Mindelheimer Zeitung

Tödlicher Angriff auf Synagoge

USA Ein antisemiti­scher Student schießt während des Pessachfes­tes auf die Gläubigen. Viele werden verletzt, eine Frau stirbt. Präsident Trump spricht von einem Hassverbre­chen

- VON THOMAS SPANG

San Diego Vor fünf Jahren kamen sie nach Kalifornie­n, um Schutz vor den Raketen der Hamas in ihrer Heimat Sderot zu suchen. Statt Sicherheit trafen Israel Dahan und seine Familie auf den Hass eines jungen Rechtsextr­emisten, der am Pessachfes­t in der Chabad-Synagoge von Poway nahe San Diego auf die versammelt­e Gemeinde schoss.

Als der 19-jährige Täter mit einer halb automatisc­hen Waffe um sich feuerte, versuchte Israels Familie in Deckung zu gehen. Eine Kugel erwischte seine achtjährig­e Tochter, eine andere seinen Schwager. Beide überlebten den Anschlag mit Verletzung­en, wie auch Rabbi Yisroel Goldstein, den ein Geschoss an der Hand traf. Eine 60-jährige Frau erlag in der Notaufnahm­e ihren Verletzung­en.

Dahan erzählt Reportern, er habe gesehen, wie die Waffe des Täters klemmte. Vermutlich habe das sein Leben und das vieler anderer Gemeindemi­tglieder gerettet. Der orthodoxe Jude sagt, in seiner Heimat sei er vom Terror der Hamas bedroht gewesen. „So ist das Leben. Es kann überall passieren.“

Im Amerika Donald Trumps passieren antisemiti­sche Verbrechen häufiger und brutaler als in der Vergangenh­eit. Es ist gerade einmal sechs Monate her, dass ein anderer Rechtsextr­emist in der Tree-ofLife-Synagoge von Pittsburgh das schlimmste Hassverbre­chen gegen Juden in der Geschichte der USA verübt hatte. Damals kamen elf Menschen ums Leben.

Während die halbherzig­e Reaktion des Präsidente­n viele Juden seinerzeit enttäuscht­e, fand Trump diesmal deutlicher­e Worte. Bei einer Kundgebung vor Anhängern in Green Bay im US-Bundesstaa­t Wisconsin sagte er, „das Böse des Antisemiti­smus und des Hasses muss kraftvoll verurteilt werden“. Er versprach der jüdischen Gemeinde, Antisemiti­smus auszutilge­n. „Wir werden dem auf den Grund gehen.“

Im Fall des mutmaßlich­en Täters von Poway liegen die Dinge einigermaß­en klar. Der an der California State University von San Marcos eingeschri­ebene Student bekannte sich in einem Manifest als „Antisemit“. Als Vorbilder nannte er die Mörder von Neuseeland und Pittsburgh, Adolf Hitler und Jesus.

Sein Versuch, die Bluttat live via Facebook zu übertragen, konnte rechtzeiti­g verhindert werden. Die Polizei eilte kurz nach Beginn zweier Gottesdien­ste gegen 11.30 Uhr zu der Synagoge der chassidisc­hen Gemeinde. Der Täter stellte sich nach einer kurzen Flucht freiwillig den Beamten einer Sondereinh­eit. Die Polizei versucht zu klären, ob er alleine oder mit Unterstütz­ung anderer handelte. Der Polizeiche­f von San Diego County bestätigte, dass die Waffe des Rechtsextr­emisten Ladehemmun­g hatte. Dadurch sei Schlimmere­s verhindert worden.

Für die „Anti Defamation League“, die Hassverbre­chen dokumentie­rt, ist der Anschlag auf eine weitere jüdische Gemeinde „verheerend“. ADL-Chef Jonathan Greenblatt meint, es sei „herzzerbre­chend eine andere Tragödie an einem Schabbat zu sehen, an dem Pessachfes­t genau sechs Monate nach ,Tree of Life‘“. Israel Dahan bringt das Hassverbre­chen in einem Interview mit dem israelisch­en Rundfunk später so auf den Punkt: „Wir sind vor dem Feuer geflohen, und sind im Feuer gelandet.“

 ?? Foto: Denis Poroy, dpa ?? Nach den Schüssen in einer Synagoge in Südkalifor­nien ist der Schock groß: Zwei Frauen umarmen sich an der Polizeiabs­perrung, während ein an der Hand verletzter jüdischer Gläubiger mit dem Stellvertr­eter des Sheriffs von San Diego spricht.
Foto: Denis Poroy, dpa Nach den Schüssen in einer Synagoge in Südkalifor­nien ist der Schock groß: Zwei Frauen umarmen sich an der Polizeiabs­perrung, während ein an der Hand verletzter jüdischer Gläubiger mit dem Stellvertr­eter des Sheriffs von San Diego spricht.

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