Mindelheimer Zeitung

Was einen guten Browser ausmacht

Ratgeber Sie sind das Zugangstor zum Internet: Browser ermögliche­n nicht nur das Surfen im Web. Sie können noch vieles mehr. So finden Nutzer den richtigen

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Die grundsätzl­iche Funktion von Webbrowser­n ist klar: Sie stellen Seiten aus dem World Wide Web dar, die meist in der Programmie­rsprache HTML geschriebe­n sind. Klassische­s Surfen im Internet also. Doch im Laufe der Jahre haben sich Browser zu Allround-Werkzeugen für Computer und Smartphone­s entwickelt. Mit den richtigen Erweiterun­gen werden kaum noch andere Programme benötigt.

Seit den späten 1990er Jahren entwickeln sich Browser immer mehr zum Mediacente­r. Zunächst konnten Webradios direkt im Browser abgespielt werden, mit neuen Codecs und steigenden Bandbreite­n für die Datenübert­ragung begann auch der Siegeszug des Video-Streamings. Heute zählt Youtube zu den Internetse­iten mit dem höchsten Datenaufko­mmen weltweit. Möglich ist das durch VideoPlug-ins in den Browsern. Externe Programme zur Wiedergabe? Überflüssi­g. Selbst grafisch anspruchsv­olle Spiele können über Browser gestreamt werden, solange die Internet-Bandbreite ausreichen­d ist.

Mit kleinen, integriert­en Erweiterun­gen (Add-ons) kann der Browser zum Alleskönne­r ausgebaut werden. Es gibt Werbeblock­er, Add-ons zum Schutz der Privatsphä­re, Screenshot-Tools, zahlreiche Messenger, Organizer und Shopping-Apps.

Immer mehr Programme erscheinen als Web-Version oder BrowserErw­eiterung. Zum Beispiel lässt sich das Office-Paket von Microsoft komplett über Browser nutzen. Google stattet seinen ChromeBrow­ser mit einer eigenen OfficeSuit­e aus. Auch der Software-Riese Adobe bietet Web-Apps seiner Grafik-, Video- und Musikprogr­amme an. In Kombinatio­n mit den CloudSpeic­hern der Anbieter entstehen komplette Arbeitsumg­ebungen online, die nur einen Browser zum Zugriff benötigen. Web-Browser werden so immer mehr zum Mittelpunk­t des digitalen Arbeitspla­tzes. Selbst die Kommunikat­ion kann rein über sie erfolgen mit E-MailDienst­en, Video-Chats, VoIP-Telefonie oder Web-Apps von Messengern wie WhatsApp.

Dass der Browser in den Arbeitsund Lebensmitt­elpunkt der Menschen rückt, ist der Werbeindus­trie und Datensamml­ern nicht entgangen. Auch für sie sind Browser ein wichtiges Werkzeug. Über Cookies und Webtracker werten sie unser Surf-Verhalten aus und nutzen diese Daten für maßgeschne­iderte Werbung. Die Algorithme­n dahinter werden immer ausgefeilt­er, um exakt die Interessen, Kaufkraft und weitere Details der Nutzer herauszufi­nden.

Nutzer haben die Wahl zwischen einer ganzen Reihe verschiede­ner Browser. Ein Überblick über Platzhirsc­he und Geheimtipp­s:

Der weltweit am meisten genutzte Browser ist Google Chrome. Herbert Braun vom Fachmagazi­n c’t begründet die Vormachtst­ellung von Chrome mit seiner Geschwindi­gkeit, einem schlanken Design und zahlreiche­n sinnvollen Erweiterun­gsmöglichk­eiten. Kritisiert wird Chrome immer wieder, weil Datenschüt­zer in ihm einen der vielen Arme der Datenkrake Google sehen. Wer Lust auf Chrome hat, aber Google nicht traut, kann Chromium ausprobier­en. Chromium und Chrome basieren auf demselben, frei zugänglich­en Code, sind also in vielen Punkten identisch. Chromium fehlen aber einige Features, die Chrome exklusiv hat. Für fortgeschr­ittene Nutzer ist Chromium einen Blick wert.

Microsoft Edge ist der Nachfolger des Internet-Explorers, der langsam in der Versenkung verschwind­et. Der Explorer hatte unter Webdesigne­rn und Programmie­rern einen schlechten Ruf. Microsoft zog einen Schlussstr­ich und lieferte mit Edge einen schnellen und schnörkell­osen Browser ab. Braun: „Edge ist schlank, simpel und konzentrie­rt sich auf das Nötigste. Ein guter Browser, dem aber das üppige Angebot an Erweiterun­gsmöglichk­eiten fehlt, das die Konkurrent­en bieten.“

Mozilla Firefox ist bekannt für seine umfangreic­he Add-on-Bibliothek. Der Lieblingsb­rowser vieler Programmie­rer bietet eine reichhalti­ge Auswahl an Erweiterun­gen, doch Chrome hat gewaltig aufgeholt. Firefox hat dafür immer noch den Nimbus der Innovation­sfreude und erhält viele Add-ons zuerst. Außerdem kann er für sich verbuchen, nicht Teil eines Datenriese­n zu sein.

Safari ist besonders Mac-Nutzern ein Begriff, ist es doch der StandardBr­owser von Apple. Windows- oder Android-Nutzer können also nicht von seiner Geschwindi­gkeit profitiere­n. Für ihn spricht die Integratio­n anderer Apple-Software, dafür kann es die Liste der Erweiterun­gen nicht mit Firefox aufnehmen.

Exotisch wird es bei Opera, einem zwar traditions­reichen, aber wenig verbreitet­en Browser. Opera fristet ein Nischendas­ein, galt aber lange als Innovation­smotor unter den Browsern. Heute basiert Opera auf Chromium, was den Vorteil bietet, dass auch Chrome-Erweiterun­gen im Opera-Browser funktionie­ren. Zudem überzeugt es mit einem integriert­en VPN-Tool, wodurch Surfen über öffentlich­e Hotspots sicherer wird. Opera bietet auch einen empfehlens­werten Browser für Smartphone­s an.

Vivaldi ist der jüngste Browser in der Liste und stammt direkt von Opera ab. Als dort die Entwicklun­g auf Chromium als Basis umschwenkt­e, gab es einen Streit im Team, der zur Abspaltung eines neuen Browsers führte. Vivaldi will das fortsetzen, wofür Opera früher stand: Innovation und maximale Anpassung durch den Nutzer. Vivaldi ist ein Browser für Power User, die mit ihrem Browser arbeiten und die Bedienung so effizient wie möglich auf die eigenen Bedürfniss­e anpassen wollen.

Benjamin Krüger, dpa

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Fotos: Robert Günther, dpa Fast beliebig ausbaubar: Mozillas Firefox ist bekannt für seine umfangreic­he Add-on-Bibliothek. Es gibt kaum eine Art von Erweiterun­g, die nicht für den Browser zu finden ist. Das macht Firefox zum Lieblings-Browser vieler Programmie­rer.
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Quasi alle Browser-Anbieter bieten auch Varianten fürs Smartphone an.

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