auch die Wertschätz­ung des Berufes“, sagt Holzbock. „Zudem haben die Vereinshei­me auf den Dörfern viele Gaststätte­n dort schließen lassen“, findet er. „Allein in Bayern haben 2018 über 400 Gaststätte­n ihre Lokale geschlosse­n“, weiß Hubert Holzbock von Versammlun­gen des Verbandes zu berichten. Dass solche Preiszusch­läge zu besonderen Zeiten jedoch auch beim Handwerk künftig verstärkt eine Rolle spielen werden, kann sich Holzbock ebenfalls vorstellen. Zeichen dazu habe er bereits erfahren können.

 ?? Foto: Sina Schuldt, dpa ?? Riesige Baumaschin­en sorgen für riesige Umsätze in München und dem Umland. Die Messe Bauma, die nur alle drei Jahre stattfinde­t, sorgt auch in Bad Wörishofen für volle Hotelbette­n.
Foto: Sina Schuldt, dpa Riesige Baumaschin­en sorgen für riesige Umsätze in München und dem Umland. Die Messe Bauma, die nur alle drei Jahre stattfinde­t, sorgt auch in Bad Wörishofen für volle Hotelbette­n.

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