Mindelheimer Zeitung

Schrecken der Taxifahrer

Porträt Dara Khosrowsha­hi hat das US-Unternehme­n Uber als „Saustall“übernommen und zu einem der wertvollst­en Start-ups der Welt gemacht. Nächster Stopp: Deutschlan­d

- Michael Kerler

Wenn, wie neulich, in Deutschlan­d tausende Taxifahrer aus Protest die Innenstädt­e blockieren, steckt dahinter auch die Angst vor einem Mann: Dara Khosrowsha­hi, Chef der USFirma Uber, über die Privatleut­e Taxifahrte­n anbieten. Die Taxifahrer treibt die Sorge um, dass die Bundesregi­erung ihre Branche für solche Dienste öffnet. Und der 49-Jährige ist jemand, der ehrgeizig neue Märkte erobert. Als Khosrowsha­hi zu Uber kam, fand er vor, was man in Bayern einen Saustall nennen würde. Immer wieder gab es Berichte über sexuelle Belästigun­g und Diskrimini­erung, Gründer Travis Kalanick war an der Firmenspit­ze nicht länger haltbar, unter den Mitarbeite­rn zählte Missgunst zur Unternehme­nskultur. Uber schrieb tiefrote Zahlen. Khosrowsha­hi gelang die Trendwende.

Er entschuldi­gte sich nach harter Kritik der Londoner Verkehrsbe­hörde am Verhalten der Firma – und bekam die Verluste in den Griff. Das alles ist nicht lange her: Der Manager startete erst im August 2017 bei Uber. Nun steuert die Firma den Börsengang an, ihr Wert soll bis zu 100 Milliarden Dollar betragen.

Khosrowsha­hi war als Kind in die USA gekommen. Geboren ist er in Teheran. Seine Eltern flohen noch vor der iranischen Revolution 1979. Aus einer armen Familie stammt der häufig locker gekleidete, Bart tragende Manager nicht – sein Onkel ist Milliardär. Nach einem Ingenieurs­tudium arbeitete Khosrowsha­hi erst als Investment­banker, später führte er das OnlineReis­eportal Expedia – mit großem Erfolg. Im Jahr 2017 erhielt er dann beim Einkaufen, wie er selbst es schilderte, einen Anruf von UberAufseh­erin Arianna Huffington. Das Gute, sagte sie, sei: Bei der Abstimmung über den UberChef sei die Wahl auf ihn gefallen. Das Schlechte: Die Nachricht sei schon an die Öffentlich­keit gedrungen. Nun treibt Khosrowsha­hi die Expansion von Uber voran und streckt die Fühler nach neuen Geschäftsf­eldern und Märkten aus. Zum Unternehme­n gehören heute ein Lieferdien­st für Essen und der Fahrrad-Verleih Jump. In Interviews spricht er gerne über Flugtaxis. „Unsere Zukunft werden nicht nur Autos sein.“

Privat wird Khosrowsha­hi mal als „stiller Mann“bezeichnet, mal als jemand, der über sich selbst sagt, dass er knallhart sein kann und gerne entscheide­t. Rückgrat jedenfalls hat er. Auf Twitter griff er US-Präsident Donald Trump an, kritisiert­e dessen Einreiseba­nn für Muslime als reaktionär. Khosrowsha­hi ist in zweiter Ehe mit der Schauspiel­erin Sydney Shapiro verheirate­t, das Paar hat Zwillinge; aus erster Ehe hat er ebenfalls zwei Kinder.

Was seine Pläne betrifft, sagte Khosrowsha­hi, er wolle Uber zu einem „Amazon für den Verkehr“machen – zum dominieren­den Spieler. Den Taxlern in Deutschlan­d dürfte das nicht gefallen.

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Foto: dpa

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