Mut trotz Wut
Bundesgartenschau Warum Karl kein Opfer sein will
Die Wut hat ein Image-Problem. Lächerlich ist sie. Destruktiv. Nichts Hilfreiches oder sonst wie Heilsames wohnt dieser unmoralischen unter den Gefühlsregungen inne. Dabei ist die Wut zum Treibstoff unserer Gesellschaft geworden. Wutbürger gehen auf die Straße, gewählt wird nicht mehr aus einem Gefühl der Verbundenheit, sondern um seine wütende „Hauptsache dagegen“-Haltung zu artikulieren. Selbst eine demonstrierende schwedische Schülerin entfacht einen wahren Furor derer, die sich in ihrem Weltbild bedroht fühlen. Wen wundert es da, dass sogar ein kleines Männchen im purpurfarbenen Gewand zum Auslöser der Wut wird: Karl heißt die Figur, die den Zorn auf sich zieht. Karl ist ein Gartenzwerg aus dem 3D-Drucker und von Beruf Maskottchen der Bundesgartenschau in Heilbronn. 13 dieser immerhin 1,60 Meter hohen Zwerge wurden geklaut, 18 beschädigt. In den Orten Beilstein und Flein, wo Karl für die Buga wirbt, wurde das pinkfarbene Männlein sogar gesprengt. Nach dem Osterwochenende veröffentlichte die Online-Seite „echo24.de“einen Zeugenaufruf: „Der Polizei wurde Sonntagmorgen gemeldet, dass an der Brücke in Widdern in der Heilbronner Straße ein an einem Seil aufgehängter Buga-Karl baumeln würde.“Und doch gelingt es ausgerechnet den Organisatoren der Bundesgartenschau selbst, in dieser zerstörerischen Wut etwas Positives zu sehen. „Karl wird wahrgenommen. Es wird über ihn gesprochen. Er polarisiert“, sagt eine Buga-Sprecherin auf die Frage, warum ausgerechnet Karl so häufig zum Opfer wird. Die Wut wird einfach umgedeutet, durch die Weisheit und die Fähigkeit des Gegenübers zur Vergebung quasi zum Kompliment umfunktioniert. Mut trotz Wut – welch schöne Botschaft.