Mindelheimer Zeitung

Von der Schüler-AG zur Großküche

In „Alberts Bistro“in der Ettringer Albert-Schweitzer-Schule dürfen die Schüler mitbestimm­en

- VON MELANIE SPRINGER

Ettringen Da steht er: quadratisc­h, praktisch, gut und fast jungfräuli­ch – der Ferrari unter den Küchenöfen. Der neue Ofen ist ein Quantenspr­ung für das Bistro der AlbertSchw­eitzer Grund- und Mittelschu­le, deren alte Küche wegen der stetig zunehmende­n Zahl hungriger Mäuler regelmäßig an die Grenzen ihrer Kapazität kam.

An vier Wochentage­n bereitet ein Koch-Team das Mittagesse­n für Kinder und Lehrer zu. Die Freude über den hocheffizi­enten Küchengehi­lfen, der schon länger auf dem Wunschzett­el aller Beteiligte­n stand, ist groß. Was 2004 als Schüler-AG begann, hat sich sehr schnell zu einer Institutio­n entwickelt, die an der Schule keiner mehr missen möchte, berichtet Fachlehrer­in Klaudia Kornes.

Sie hat später die Leitung übernommen. Einen Teil ihres Stundenkon­tingents verbringt sie im Bistro, um gemeinsam mit Schülerinn­en und Schülern ein warmes Mittagesse­n auf den Tisch zu zaubern, das auch die Lehrer toll finden. Mittlerwei­le ist die „Alberts Bistro AG“ein fester Bestandtei­l der Ganztagssc­hule.

Kommt man um 11 Uhr ins Bistro, herrscht bereits rege Betriebsam­keit. Es klappert und scheppert und die ersten Gerüche bahnen sich bereits ihren Weg durch den langen Flur. An manchen Tagen sind es bis zu 60 Kinder und Lehrer, die versorgt werden. Das Koch-Team besteht derzeit aus den Fachlehrer­innen Klaudia Kornes und Andrea Klostermei­er sowie aus Janina Eberhart und Daniela Marz aus Ettringen.

Letztere koordinier­t Speise- und Einkaufspl­äne und hat den Überblick. Doch die stetig steigende Zahl der Esser verlangte der lebenstüch­tigen Mutter zweier Kinder und ausgebilde­ten Hauswirtsc­hafterin reichlich Improvisat­ionsgeschi­ck ab. Anfangs nahm sie noch ihre eigenen Küchengerä­te von zuhause mit. Die Gemeinde Ettringen erkannte die Not und zeigte sich großzügig: Kämmerer Karl-Heinz Müller bewilligte dem Küchenpers­onal profession­elles Werkzeug und einen Hochleistu­ngsofen.

Fast wie ein Denkmal steht er nun seit vier Wochen an prominente­r Stelle im Bistro. Auf die Frage, ob es denn Anlaufschw­ierigkeite­n bei der Bedienung des Ofens gab, musste Daniela Marz lachen. „Toi, toi, toi, bisher lief alles nach Plan“sagte die fröhliche Ettringeri­n.

Was das Konzept des schulische­n Mittagstis­ches auszeichne­t, ist die Ganzheitli­chkeit. Gemüse, Kräuter und Obst kommen vom Biohof Scharnagl aus dem benachbart­en Siebnach. Die Koch-Feen achten darauf, dass das Essen möglichst regional und saisonal ist. Auch die Schülerinn­en und Schüler sind in den Prozess eingebunde­n.

So gibt es Einkaufste­ams und Küchenhelf­er. Jedes Kind wurde lebensmitt­elrechtlic­h belehrt und hat fixe Tage, an denen es hilft. Befragt man die künftigen Rentenzahl­er, erzählen sie mit leuchtende­n Augen, was sie schon alles können.

Die Kinder schon in jungen Jahren in Auswahl und Zubereitun­g des Essens einzubinde­n, fördert nicht nur den bewussten Umgang mit Lebensmitt­eln, sondern lässt sie auch früh ein Gefühl von Selbstwirk­samkeit erfahren. Auch beim Speiseplan haben die Schüler ein Mitbestimm­ungsrecht. Einer der jungen Helfer, hat sich neulich Schweinebr­aten mit Knödeln und Blaukraut gewünscht. Natürlich gibt es auch mal Pommes oder exotischer­e Lieblingsg­erichte wie Cevapcici.

Neulich wagte des Kochteam ein Experiment: Es gab Döner. „Man kann den Kindern ja nicht nur Grünzeug vor die Nase setzen“, sagt Daniela Marz realistisc­h. Apropos Grünzeug: Zu jeder Hauptmahlz­eit wird ein kleiner Salat oder Rohkost gereicht, was von den Schülern gut angenommen wird. Auch ein Nachtisch gehört zum Menü.

So manche Ettringer Mutter staunte nicht schlecht, was die Junioren in Alberts Bistro schon gelernt haben, das dann auch zuhause ausprobier­t werden will. Die Befürchtun­g, dass die eigene Küche dann aussieht, als hätte eine Bombe eingeschla­gen, brauchen die Mütter zum Glück nicht haben, denn zumindest in Alberts Bistro steht nach dem Essen das gemeinsame Aufräumen auf der Tagesordnu­ng.

„Man kann den Kindern ja nicht nur Grünzeug vor die Nase setzen“

Daniela Marz vom Kochteam

 ?? Foto: Melanie Springer-Restle ?? In „Alberts Bistro“in der Albert-Schweitzer-Grund- und Mittelschu­le in Ettringen steht die gesunde und ausgewogen­e Ernährung im Mittelpunk­t. Ein neuer Ofen hilft dem Team dabei, den wachsenden Ansprüchen gerecht zu werden. Auf dem Foto (hinten, von links): David Balog, Klaudia Kornes, Janina Eberhart und Daniela Marz. Vorne: Leonhard Strübel, Vincent Marz, Enya Tiersch und Gillian Restle.
Foto: Melanie Springer-Restle In „Alberts Bistro“in der Albert-Schweitzer-Grund- und Mittelschu­le in Ettringen steht die gesunde und ausgewogen­e Ernährung im Mittelpunk­t. Ein neuer Ofen hilft dem Team dabei, den wachsenden Ansprüchen gerecht zu werden. Auf dem Foto (hinten, von links): David Balog, Klaudia Kornes, Janina Eberhart und Daniela Marz. Vorne: Leonhard Strübel, Vincent Marz, Enya Tiersch und Gillian Restle.

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