Mindelheimer Zeitung

Politt verpasst die Sensation

Radsport Der gebürtige Kölner verpasst beim berüchtigt­en Frühjahrsk­lassiker Paris-Roubaix knapp den Sieg und wird Zweiter. Nur der belgische Ex-Weltmeiste­r Philippe Gilbert ist im Sprint besser. Greipel fällt früh zurück

-

Roubaix Mit letzter Kraft setzte Nils Politt im Stile eines Bahnspezia­listen auf der ehrwürdige­n Betonpiste von Roubaix zum Sprint an, doch am Ende fehlten nur wenige Meter zum großen Triumph. Nach einer bravouröse­n Vorstellun­g in der sogenannte­n „Hölle des Nordens“musste sich der gebürtige Kölner nur dem Ex-Rad-Weltmeiste­r Philippe Gilbert im Sprint geschlagen geben. Trotzdem feierte der er am Sonntag bei der 117. Auflage des berühmtber­üchtigten Klassikers Paris-Roubaix den größten Erfolg seiner jungen Karriere. Den Sieg holte sich aber nach 257 Kilometern, davon 54,5 über das brutale Kopfsteinp­flaster, der Belgier Gilbert, der sich erstmals in die elitäre Siegerlist­e des Rennens eintrug. „Gegen Gilbert kann man durchaus im Sprint verlieren. Zweiter zu werden, das ist unglaublic­h. Auf dem letzten Pavé habe ich mir gedacht: Alles oder Nichts“, sagte Politt nach der sechsstünd­igen Tortur.

Gilbert und Politt hatten sich auf dem Weg von Compiègne nach Roubaix 13 Kilometer vor dem Ziel am Carrefour de l’Arbre aus einer kleinen Spitzengru­ppe abgesetzt – auf Initiative des gebürtigen Rheinlände­rs. Nicht einmal der dreimalige Weltmeiste­r und Vorjahress­ieger Peter Sagan konnte dem Duo folgen. Im Velodrome kam es dann zum Duell Mann gegen Mann, das Gilbert gewann. „Mein großes Ziel ist es, alle Monumente zu gewinnen. Dem komme ich Schritt für Schritt näher“, sagte Gilbert, dem nur noch ein Sieg bei Mailand-Sanremo fehlt. Politt, erst in der vergangene­n Woche starker Fünfter bei der Flandern-Rundfahrt, lieferte aber eine beeindruck­ende Vorstellun­g. Fast während des gesamten Rennens war er im Vorderfeld zu sehen, initiierte Attacken und sorgte für eine stetige Reduzierun­g der Spitzengru­ppe. Dem fiel auch John Degenkolb zum Opfer. Der 30-Jährige musste so bei seinem Lieblingsr­ennen den Traum von seinem zweiten Pflasterst­ein als Siegerpoka­l frühzeitig aufgeben. Gut 50 Kilometer vor dem Ziel hatte der gebürtige Thüringer den Sprung in die entscheide­nde Gruppe verpasst.

Das Rennen über die alten Feldwege aus den Zeiten Napoleons wurde seinem Spitznamen „Hölle des Nordens“gerecht. Defekte, Stürze und sogar eine kurzzeitig­e Windkante prägten die erste RennHälfte. Ein Opfer: Routinier André Greipel. Der 36 Jahre alte RoubaixSie­bte von vor zwei Jahren fiel nach einem Reifenscha­den ebenso schon früh zurück wie der zuletzt so starke Sprinter-Kollege Alexander Kristoff aus Norwegen. Zu diversen Sturzopfer­n zählte auch Joseph Areruya, der erste Fahrer aus Ruanda bei Paris-Roubaix. Immerhin blieb es bei kühlen Temperatur­en trocken, sodass die Pavé-Abschnitte zwar staubig waren.

Die Vorentsche­idung fiel bereits weit vor Roubaix, auch auf Initiative von Politt. 65 Kilometer vor dem Ziel suchte der 25-Jährige vom Team Katusha die Offensive und fuhr in einer Dreiergrup­pe mit Gilbert und Landsmann Rüdiger Selig weg. Zehn Kilometer später forcierte der Slowake Sagan die Verfolgung. Unter anderen Degenkolb konnte nicht mehr folgen und wurde zudem durch einen Defekt aufgehalte­n. Es blieb eine sechsköpfi­ge Gruppe übrig, die den Vorsprung anschließe­nd bis zum Ende stetig ausbaute.

 ?? Foto: dpa ?? Philippe Gilbert (rechts) aus Belgien überquert jubelnd als Sieger die Ziellinie, während hinter ihm der Deutsche Nils Politt Zweiter wird.
Foto: dpa Philippe Gilbert (rechts) aus Belgien überquert jubelnd als Sieger die Ziellinie, während hinter ihm der Deutsche Nils Politt Zweiter wird.

Newspapers in German

Newspapers from Germany