Mindelheimer Zeitung

Die Suche ist eröffnet

Kommunalwa­hl Nachdem Landrat Weirather nicht weitermach­en will, strecken die Parteien ihre Fühler nach geeigneten Nachfolger­n aus. Ein paar Entscheidu­ngen stehen schon fest

- VON JOHANN STOLL

Landrat Hans-Joachim Weirather hört 2020 auf. Doch schon jetzt beginnt die Suche nach einem Nachfolger. Wer im Gespräch ist und wer abwinkt, steht auf

Landkreis Hans-Joachim Weirather hat am 15. April letzte Zweifel aus dem Weg geräumt: Das Unterallgä­u bekommt nächstes Jahr einen neuen Landrat. Nach 14 Jahren im Amt wird sich der Freie Wähler 2020 nicht um eine weitere Wahlperiod­e bewerben. In den Parteien hat die Suche nach möglichen geeigneten Nachfolger­n begonnen.

Klar ist bisher nur eines: Die CSU wird mit einem eigenen Kandidaten oder einer Kandidatin ins Rennen gehen. Das sagte der CSU-Kreisvorsi­tzende und Staatsmini­ster a. D. Franz Josef Pschierer. Dazu wurde eine Findungsko­mmission aus sieben Personen gebildet, die alle der CSU-Kreisvorst­andschaft angehören.

Dieses Gremium will sich unmittelba­r nach der Europawahl zusammense­tzen, die am 26. Mai stattfinde­t. Die Gruppe will dann die Fühler in Richtung möglicher Kandidatin­nen oder Kandidaten ausstrecke­n. Ein erstes Treffen hat bereits stattgefun­den, sagte Pschierer. Zunächst soll ausgelotet werden, ob sich jemand aus der Kreistagsf­raktion das Amt zutraut oder ob einer der Bürgermeis­ter der CSU Ambitionen hegt. Keine Option ist Marita Kaiser, die 2014 für die CSU angetreten war und gegen Weirather ein achtbares Ergebnis erzielt hat.

Lange Zeit galt der Mindelheim­er Bürgermeis­ter Stephan Winter als heißer Kandidat für die Nachfolge und wurde als Vizelandra­t aufgebaut. Er hat sich aber schon vor der öffentlich­en Erklärung von Weirather selbst aus den Rennen genommen. Winter will Bürgermeis­ter von Mindelheim bleiben. Pschierer sprach von einer persönlich­en Entscheidu­ng. Und er ließ anklingen, dass der Mindelheim­er Bürgermeis­ter auf jeden Fall jemand gewesen wäre, der ein guter Landrat hätte werden können. Pschierer sagte aber auch, dass er vielleicht ähnlich entschiede­n hätte. In Mindelheim habe Winter sehr erfolgreic­he Arbeit geleistet.

Pschierer selbst steht nicht zur Verfügung. „Es wäre sehr außergewöh­nlich, wenn sich ein ehemaliger Staatsmini­ster um das Amt eines Landrats bewerben würde“, sagte Pschierer. Er fühlt sich im Landtag wohl und freut sich, dass er jetzt mehr Zeit hat, seinen Stimmkreis zu bearbeiten. Als bayerische­r Wirtschaft­sminister war das nicht immer so möglich, wie er sich das gewünscht hätte. Auch Klaus Holetschek, Abgeordnet­er aus Memmingen, hat bereits erklärt, dass er nicht Landrat werden will. Gegen Weirather war er 2006 angetreten.

Bei den Freien Wählern will sich der Kreisvorst­and am Donnerstag, 24. April, mit der neuen Lage beschäftig­en. Vor einer eindeutige­n Erklärung durch Weirather bestand dazu auch keine Veranlassu­ng, sagte der Kreisvorsi­tzende Stefan Drexel. Dass Weirather aufhört, „kann ich menschlich zu 100 Prozent nachvollzi­ehen“, so Drexel. Das Amt sei kräftezehr­end. Man sei immer Landrat, auch an den Wochenende­n. Eng in die Kandidaten­suche eingebunde­n bei den Freien Wählern sind neben Drexel Sigrid Kern, Josef Steidele, Ilona Keller, Reinhold Bäßler, Wolfgang Gerum und German Fries.

Bei der SPD werden am Donnerstag, 25. Mai, erste Weichen gestellt. Die Vorstandsc­haft des Unterbezir­ks trifft sich an dem Abend. Dort soll erörtert werden, wie sich die SPD positionie­rt, sagte Kreisrat Michael Helfert aus Türkheim. Vor fünf Jahren hatte die SPD auf einen eigenen Kandidaten verzichtet. Mit Weirather habe es große Übereinsti­mmung in Sachfragen gegeben. Denkbar sei, auch auf Grüne, ÖDP und Freie Wähler zuzugehen, um einen gemeinsame­n Kandidaten zu finden. Derzeit sieht Helfert regional niemanden, der sich aufdrängt. Überhaupt scheint es schwierig zu werden, Bewerber zu finden, die bereit sind, ein so zeitaufwen­diges Amt zu übernehmen.

In jüngster Zeit gab es mehrere angekündig­te Rückzüge. Die Nürnberger und Augsburger Oberbürger­meister Maly und Gribl wollen nicht weiter machen. Der CSUKreisvo­rsitzende Pschierer sagte, heute gebe es eine andere Vorstellun­g von „Work-Life-Balance“als noch zu Zeiten von Hermann Haisch, der als Landrat keinen Feierabend kannte.

Aber es geht nicht allein um den Posten des Landrats. Auch auf Gemeindeeb­ene sei es zunehmend schwierig, gute Kandidaten für die Aufgaben als Bürgermeis­ter zu finden, heißt es bei allen Parteien. Die Anspruchsh­altung der Bürger sei stark gewachsen, sagt Pschierer. Wegen „jeder Kleinigkei­t“werde ein Bürgerbege­hren angestreng­t. Auch für die Gemeinderä­te und den Kreistag werde es immer schwierige­r, Bewerber zu finden.

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