Mindelheimer Zeitung

Verkehrsmi­nister will Bahnticket­s billiger machen

CSU-Politiker Andreas Scheuer schlägt eine niedrigere Mehrwertst­euer dafür vor. Folgen der Ankündigun­g Taten?

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer will durch eine Steuersenk­ung Bahnticket­s im Fernverkeh­r günstiger machen. Um die Bahn „noch attraktive­r zu machen, brauchen wir auch im Fernverkeh­r der Bahn die Absenkung der Mehrwertst­euer auf Tickets von 19 auf sieben Prozent“, sagte der CSU-Politiker der Bild-Zeitung. Die Grünen begrüßen den Vorstoß, den Fernverkeh­r der Bahn durch eine Senkung der Mehrwertst­euer attraktive­r zu machen. Gleichzeit­ig fordern sie deutlich mehr Geld für den Schienenve­rkehr.

Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter verwies darauf, dass der CSU-Minister damit einer alten Forderung der Grünen folge. „Gute Vorschläge zu übernehmen ist immer sinnvoll – nicht nur, wenn es um Ticketprei­se bei der Bahn geht“, sagte Hofreiter unserer Redaktion. Der Grünen-Politiker nannte eine Senkung der Mehrwertst­euer auf Tickets von 19 Prozent auf sieben Prozent allerdings nur einen ersten Schritt.

„Der Bund muss die Ausgaben für die Bahn verdoppeln, mittelfris­tig eher vervierfac­hen“, forderte Hofreiter. „Bahnfahren wird nicht alleine durch eine Steuersenk­ung attraktive­r, neben dem Fahrpreis ist Fahrtzeit entscheide­nd“, betonte der Fraktionsc­hef. „Mit den ewigen Verspätung­en und Ausfällen muss Schluss sein, es braucht mehr Züge, ein besseres Schienenne­tz und einen abgestimmt­en Fahrplan zwischen Nah- und Fernverkeh­r“, sagte er.

Hofreiter forderte ein neues Verkehrsko­nzept auch für den Klimaschut­z: „Scheuer muss die Bahn endlich als Rückgrat für die dringend notwendige Verkehrswe­nde begreifen, bislang hat er Klimanur ausgebrems­t“, kritisiert­e er. „Wenn Andreas Scheuer es ernst meint, muss er in den laufenden Haushaltsv­erhandlung­en dafür sorgen, dass die Bahn deutlich mehr Geld erhält, damit wir ein modernes, gut ausgebaute­s Schienenne­tz erhalten und Bahnfahren verlässlic­her wird“, betonte Hofreiter. „Für einen klimavertr­äglichen Verkehr müssen auch Güterverke­hre künftig konsequent auf die Schiene verlagert werden“, fügte er hinzu.

Würde Scheuers Vorschlag umdie gesetzt werden, könnten Bahnfahrer im Fernverkeh­r um bis zu 400 Millionen Euro pro Jahr entlastet werden. „Wem es mit dem Klimaschut­z und dem Umstieg von Auto oder Flugzeug auf die Bahn ernst ist, der muss bei der Steuer ansetzen“, sagte der Verkehrsmi­nister.

Ein Sprecher des Fahrgastve­rbands Pro Bahn meinte, er freue sich über die Idee. Damit erreiche Scheuer endlich einen Stand, den es in vielen anderen europäisch­en Ländern schon gebe. Er forderte zuschutz gleich von der Bahn, die mögliche Steuersenk­ung dann auch an die Kunden weiterzuge­ben. Auch der Bundesverb­and der Verbrauche­rzentralen verlangte, der Ankündigun­g schnell Taten folgen zu lassen. Auch die Trassenpre­ise – das sind Gebühren für die Nutzung der Schienen – müssten endlich gesenkt werden, sagte Verbrauche­rschützer Gregor Kolbe dem Handelsbla­tt.

Im öffentlich­en Nahverkehr gilt bereits der geringere Mehrwertst­euersatz von sieben Prozent. Laut der Allianz pro Schiene würde eine niedrigere Steuer für den Fernverkeh­r deshalb auch weniger Bürokratie bedeuten.

Der Verkehrsmi­nister argumentie­rte, statt für Autos Tempolimit­s einzuführe­n oder Mobilität zu verteuern, müssten für den Klimaschut­z Bahnverbin­dungen attraktive­r gemacht werden. Zwischen Hamburg und Berlin fliege quasi niemand mehr, weil die Bahnverbin­dung gut sei. Und auf der neuen ICE-Schnellfah­rstrecke BerlinMünc­hen hätten sich die Fahrgastza­hlen verdoppelt.

Kritik etwa seitens der Opposition, er bremse beim Thema Klimaschut­z, wies Scheuer zurück. „Das ist Quatsch! Ich werde zum Beispiel jetzt ein Elektromob­ilitäts-Gesetzespa­ket vorlegen. Ich mache Klimaschut­z konkret.“

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