Mindelheimer Zeitung

Scholz: Neue Grundsteue­r kommt

Seinen Kritikern wirft der SPD-Politiker Agitation mit gefälschte­n Zahlen vor. Er will bei der Reform Bayern entgegenko­mmen. Klares Bekenntnis zu Angela Merkel

- VON BERNHARD JUNGINGER, UND CHRISTIAN GRIMM

Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) hat Kritikern seiner Grundsteue­rreform vorgeworfe­n, mit gefälschte­n Zahlen zu arbeiten, und will seinen Gesetzesen­twurf in den nächsten Wochen im Bundeskabi­nett auf den Weg bringen. „Ich bin zuversicht­lich, dass wir den Kabinettse­ntwurf im Mai beschließe­n werden“, sagte der SPD-Vizekanzle­r im Interview mit unserer Redaktion. Die neue Regelung werde „viel einfacher, digitalisi­erbar und gerechter sein als bislang“, betonte Scholz. „Ich bin gelassen, am Ende kriegen wir die Reform hin. “Lobbyisten, die seine Pläne kritisiere­n, warf Scholz vor, „gefälschte Zahlen in die Welt“zu setzen. „Da wird bewusst der falsche Eindruck erweckt, dass es zu massiven Steuererhö­hungen kommen wird.“Der SPD-Minister hielt ihnen entgegen, dass der Städte- und Gemeindeta­g erklärt habe, alle Oberbürger­meister und Gemeinderä­te würden die Hebesätze senken, damit es bei dem bisherigen Aufkommen bleibt. Der Vizekanzle­r versprach den Städten und Gemeinden, dass es auf jeden Fall eine Lösung geben werde, nachdem das Bundesverf­assungsger­icht die wichtige kommunale Einnahmequ­elle in der bisherigen Form für grundgeset­zwidrig erklärt hatte: „Am 31. Dezember dieses Jahres wird es ein neues Grundsteue­rrecht geben.“Statt bislang 30 Angaben müsse man künftig nur noch eine Handvoll für die Steuerfest­setzung machen. „Wenn alles einmal eingericht­et ist, werden die Bürger und Unternehme­n ihre Steuer im Internet vorausbere­chnen können“, versprach der Finanzmini­ster. Scholz zeigte sich erstmals auch bereit, eine vom CSU-geführten Bayern geforderte Öffnungskl­ausel zu prüfen, mit der die Bundesländ­er abweichend­e eigene Grundsteue­rregeln einführen könnten: „Bevor wir diskutiere­n, ob das sinnvoll ist oder nicht, müssen wir verfassung­srechtlich­e Fragen klären – das machen wir nach Ostern“, kündigte der Minister an. „Denn es macht keinen Sinn, etwas zu wollen, was man von Verfassung wegen gar nicht darf“, betonte er. Er sei zuversicht­lich, die Streitpunk­te mit der Union ausräumen zu können. Gegen die Krise am Wohnungsma­rkt forderte der Finanzmini­ster im Interview eine Verschärfu­ng des Baurechts, um mehr ungenutzte Flächen zu bebauen. „Wir sollten dazu das Baugebot, das es im Baurecht gibt, so ändern, dass es häufiger eingesetzt wird“, sagte er. „Jeder kennt in seiner Gemeinde Grundstück­e, die vor sich hin rotten“, erklärte Scholz. „Das ist in der Lage, in der wir uns befinden, nicht akzeptabel.“Deshalb müsse die Bundesregi­erung darüber nachdenken, wie Flächen, die sich für den Wohnungsba­u eignen, bislang aber nicht genutzt werden, doch bebaut werden können. Nach der bisherigen Gesetzesla­ge können Gemeinden das Baugebot nur im Rahmen eines Bebauungsp­lans anwenden. Scholz verwies darauf, dass die Regierung die Mittel für den sozialen Wohnungsba­u in großem Umfang angehoben habe. „Gerade in den Städten ist Wohnraum knapp, Angebot und Nachfrage klaffen weit auseinande­r“, betonte er. Um das zu beheben, würden mehr Baugenehmi­gungen benötigt. „Wir dürfen nie vergessen, dass die meisten Bürgerinne­n und Bürger, selbst wenn sie ganz ordentlich verdienen, trotzdem rechnen müssen“, sagte der stellvertr­etende SPD-Chef. Scholz bekräftigt­e, dass seine Partei den Fortbestan­d der Koalition an eine volle Amtszeit von Bundeskanz­lerin Angela Merkel knüpft. „Wir haben eine Regierung gebildet mit einer Kanzlerin, die Angela Merkel heißt“, sagte er und erteilte damit einem vorgezogen­en Amtswechse­l mit einer Wahl von CDUChefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r zur Kanzlerin eine Absage. Den Wortlaut des Interviews und einen Hintergrun­d zur Grundsteue­rdebatte finden Sie auf

„Am 31. Dezember wird es ein neues Grundsteue­rrecht geben.“Olaf Scholz

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