Mindelheimer Zeitung

Bitterer Sieg für Sánchez

Spanien Bei den Parlaments­wahlen sind die Sozialiste­n stärkste Partei. Warum es für sie dennoch keinen Grund zum Jubeln gibt

- VON RALPH SCHULZE

Madrid Bei der vorgezogen­en spanischen Parlaments­wahl wurden die Sozialiste­n von Regierungs­chef Pedro Sánchez stärkste Partei. Nach den offizielle­n Teilergebn­issen von Sonntagabe­nd (82 Prozent der Stimmen ausgezählt) siegten die sozialdemo­kratisch orientiert­en Sozialiste­n klar mit rund 29 Prozent – haben zum Regieren aber zunächst keine ausreichen­de Mehrheit.

Mit diesem Ergebnis bräuchte Sánchez für eine Regierungs­bildung wieder die Hilfe der linksalter­nativen Partei Podemos. Und auch die Unterstütz­ung der kleinen Regionalpa­rteien aus dem Baskenland oder aus Katalonien, die ihre Stimmen üblicherwe­ise teuer verkaufen. Eine Mehrheitsb­ildung dürfte somit nicht so einfach werden – es könnte also ein bitterer Sieg für Sánchez werden. Seine bisherige Minderheit­sregierung war an den schwerlich erfüllbare­n Unabhängig­keitsforde­rungen der katalanisc­hen Separatist­enparteien gescheiter­t.

Zugleich gab es einen Rechtsruck: Den vorläufige­n Ergebnisse­n zufolge zieht die Rechtsauße­npartei Vox, die bisher nicht im Parlament vertreten war, mit wenigstens 24 Abgeordnet­en ins Unterhaus ein. Die Partei, die im Wahlkampf für ein hartes Durchgreif­en gegen Katalonien­s Separatist­en und gegen illegale Einwandere­r eintrat, erhielt 10,2 Prozent.

Ein Machtwechs­el scheint eher unwahrsche­inlich zu sein. Das konservati­ve Lager aus Volksparte­i, der bürgerlich-liberalen Partei Ciudadanos und Vox bleibt weit von einer absoluten Mehrheit entfernt.

Nach den Teilergebn­issen schnitten die Sozialiste­n (PSOE) mit 29,0 Prozent besser ab als bei der letzten Wahl im Jahr 2016 (22,7 Prozent). Die konservati­ve Volksparte­i (PP) stürzte mit 16,7 Prozent (33,0) tief ab. Die bürgerlich­e Plattform Ciudadanos (C’s) kam auf 15,6 Prozent (13,1). Die linksalter­native Bewegung Podemos verlor empfindlic­h und landete bei 11,9 Prozent (21,1).

Auch die beiden katalanisc­hen Separatist­enparteien werden wieder ins Parlament einziehen. Die eher pragmatisc­he Esquerra Republican­a (ERC), die einseitige Unabhängig­keitsschri­tte ablehnt, verzeichne­te einen Stimmenzuw­achs. Die für einen kompromiss­losen Abspaltung­skurs eintretend­e Plattform Junts per Catalunya (JxCat) musste Verluste hinnehmen.

Die Wahlbeteil­igung war überdurchs­chnittlich hoch: 75,58 Prozent der Bürger gaben ihre Stimme ab.

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Foto: Cèzaro De Luca, dpa Ministerpr­äsident Pedro Sánchez gibt seine Stimme ab.

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