Was für den Titel entscheidend ist und was nicht
Lucien Favres Zorn ist verständlich. Die Auslegung der Handspiel-Regel ist lächerlich. Ginge es nach den Regelhütern, wäre der optimale Abwehrspieler der Zukunft armamputiert. Den Dortmunder Spielern stehen dankenswerterweise noch sämtliche Gliedmaßen zur Verfügung, was im Spiel gegen Schalke allerdings zu einem Elfmeterpfiff führte, der besser nicht getätigt worden wäre. Dass BVB-Coach Favre die willkürliche Bewertung der Handspiele als größten „Skandal im Fußball seit Jahren“bezeichnete, dürfte vor allem den langsam in Vergessenheit geratenen Robert Hoyzer freuen.
Sollten in drei Wochen die Bayern mal wieder die Schale in Empfang nehmen, läge die Ursache dafür aber nicht in diesem einen Elfmeter. Ja, nicht einmal die Derby-Pleite ist an dem Strafstoß festzumachen. Den Dortmundern blieben nach dem Ausgleich noch 75 Minuten, das Spiel zu ihren Gunsten zu entscheiden. Stattdessen grätschten sie zweifach tumb auf die Achillessehne von Suat Serdar und konnten das Spiel in doppelter Unterzahl
nicht mehr drehen.
In den vergangenen Monaten haben die Dortmunder einen NeunPunkte-Vorsprung gegenüber dem FC Bayern verspielt. Sie verzockten dabei unter anderem mal eine 3:0-Führung gegen Hoffenheim und traten allzu hasenfüßig in München auf, was eine demütigende 0:5-Schlappe zur Folge hatte.
Diese Dortmunder Mannschaft verfügt augenscheinlich über ein Übermaß an Talent und einen Trainer, der es wunderbar zur Geltung bringen kann. Auf Rückschläge allerdings reagieren Mannschaft und Favre hilflos. So verspielten sie einen sicher geglaubten Sieg gegen Bremen im Pokal-Viertelfinale. So schafften sie es nicht, sich nach einem Rückstand gegen Tottenham in der Champions League zu straffen. So nahmen sie apathisch hin, wie ihnen die Münchner Punkt für Punkt des Vorsprungs abnahmen.
Sollten sich nun also die Bayern schon wieder den Titel holen, liegt das selbstverständlich hauptsächlich an deren Immer-weiter-Mentalität. Dann aber schon an der mentalen Dortmunder Schwäche. Was nicht ursächlich dafür ist: ein Elfmeterpfiff in der 18. Minute des 31. Spieltages.