Das ist keine lila Pause
Peter Altmaier muss noch lernen, wie vorteilhaft es ist, sich gerade als Bundeswirtschaftsminister allzu locker-flockige Wachstumsprognosen zu verkneifen. So hat er seine Konjunktur-Vorhersagen für dieses Jahr nun wiederholt auf noch 0,5 Prozent nach unten geschraubt. Doch Archive lügen nicht. Aus ihnen geht hervor, dass der CDU-Glaskugelgucker im März 2018 dem Spiegel verraten hat: „Die deutsche Wirtschaft kann in den nächsten Jahren weiter um zwei bis 2,5 Prozent pro Jahr wachsen.“Ja, er halte es für möglich, dass sich dieser Pfad noch für mindestens 15 bis 20 Jahre fortsetzen lasse, wenn die Marktwirtschaft erneuert werde. Auch wenn letztere systemische Renovierungsarbeiten dank superausgabefreudiger sozialdemokratischer
Koalitionäre ausbleiben, hat sich Altmaier übel verschätzt. Gerade in einer Phase des Umbruchs hin zu seiner Digitalwirtschaft und weltweiter Unruheherde (Trump, Brexit) lautet die oberste Prognostiker-Tugend: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“
Aber Politiker bis auf Kanzlerin Merkel reden nun mal gerne viel, damit Journalisten viel über sie zum Schreiben haben. So hält Altmaier nicht an sich und glaskugelt munter, 2020 könne die Wirtschaft um 1,5 Prozent zulegen. Woher weiß er das? Keiner kann das wissen, noch nicht mal erahnen. Immerhin bedient sich der CDU-Mann nicht des immer ungenierter grassierenden und verharmlosenden Wortes „Wachstumspause“. Denn was wir erleben, ist ein spürbarer Abschwung und keine süß-vergnügliche lila Pause. Dabei täte Altmaier eine lange Prognose-Pause gut.