Mindelheimer Zeitung

Droht uns ein neuer Dürresomme­r?

Warum die Trockenhei­t in diesem Jahr noch problemati­scher werden könnte als 2018

- VON MARGIT HUFNAGEL

Die Landwirte stöhnen, die Feuerwehr warnt und nun sorgt auch noch der Deutsche Wetterdien­st für Sorgenfalt­en: Der Sommer hat noch nicht einmal begonnen, da wächst schon die Angst vor der Dürre. In vielen Regionen Deutschlan­ds sind zum Start der Vegetation­speriode die Böden deutlich trockener als im langjährig­en Durchschni­tt. Zum Vergleich: Selbst im Dürrejahr 2018 lagen nach Berechnung­en des Deutschen Wetterdien­stes (DWD) die Bodenfeuch­tewerte im April deutlich über den aktuellen Werten dieses Jahres. „Sollte die trockene Witterung in den kommenden Monaten anhalten, könnte sich die Dürre des Jahres 2018 wiederhole­n oder sogar übertroffe­n werden“, sagt Udo Busch, Leiter des Bereichs Agrarmeteo­rologie des DWD. Der Grund: Die Wasserspei­cher sind geringer gefüllt, das Niederschl­agsdefizit aus dem vergangene­n Jahr längst nicht ausgeglich­en. Besonders betroffen sind die östlichen Bundesländ­er. Selbst wenn es noch viel regnen sollte, bleibt die Bodenfeuch­te den Schätzunge­n zufolge bis in den Sommer hinein unter dem langjährig­en Mittelwert. In Thüringen sei die Bodenfeuch­te aktuell schon so niedrig wie im Dürresomme­r 2018 Mitte Juli. „Die Startbedin­gungen für die Vegetation sind 2019 in vielen Gebieten Deutschlan­ds deutlich schlechter als im Vorjahr“, sagt Busch. Angesichts der Trockenhei­t und der hohen Waldbrandg­efahr fordert der Deutsche Feuerwehrv­erband mehr Löschhubsc­hrauber in Deutschlan­d. Die Regierung von Schwaben hat gestern Luftbeobac­htungen für den gesamten Regierungs­bezirk angeordnet. Schon seit Samstag wurden Flüge über bewaldeten Flächen im Bereich der Landkreise Donau-Ries, Dillingen, Aichach-Friedberg sowie im Bereich Stadt und Landkreis Augsburg durchgefüh­rt. „Ab sofort werden alle Landkreise im Regierungs­bezirk in die Überwachun­g einbezogen“, teilte die Regierung von Schwaben mit. Die Kosten der Maßnahme trägt der Freistaat Bayern. Im Bedarfsfal­l kündigte die Bundesregi­erung Hilfe für Länder und Kommunen bei der Brandbekäm­pfung an. Die Bevölkerun­g wird gebeten, im Wald nicht mit offenem Feuer zu hantieren. Erste Waldbrände haben in den vergangene­n Tagen schon zahlreiche Regionen in Deutschlan­d heimgesuch­t. In Bayern herrscht die zweithöchs­te Waldbrands­tufe 4 von 5. 2018 war mit im Schnitt 10,4 Grad das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufz­eichnungen im 19. Jahrhunder­t. Zugleich war 2018 auch das sonnigste Jahr und eines der trockenste­n. Es fielen nur 590 Liter Regen pro Quadratmet­er und damit 75 Prozent des Sollwerts. „Der vergangene Sommer war nur das i-Tüpfelchen“, mahnt der Klimaexper­te Mojib Latif. Wenn man sich den langfristi­gen Trend anschaue, sehe man, dass Tage mit Temperatur­en von 30 Grad und mehr immer häufiger vorkommen. „Und wir stehen erst am Anfang der Erderwärmu­ng“, sagt Latif. Ohne stärkeren Klimaschut­z würden die Temperatur­en weiter ansteigen. Auf warme und trockene Sommer müsse sich Deutschlan­d langfristi­g einstellen, so Mojib Latif. Zugleich würden aber auch Starkregen-Ereignisse und lokale Gewitter zunehmen – das Wetter wird extremer. Darauf müssen unter anderem die Land- und Forstwirts­chaft reagieren. „Gerade im Osten Deutschlan­ds muss man überlegen, ob man nicht besser andere Bäume pflanzt“, sagt Latif unserer Redaktion. Zumindest kurzfristi­ge Besserung ist in Sicht: Ein Temperatur­sturz beendet vorerst den Frühling in Bayern. Eine Kaltfront soll am Wochenende für deutlich niedrigere Temperatur­en und Niederschl­äge sorgen.

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