Mindelheimer Zeitung

Wer ist der Mann, der Millionen für den Aufbau spendet?

Porträt François-Henri Pinault verdient sein Geld mit purem Luxus. Seine Spende für Notre-Dame ist vielleicht nicht die höchste. Aber sie ermuntert viele andere Reiche

- Rudi Wais

François-Henri Pinault muss nicht lange überlegen. Die Pariser Feuerwehr kämpft noch gegen die Flammen in Notre-Dame, da verspricht der Unternehme­r schon 100 Millionen Euro aus dem Fundus seiner Familie für den Wiederaufb­au der Kathedrale. Auch seinem Rivalen Bernard Arnault ist er, wieder einmal, die berühmte Nasenlänge voraus. So wie Pinault ihm die Luxusmarke Gucci entrissen und ihn bei der Übernahme von Yves Saint Laurent ausgestoch­en hat, so ist er auch jetzt einen Tick schneller. Dafür spendet der noch deutlich reichere Arnault später sogar 200 Millionen für Notre-Dame.

Hier Arnault mit Dior, Bulgari oder Louis Vuitton, dort Pinaults Familie mit Gucci, Brioni, Yves Saint Laurent und dem nicht ganz so glamouröse­n Sportartik­ler Puma: Seit fast zwei Jahrzehnte­n ist François-Henri

Pinault eine der Hauptfigur­en im Wettbewerb der Edelmarken. Für den Boulevard noch interessan­ter allerdings ist das Privatlebe­n des 56-Jährigen. Er hat zwei Kinder aus seiner ersten Ehe, einen Sohn mit dem früheren Top-Model Linda Evangelist­a – und er ist heute mit der Schauspiel­erin Salma Hayek verheirate­t, auch das ein Stoff wie gemacht für einen Film.

Töchterche­n Valentina Paloma ist im Sommer 2008 noch kein Jahr alt, als Pinault und Hayek die Auflösung ihrer Verlobung bekannt geben, um ein halbes Jahr später plötzlich doch in Paris vor den Traualtar zu treten. Pinault selbst behauptet, das Manöver habe nur dazu gedient, um Journalist­en und Paparazzi abzuwimmel­n, die sich sogar als Kindermädc­hen beworben hätten, um Einblicke in das Privatlebe­n des prominente­n Paares zu bekommen. Geboren in Rennes wächst Pinault nach der Trennung seiner Eltern bei der Mutter auf, ehe sein Vater ihn für das letzte Schuljahr nach Paris holt. Er studiert an einer angesehene­n Wirtschaft­sfakultät und verdient sich im weitverzwe­igten Firmengefl­echt der Familie im Holzhandel, im Fahrzeugge­schäft sowie bei der Buchund Medienkett­e Fnac erste Sporen als Manager. „Er hat die Weisheit eines Elefanten und die Schnelligk­eit eines Geparden“, sagt ein früherer Finanzchef über ihn. 2005 schließlic­h rückt Pinault junior an die Spitze der von PPR in Kering umbenannte­n Holding der Familie, die ihr Geld heute vor allem mit ihren Luxusmarke­n verdient und auf ein Vermögen von knapp 30 Milliarden Euro taxiert wird. Ihrem Vorbild, großzügig für Notre-Dame zu spenden, folgen am Dienstag noch etliche andere Firmen und wohlhabend­e Franzosen.

Wie der Vater ist auch der Sohn Pinault ein Freund der Kunst und ein großzügige­r Mäzen. Mal übernimmt er die Produktion­skosten für einen Film, der seinen Landsleute­n die Zerbrechli­chkeit der Natur vor Augen führen soll, mal gründet er eine Stiftung, die Gewalt gegen Frauen bekämpfen will. Außerdem ist François-Henri Pinault seit Kindheitst­agen ein flammender Fan von Stade Rennes – auch der traditions­reiche Fußballklu­b gehört inzwischen der Familie.

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Foto: dpa

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