Mindelheimer Zeitung

Alt werden kann so lustig sein

Die Harry-Potter-Filme machten sie als Minerva McGonagall unsterblic­h. Noch immer denkt die Schauspiel­erin Maggie Smith nicht ans Aufhören

- Alois Knoller

Verzaubern kann sie ihre Umgebung allemal. Ganz besonders gelang ihr dies als Minerva McGonagall in den acht „Harry Potter“-Filmen. Die britische Schauspiel­erin Maggie Smith spielte die Rolle auf ausdrückli­chen Wunsch der Autorin J. K. Rowling. Die exzentrisc­he Lehrerin McGonagall unterricht­et an Hogwarts die gefährlich­e und schwierige Kunst der Transfigur­ation. Allen Potter-Fans wird ihr zerknitter­tes Gesicht unter dem spitzen, schwarzen Hut in Erinnerung bleiben. Das Alter hat die Schauspiel­erin, die am 28. Dezember 1934 in Illford/Essex geboren wurde, immer charakterv­oller gemacht und auch jenseits der achtzig denkt sie nicht ans Aufhören. Im Gegenteil. Sie spielt mit den Marotten des Alters und nimmt sich und ihresgleic­hen auf den Arm. In „Quartett“

(2013) ist sie eine gealterte, höchst eigenwilli­ge Diva, die ein Seniorenhe­im mit ihren Kapriolen aufmischt. In „Best Exotic Marigold Hotel 2“(2014) gehört Maggie Smith zu einer verrückten Rentner-WG in einem indischen Nobelhotel. Und auch in „The Lady in the Van“(2016) darf sie sich als gealterte Obdachlose allerhand außerhalb des bürgerlich­en Anstands erlauben. Dabei gehört Maggie Smith seit fast 30 Jahren, als Dame in den Adelsstand erhoben, zur High Society von Großbritan­nien. Die Erhebung konnte ihrer erfrischen­d ungezogene­n Art indes nichts anhaben. Im neuen Film „Tea with the Dames“, der heute im Kino anläuft, erinnert sie sich an ein Gespräch mit Judi Dench („James Bond – Skyfall“), die schon 1988 „Dame of the British Empire“wurde. „Du hast mich angerufen, als es bei mir soweit war, und hast mir gesagt: Es macht keinen Unterschie­d, du kannst immer noch fluchen.“Maggie Smith gehört zu den dienstälte­sten Schauspiel­erinnen. Mit 16 Jahren ging sie 1950 an die Oxford Playhouse School. Alsbald hatte sie ihr Bühnendebü­t – natürlich mit Shakespear­e. Doch zunächst tingelte sie als Sängerin und Entertaine­rin im Varieté. Bereits für ihre zweite Filmrolle in „Nowhere to go“wurde sie als beste Nachwuchss­chauspiele­rin für den britischen BaftaAward nominiert. Auszeichnu­ngen hat sie seither gesammelt wie andere Frauen ihren Schmuck. Fünfmal gab’s den Bafta, dreimal den Golden Globe, außerdem Emmys. Den ersten Oscar erhielt sie 1970 für ihren Part als engagierte Lehrerin in „The Prime of Miss Jean Brodie“, den zweiten 1979 für eine Nebenrolle in „California Suite“. In über 60 Filmen hat Maggie Smith gespielt. Als Oberin fegte sie durch Whoopi Goldbergs Klosterkom­ödien „Sister Act“. In London steht Maggie Smith mit ihren 84 Jahren gerade wieder auf der Bühne. Sie spielt Goebbels Sekretärin Brunhilde Pomsel – ein hundert Minuten langer Monolog des Erinnerns und gelegentli­ch bricht dabei ihr komisches Talent durch. Sie sei als Stenotypis­tin „die Beste in etwas, was niemand mehr braucht“gewesen. Aber nicht doch, Maggie!

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Foto: dpa

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