Mindelheimer Zeitung

Geht halt einfach in den Wald

Aufgefalle­n

- VON DANIELA HUNGBAUR huda@augsburger-allgemeine.de

Waldbaden hört sich wunderbar an. Wasser. Wärme. Wellness. Wohlfühlen. Wer denkt sich nur immer diese Wortschöpf­ungen aus? Worte, die gleich eine wertvolle Wirkung verspreche­n. Worte, die bewirken, dass viele Menschen die normalsten Dinge der Welt – in dem Fall einen ausgiebige­n Waldspazie­rgang – als neueste Errungensc­haft der Zeit betrachten. Worte, die Geschäftsm­odelle werden.

Aus Japan kommend, ist Waldbaden nun schwer angesagt. Auch im Freistaat. Bayerns Heilbäder-Verband meldet, Kur- und Heilwälder einrichten zu wollen. Waldgesund­heitstrain­er sollen ausgebilde­t werden. Waldtherap­ie eine etablierte Methode werden, um Stressgepl­agten im satten Grün das Umarmen von Bäumen, das achtsame Gehen und andere sie erdende Übungen beizubring­en. Dagegen ist grundsätzl­ich nichts zu sagen. Im Gegenteil. Doch eine gewisse Verwunderu­ng bleibt. Wie kann es sein, dass immer mehr Menschen für einfachste Tätigkeite­n eine Anleitung brauchen? Wie kann es sein, dass viele gar nicht auf die Idee kommen, im Wald spazieren zu gehen? Vielleicht, weil normales Laufen aus der Mode gekommen ist. Das Gehen ohne Schrittzäh­ler. Ohne zu telefonier­en. Ohne Eile. Aber es kommt ja jetzt wieder – unter anderem Namen. Und Anhänger des Stadtspazi­ergangs sagen einfach: Ich nehme ein Stadtbad.

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