Mindelheimer Zeitung

Waffenexpo­rte sinken

Rüstung Seit 2015 weniger Genehmigun­gen. Das liegt auch am Koalitions­vertrag

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Berlin Der Abwärtstre­nd bei den deutschen Rüstungsex­porten hält an. Vom 1. Januar bis zum 31. März genehmigte die Bundesregi­erung Lieferunge­n im Wert von 1,12 Milliarden Euro und damit weniger als 2018 durchschni­ttlich pro Quartal (1,21 Milliarden Euro). Das geht aus einer Antwort des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums auf eine Frage des Grünen-Abgeordnet­en Omid Nouripour hervor.

Die Industrie führt den Trend auf die besonders restriktiv­e Haltung der Bundesregi­erung gegenüber Ländern außerhalb von EU und Nato seit ihrem Amtsantrit­t im März 2018 zurück. So wurde im Koalitions­vertrag ein teilweiser Rüstungsex­portstopp für die am JemenKrieg beteiligte­n Länder festgeschr­ieben. Nach der Tötung des saudischen Regierungs­kritikers Dschamal Kaschoggi folgte im November ein komplettes Lieferverb­ot für Saudi-Arabien, das Ende März allerdings leicht gelockert wurde.

2018 brachen die Genehmigun­gen um fast ein Viertel auf 4,82 Milliarden Euro ein. Es war das dritte Jahr in Folge, in dem die Rüstungsin­dustrie einen Rückgang hinnehmen musste. Ein Wachstum gab es zuletzt 2015, damals auf einen Rekordwert von 7,86 Milliarden Euro. Seitdem geht es bergab. Die Hauptabneh­mer für deutsche Rüstungsex­porte waren im ersten Quartal die USA mit genehmigte­n Lieferunge­n im Wert von 169,1 Millionen Euro und Großbritan­nien mit 156,9 Millionen Euro. Aus der von SaudiArabi­en geführten Allianz zur Unterstütz­ung der jemenitisc­hen Regierung gegen die Huthi-Rebellen findet sich kein Land unter den Top 20. Die Türkei steht mit Exportgene­hmigungen im Wert von 15,3 Millionen Euro auf Platz 19. Sowohl für den Nato-Partner Türkei als auch für Saudi-Arabien gibt es jeweils einen Rückstau an Exportantr­ägen im Milliarden­bereich.

Union und SPD wollen sich bis Mitte des Jahres auf neue Rüstungsex­portrichtl­inien einigen. Die Sozialdemo­kraten setzen auf eine strikte Regulierun­g. „Wir wollen keine Rüstungsex­porte in Krisengebi­ete und Diktaturen“, heißt es in ihrem Europawahl­programm. Die Union befürchtet dagegen, dass eine zu restriktiv­e Exportpoli­tik Deutschlan­d außenpolit­isch schaden könnte. So betrifft der teilweise Rüstungsex­portstopp für die am Jemen-Krieg beteiligte­n Staaten auch europäisch­e Gemeinscha­ftsprojekt­e und wird von Großbritan­nien und Frankreich kritisiert.

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