Geht halt einfach in den Wald
Aufgefallen
Waldbaden hört sich wunderbar an. Wasser. Wärme. Wellness. Wohlfühlen. Wer denkt sich nur immer diese Wortschöpfungen aus? Worte, die gleich eine wertvolle Wirkung versprechen. Worte, die bewirken, dass viele Menschen die normalsten Dinge der Welt – in dem Fall einen ausgiebigen Waldspaziergang – als neueste Errungenschaft der Zeit betrachten. Worte, die Geschäftsmodelle werden.
Aus Japan kommend, ist Waldbaden nun schwer angesagt. Auch im Freistaat. Bayerns Heilbäder-Verband meldet, Kur- und Heilwälder einrichten zu wollen. Waldgesundheitstrainer sollen ausgebildet werden. Waldtherapie eine etablierte Methode werden, um Stressgeplagten im satten Grün das Umarmen von Bäumen, das achtsame Gehen und andere sie erdende Übungen beizubringen. Dagegen ist grundsätzlich nichts zu sagen. Im Gegenteil. Doch eine gewisse Verwunderung bleibt. Wie kann es sein, dass immer mehr Menschen für einfachste Tätigkeiten eine Anleitung brauchen? Wie kann es sein, dass viele gar nicht auf die Idee kommen, im Wald spazieren zu gehen? Vielleicht, weil normales Laufen aus der Mode gekommen ist. Das Gehen ohne Schrittzähler. Ohne zu telefonieren. Ohne Eile. Aber es kommt ja jetzt wieder – unter anderem Namen. Und Anhänger des Stadtspaziergangs sagen einfach: Ich nehme ein Stadtbad.