Was Eltern wissen sollten und wo sie Hilfe finden
● Was ist Autismus? Es handelt sich um eine Entwicklungsstörung, der Störungen des zentralen Nervensystems zugrundeliegen – insbesondere im Bereich der Wahrnehmungsverarbeitung. Sie zeichnet sich bereits im Kindesalter ab. Autistische Kinder haben in der Regel Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Kindern oder wenn sie sich mitteilen wollen. Kinder mit Autismus können oft Gesten nicht verstehen oder Lächeln nicht richtig deuten. Deshalb können sie häufig zu anderen Personen, selbst zu den eigenen Eltern, kein normales Verhältnis aufbauen. Sie ziehen sich zurück, kapseln sich ab. Nach heutigem Wissensstand ist Autismus unheilbar. Gezielte Förderung führt jedoch in vielen Fällen zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome.
● Hat Autismus etwas mit Intelligenz zu tun? Nein. Die intellektuelle Begabung von Menschen mit Autismus ist äußerst unterschiedlich. Manche sind geistig behindert, andere ganz normal intelligent. Einige von ihnen können erstaunliche Teilleistungen im Rechnen, in technischen Disziplinen, in der Musik und auf anderen Gebieten zeigen. Greta Thunberg, die 16-jährige Schwedin, die die weltweiten Schülerproteste gegen den Klimawandel initiierte, ist ebenfalls Autistin.
● Wie viele Autisten gibt es in Deutschland? Nach dem heutigen Wissensstand leidet heute eins von 68 Kindern unter Autismus – Tendenz steigend. Jungen sind drei- bis viermal häufiger betroffen als Mädchen. Frühkindlichen Autismus findet man in Familien aller Nationalitäten und sozialen Schichten. Oftmals tritt Autismus in Varianten auf, etwa beim Asperger-Syndrom. Diese Kinder sind oftmals sehr begabt, haben aber Schwierigkeiten mit Gleichaltrigen.
● Woran erkennen Eltern, dass mit ihrem Kind etwas nicht stimmt? Es sind kleine Auffälligkeiten, an denen Eltern eine mögliche autistische Störung erkennen: Das Kind reagiert nicht auf Gesten, Lächeln oder Wörter. Oft kann es schlecht mit Veränderungen umgehen.
● An wen wenden sich Eltern zuerst?
„Erste Anlaufstelle ist der Kinderarzt“, sagt Michele Noterdaeme, Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie am Josefinum in Augsburg. Er kann bestimmte organische Ursachen ausschließen, etwa, wenn das Kind nicht spricht – wie es bei Autisten häufig vorkommt. Ist das Kind unter sechs Jahre, überweist es der Arzt an sozialpädiatrische Zentren. Eltern können sich auch ohne Überweisung an eine Klinik für Kinderund Jugendpsychiatrie wenden. Diese sind auch die richtige Anlaufstelle für Kinder ab sechs Jahren.
● Was passiert in den Therapien? Bei Kindern unter drei Jahren richtet sich die Therapie an die Eltern. Sie lernen Strategien, wie sie mit ihrem Kind umgehen. Ab drei Jahren steht das Kind im Fokus. Es lernt, mit Situationen und Menschen richtig umzugehen.