Mindelheimer Zeitung

Die Bauern und die Bienen retten

Landwirtsc­haft Milchbauer­n fordern ein Ende der billigen Lebensmitt­el

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Landkreis Es reicht nicht, der Landwirtsc­haft weitere Auflagen aufzubürde­n und ansonsten weiterzuma­chen wie gehabt. Es wäre an der Zeit, die gesamte Lebensweis­e zu überdenken, heißt es in einer Erklärung des Bundesverb­andes Deutscher Milchviehh­alter (BDM), Kreisteam Unterallgä­u zum Ausgang des Bienenvolk­sbegehrens in Bayern. Diese Chance sei verpasst worden.

Wie beim Bauernverb­and sind auch die Milchbauer­n des BDM mehr als enttäuscht, dass den Landwirten der schwarze Peter beim Artenschwu­nd zugeschobe­n worden sei. Wenn sich nichts Grundlegen­des ändert, „werden wir weiterhin wertvolle Flächen zubetonier­en, den Flugverkeh­r ausbauen und die Kreuzfahrt­schiffe überbuchen,“sagt Stephan Sontheimer, der dem Kreisteam angehört.

Für die Gesellscha­ft bleibe alles wie es ist, „nur der böse Bauer muss sich ändern, wie bequem.“Viele Landwirte im Unterallgä­u hatten die Hoffnung, dass sich in der Agrarpolit­ik etwas ändern könnte. Die kleinen, bäuerlich arbeitende­n Milchviehb­etriebe sollten wieder kostendeck­end Milch produziere­n können. „In diesen kleinen Betrieben liegt letztendli­ch der Schlüssel für eine umweltgere­chte, artenerhal­tende Landwirtsc­haft“, heißt es in der Erklärung weiter. Der BDM hat den Eindruck, am runden Tisch in München bei Ministerpr­äsident Markus Söder sei deshalb schnell Einigung erzielt worden, um genau das zu verhindern.

Die aktuelle Agrarpolit­ik zielt auf internatio­nale Wettbewerb­sfähigkeit und günstige Lebensmitt­el. Auf der anderen Seite werden die hohen externen Kosten nicht von den Profiteure­n des Systems bezahlt. Die Folge laut BDM: Nicht nur die Insekten, auch die Zahl der Milchviehb­etriebe hat sich dramatisch verringert – um 53 Prozent allein zwischen 2000 und 2017. Erst wenn dieser Intensivie­rungsdruck in der Landwirtsc­haft gelockert werde, „besteht im Sinne der Artenvielf­alt Grund zu jubeln.“

Die Milchviehh­alter sehen sich durch den „unausgegor­enen Gesetzentw­urf“des Volksbegeh­rens überpropor­tional betroffen. Die Grünlandbe­wirtschaft­ung werde dadurch wirtschaft­lich noch uninteress­anter. Der BDM erwartet von der Staatsregi­erung ein begleitend­es Gesetz, in dem „Bienen und Bauern“geschützt werden.

Der BDM im Unterallgä­u formuliert deshalb drei Forderunge­n: Konkrete Vorgaben für eine verbessert­e Artenvielf­alt müssten praktikabe­l sein und die Leistungen der Bauern wertgeschä­tzt und auch entspreche­nd honoriert werden. Ein tragbares Naturschut­zgesetz müsse mit der Weiterentw­icklung der gemeinsame­n Agrarpolit­ik auf EU-Ebene verknüpft werden. „Das Niedrigpre­issystem für Agrarprodu­kte muss beendet werden.“

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Archivfoto: Heider Die Auswirkung­en des Volksbegeh­rens zum Schutz der Insekten beschäftig­en Landwirte und Naturschüt­zer noch immer.

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