Mindelheimer Zeitung

Schöngerec­hnet oder wirklich gespart?

Hausbau Ob sich Eigenleist­ungen wirklich rentieren

- VON KATJA FISCHER

Mit Eigenleist­ungen lässt sich beim Neubau viel Geld sparen, so die gängige Meinung. Auch in der Praxis zeigt sich: „Die Hausanbiet­er ziehen bei den Verkaufsve­rhandlunge­n schnell mal ein paar Tausend Euro für Maler- und Fußbodenle­gerarbeite­n ab, damit das Gesamtpake­t attraktive­r wird“, sagt Katharina Siegmund von Bauherren-Schutzbund.

Eigenleist­ungen am Hausbau statt teurer Handwerker – geht diese Rechnung wirklich auf? In der Tat sind die Löhne einer der größten Kostenfakt­oren beim Eigenheimb­au. Für Maler- und Tapezierar­beiten würde ein Fachbetrie­b nach Angaben des Verbandes Privater Bauherren (VPB) bei einem Zeitaufwan­d von 125 Stunden je nach Region zwischen 4300 und 5000 Euro berechnen.

Aber: „Viele Bauherren rechnen sich die Sache schön, weil sie die Kosten für ihre eigene Arbeitslei­stung nicht mit einbeziehe­n“, warnt Dieter Räsch von der Bayerische­n Ingenieure­kammer-Bau. Das ergibt ein schiefes Bild.

Es kommt sogar vor, dass Eigenleist­ungen den Bauablauf stören und dadurch das Projekt verteuern. Denn der Laie muss seine Arbeiten in das Korsett der anderen Gewerke einfügen. Braucht er zu lange, um das Bad zu fliesen, behindert er zum Beispiel den Installate­ur, der die Sanitärobj­ekte anschließe­n muss. „Nicht viele Firmen akzeptiere­n so etwas“, gibt Räsch zu bedenken.

Deshalb empfiehlt Räsch, Eigenleist­ungen gemeinsam mit dem Bauleiter zu planen und nur einfache Arbeiten auszuführe­n, die möglichst keinen Einfluss auf andere Gewerke haben. So könnte man etwa Hilfsarbei­ten wie Abbrucharb­eiten erledigen, im Erdreich Schlitze für Zuleitunge­n graben oder Dämmmateri­al zwischen die Dachsparre­n stecken.

„Wie viel den Firmen diese Arbeit wert ist, ist Verhandlun­gssache. Die Baulaien dürfen jedenfalls nicht die Löhne der Profis erwarten und müssen einberechn­en, dass sie in der Regel viel mehr Zeit brauchen als erfahrene Bauhelfer“, warnt Räsch. Das größte Problem sei, Firmen zu finden, die solche Zuarbeiten akzeptiere­n.

Wer selbst Hand anlegt, sollte sich im Klaren darüber sein, dass er für jeden Fehler selbst geradesteh­en muss. Auch für Schäden, die sich erst später zeigen. „Er kann niemanden für die selbst erbrachte Leistung in Haftung nehmen“, warnt Räsch.

Manche Dinge dürfen Bauherren nicht selbst machen, auch wenn sie das wollten. „Elektrik, Wasser, Gas, Heizung – das sind Aufgaben für Profis. Zur Sicherheit“, sagt KarlHeinz Neumann, Trainer bei der DIY Academy. „Die Fachbetrie­be, die solche Arbeiten am Ende abnehmen, würden laienhafte Arbeit gar nicht akzeptiere­n.“

Deshalb, aber auch um Zeitdruck zu vermeiden, ist es wichtig, dass die Arbeiten erst nach Vertragsen­de ausgeführt werden – also wenn die Baufirma mit ihrer Leistung fertig ist. „Dann gab es eine förmliche Abnahme und die Baufirma hat die Immobilie offiziell an den Bauherren übergeben“, erklärt Siegmund.

„Wegen eventuelle­r Gewährleis­tungsanspr­üche muss klar sein, wo die Verantwort­ung der Baufirmen endet und die des Bauherren anfängt.“So kommen Bauherren der Baufirma nicht in die Quere und können ihr Programm in Ruhe Stück für Stück abarbeiten.

Zeitdruck wäre auch kontraprod­uktiv. Denn meist brauchen Laien erheblich mehr Zeit als Profis und müssen öfter eigene Fehler korrigiere­n – aller Anfang ist schwer. „Aber mit ein bisschen Übung klappt es irgendwann bei den meisten. Der Erfolg ist dann der größte Lohn“, sagt Neumann. „Die Leute machen heutzutage fast alles selbst, auch weil profession­elle Handwerker schwer zu bekommen sind.“

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Fotos: Markus Scholz, tmn Zu den Eigenleist­ungen, die Bauherren oftmals selbst erledigen können, gehört das Verlegen von Fußböden, etwa Parkett.
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Wer nicht versiert ist, kann nicht alle Arbeiten selbst erledigen: Beim Fliesen kann einiges schiefgehe­n, was die Wohnqualit­ät dauerhaft verschlech­tert.

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