Radlerfreundliche Region?
Verkehr Eine Umfrage zeigt, wo sich Radler in der Region wohlfühlen – und wo eher nicht
Wie fahrradfreundlich ist das Unterallgäu? Für einen deutschlandweiten Test wurden nun Radler aus Mindelheim, Bad Wörishofen und Türkheim befragt.
Unterallgäu Die Temperaturen steigen – und damit auch immer mehr Menschen auf ihr Fahrrad. Wie wohl und sicher sie sich dabei fühlen, erfasst der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) alle zwei Jahre im deutschlandweiten, sogenannten Fahrradklima-Test. 2018 wurden erstmals auch Radler aus Mindelheim, Bad Wörishofen und Türkheim befragt – jetzt präsentierte der ADFC die Ergebnisse. Eines vorneweg: Der Umfrage zufolge haben die Fahrradfahrer im Unterallgäu nicht viel Grund zu klagen. Im Vergleich zu allen 186 erfassten Groß- und Kleinstädten wurden die drei Vertreter aus der Region überdurchschnittlich gut bewertet. Regionaler Spitzenreiter ist Bad Wörishofen mit Platz 17 und einer Gesamt-Note von 3,2 – nur zwei Städte in der Gruppe von unter 20000 Einwohnern bekamen in Deutschland bessere Bewertungen. Mitverantwortlich dafür: Deutlicher als in anderen Städten haben die Wörishofer das Gefühl, dass in jüngster Vergangenheit viel für den Fahrradverkehr getan wurde (Note 3,1). Man kann davon ausgehen, dass die noch relativ jungen Fahrradstraßen in der Stadt dabei eine Rolle spielen. Auch der Winterdienst funktioniert in Bad Wörishofen nach dem Empfinden der Radler besser als in anderen, vergleichbaren Städten (Note 3,0). Nachholbedarf sehen die Kneippstädter dagegen insbesondere bei der Baustellenführung: Hier geben 18 Prozent an, dass sie an Baustellen meistens zum Absteigen und Schieben gezwungen werden – Note: 3,9. Als gerade noch befriedigend stellen Mindelheimer Radler die Situation in ihrer Stadt dar. Mit einer Note von 3,5 liegen sie im deutschlandweiten Vergleich auf Platz 48, im regionalen auf Platz zwei. Auffällig hier: Die Befragten gaben an, in Mindelheim seien die meisten Einbahnstraßen in der Gegenrichtung für Fahrradfahrer freigegeben und spendierten deshalb für diesen Aspekt Note 2,3 – über eine Note besser als der Schnitt in vergleichbaren Städten. Auch die Wegweiser speziell für Fahrradfahrer werden als hilfreich empfunden (2,7). Ganz anders die Situation in puncto Öffentliche Verkehrsmittel. So monierte über die Hälfte der Radler, sie könnten ihr Gefährt nur schwer oder zu teuer im öffentlichen Nahverkehr transportieren – Gesamtnote: 4,5. Nur minimal besser wurde die Breite der vorhandenen Radwege bewertet (4,4). Gleich viermal hagelte es die Note „Mangelhaft“in Türkheim. Hier strafen die radelnden Bewohner vor allem ab, dass der Markt aus ihrer Sicht zu großzügig duldet, wenn Autofahrer auf Fahrradwegen parken (5,0). Auch sind deutlich mehr als die Hälfte der befragten Türkheimer der Meinung, man müsse in ihrem Markt mehr dafür werben, das Fahrrad zu benutzen. Als äußerst positiv bewerten sie dagegen die Erreichbarkeit des Ortskerns (Note 1,9), ebenso wie die Möglichkeit, Ziele innerhalb des Markts zügig erreichen zu können (Note 2,2). Insgesamt belegt Türkheim mit einer Gesamtnote von 3,7 Platz 76. Nachholbedarf haben alle drei Ortschaften hinsichtlich öffentlich verfügbarer Fahrräder: Da es sowohl in Mindelheim als auch in Türkheim keine Möglichkeit gibt, Zweiräder öffentlich zu mieten, geben die Radler hier zweimal die Note „Mangelhaft“. Zumindest etwas entspannter stellt sich die Situation in Bad Wörishofen dar: Zwar gibt es auch hier keine klassischen, öffentlichen Fahrradleih-Stationen; doch haben die Kneippstädter die Möglichkeit, in mehreren Geschäften in der Stadt kurzfristig und tageweise ein Rad zu mieten. Sie bewerten die Situation deshalb mit der überdurchschnittlichen Note 3,7. Eins zu eins bildet der Fahrradklima-Test die Situation der Radler nicht ab: So nahmen in Mindelheim nur 83 Menschen an der Befragung teil, was rund 0,6 Prozent der Stadtbevölkerung entspricht. Trotzdem liefert die Umfrage zumindest hilfreiche Anknüpfungspunkte, wo das Unterallgäu noch Nachholbedarf hat.