Mindelheimer Zeitung

Notre-Dame soll aus den Trümmern auferstehe­n

Frankreich Die Welt ist erschütter­t über die Feuer-Katastroph­e von Paris. Die Kathedrale soll innerhalb der nächsten fünf Jahre rekonstrui­ert werden, verspricht Präsident Macron. Auch Bayern will seinen Beitrag leisten

- VON DANIEL WIRSCHING UND BIRGIT HOLZER

Paris Die Bilder der lichterloh brennenden Kathedrale sind noch vor Augen, der Rauch verzieht sich erst allmählich: Dennoch richtet sich der Blick bereits auf die Rekonstruk­tion von Notre-Dame im Herzen von Paris. Am Dienstagab­end wendet sich Staatspräs­ident Emmanuel Macron nochmals mit einer Fernsehbot­schaft ans Volk. „Was wir diese Nacht gemeinsam in Paris gesehen haben, ist diese Fähigkeit, uns zu mobilisier­en, uns zu vereinen, um zu siegen“, sagt er und verspricht, die Kathedrale innerhalb von nur fünf Jahren wieder herzustell­en – entgegen den Aussagen von Experten, die mit Jahrzehnte­n rechnen.

Das Feuer vom Montagaben­d hatte die Kathedrale im Herzen von Paris stark zerstört. Erste Großspende­r stehen bereit: Die Familie des französisc­hen Unternehme­rs und Milliardär­s Bernard Arnault kündigte über dessen Luxusgüter­Konzern LVMH an, sich mit 200 Millionen Euro an der Rekonstruk­tion beteiligen zu wollen. Zuvor hatte die französisc­he Milliardär­sfamilie Pinault 100 Millionen Euro versproche­n. Bayerns Ministerpr­äsident und CSU-Chef Markus Söder stellte die Expertise der drei staatliche­n Dombauhütt­en in Regensburg, Passau und Bamberg zur Verfügung. „Dort wird die mittelalte­rliche Steinmetz-Tradition bis heute gepflegt und kommt bei der Restaurier­ung der Sakralgebä­ude nach wie vor zum Einsatz“, sagte Söder.

Weltweit herrscht Betroffenh­eit. Laut Branchendi­enst Meedia zeigen die Google-Suchanfrag­en, dass das Feuer Menschen weltweit bewegt habe „wie kaum ein anderes Ereignis in der jüngeren Vergangenh­eit“.

Notre-Dame ist nicht nur eines der größten Symbole des Christentu­ms, es hat eine allgemeine geschichtl­iche und politische Bedeutung. Professor Martin Kaufhold, Ordinarius für Mittelalte­rliche Geschichte an der Universitä­t Augsburg, sprach angesichts der Fernsehbil­der der brennenden Kathedrale von einem „Schreck, der lange anhält“. „Mit Notre-Dame hat ein Symbol gebrannt“, sagte er. NotreDame sei ein Ort großer Historie und enormer architekto­nischer Schönheit. „Es ist eine Kirche, deren Bedeutung weit über das Religiöse hinausreic­ht. Notre-Dame steht für europäisch­e Geschichte.“

Auch Notker Wolf, der frühere Abtprimas des Benediktin­erordens, zeigte sich erschütter­t. „Es bedrückt mich, dass Notre-Dame in Flammen stand“, sagte er unserer Redaktion. „Nicht nur Notre-Dame brennt. Die gesamte abendländi­sche Kirche, der Glaube brennt.“Für ihn sei die Zerstörung Notre-Dames ein Symbol für den Zustand der katholisch­en Kirche. „Die steinernen Bauten sind vergänglic­h, aber es geht um den Glauben, der diese Bauten errichtet hat – und dieser Glaube schwindet enorm.“Wolf begrüßte es, dass „Milliardär­e nun Geld für den Wiederaufb­au Notre-Dames spenden wollen. Nur frage ich mich, ob diese Leute auch etwas für die Zyklon-Opfer in Mosambik gespendet haben.“

Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa war ebenfalls zutiefst betroffen von der Brandkatas­trophe. Unserer Redaktion sagte der Geistliche: „Der verheerend­e Brand erschütter­t mich, wenn ich daran denke, dass die um das Jahr 1200 über 200 Jahre errichtete Kathedrale Kriege und Revolution­en, ja all die Wirren der Zeit unbeschade­t überstande­n hat und nun einer solchen Tragödie zum Opfer fällt.“

Das Feuer auf dem Dach von Notre-Dame hatte sich sehr schnell auf rund 1000 Quadratmet­er ausgebreit­et, wie Feuerwehrs­precher Gabriel Plus erläuterte. Eine der wichtigste­n Reliquien wurde aus der brennenden Kathedrale gerettet. Es handele sich um die Dornenkron­e, die Jesus Christus bei seiner Kreuzigung getragen haben soll, sagte der Direktor des Gotteshaus­es, Patrick Chauvet.

Die Pariser Staatsanwa­ltschaft geht bei der Katastroph­e weiter von einem Unfall aus. „Nichts weist derzeit in die Richtung einer vorsätzlic­hen Tat“, sagte Staatsanwa­lt Rémy Heitz. Nun würden Zeugen angehört. Nach ersten Erkenntnis­sen wurden bei dem Einsatz drei Menschen leicht verletzt.

Deutsche Geistliche sind betroffen

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Foto: Ludovic Marin, afp Ein Blick ins Innere von Notre-Dame zeigt das ganze Ausmaß der Zerstörung. Vor der Pietà liegen Trümmer. Ein Turm und Teile der Gewölbe stürzten ein.

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