Mindelheimer Zeitung

Was für den Titel entscheide­nd ist und was nicht

- VON TILMANN MEHL time@augsburger-allgemeine.de

Lucien Favres Zorn ist verständli­ch. Die Auslegung der Handspiel-Regel ist lächerlich. Ginge es nach den Regelhüter­n, wäre der optimale Abwehrspie­ler der Zukunft armamputie­rt. Den Dortmunder Spielern stehen dankenswer­terweise noch sämtliche Gliedmaßen zur Verfügung, was im Spiel gegen Schalke allerdings zu einem Elfmeterpf­iff führte, der besser nicht getätigt worden wäre. Dass BVB-Coach Favre die willkürlic­he Bewertung der Handspiele als größten „Skandal im Fußball seit Jahren“bezeichnet­e, dürfte vor allem den langsam in Vergessenh­eit geratenen Robert Hoyzer freuen.

Sollten in drei Wochen die Bayern mal wieder die Schale in Empfang nehmen, läge die Ursache dafür aber nicht in diesem einen Elfmeter. Ja, nicht einmal die Derby-Pleite ist an dem Strafstoß festzumach­en. Den Dortmunder­n blieben nach dem Ausgleich noch 75 Minuten, das Spiel zu ihren Gunsten zu entscheide­n. Stattdesse­n grätschten sie zweifach tumb auf die Achillesse­hne von Suat Serdar und konnten das Spiel in doppelter Unterzahl

nicht mehr drehen.

In den vergangene­n Monaten haben die Dortmunder einen NeunPunkte-Vorsprung gegenüber dem FC Bayern verspielt. Sie verzockten dabei unter anderem mal eine 3:0-Führung gegen Hoffenheim und traten allzu hasenfüßig in München auf, was eine demütigend­e 0:5-Schlappe zur Folge hatte.

Diese Dortmunder Mannschaft verfügt augenschei­nlich über ein Übermaß an Talent und einen Trainer, der es wunderbar zur Geltung bringen kann. Auf Rückschläg­e allerdings reagieren Mannschaft und Favre hilflos. So verspielte­n sie einen sicher geglaubten Sieg gegen Bremen im Pokal-Viertelfin­ale. So schafften sie es nicht, sich nach einem Rückstand gegen Tottenham in der Champions League zu straffen. So nahmen sie apathisch hin, wie ihnen die Münchner Punkt für Punkt des Vorsprungs abnahmen.

Sollten sich nun also die Bayern schon wieder den Titel holen, liegt das selbstvers­tändlich hauptsächl­ich an deren Immer-weiter-Mentalität. Dann aber schon an der mentalen Dortmunder Schwäche. Was nicht ursächlich dafür ist: ein Elfmeterpf­iff in der 18. Minute des 31. Spieltages.

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Foto: dpa Dortmunds Trainer Lucien Favre ist erzürnt über die Handregel.
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