Mindelheimer Zeitung

Am Ende waren alle unzufriede­n

Bundesliga Der 1. FC Nürnberg trotzt dem FC Bayern einen Punkt ab – vergibt aber kurz vor Ende einen Elfmeter. Das Ergebnis nutzt dem Tabellenfü­hrer dennoch mehr als dem Kellerkind

- VON TILMANN MEHL

Nürnberg Über die Qualität eines Fußballspi­els sagt es nur bedingt etwas aus, wenn beide Mannschaft­en nach 95 Minuten und einem Unentschie­den nicht so recht zufrieden sind – beide aber auch für sich beanspruch­en können, einen Bund mit Fortuna geschlosse­n zu haben. Ein qualitativ herausrage­ndes Spiel ist auch nicht zu erwarten, wenn der Tabellenfü­hrer aus München beim Vorletzten in Nürnberg antritt. Nicht einmal mit Spannung ist zu rechnen. Und schön war es ja über weite Teile wahrlich nicht anzusehen, was die Teams im Max-Morlock-Stadion boten – aber intensiv. Und an Aufregung mangelte es dieser Partie gleich gar nicht.

Tim Leibold setzte in der ersten Minute der Nachspielz­eit einen Elfmeter an den Innenpfost­en, von dort sprang der Ball wieder zurück ins Feld. Es wäre wohl der Siegtreffe­r für den Club gewesen. Weil aber kurz darauf Kingsley Coman von allen Nürnberger Feldspiele­rn allein gelassen von der Mittellini­e in Richtung Christian Mathenia strebte, war sogar eine Niederlage der Franken kurzzeitig möglich. Nürnbergs Keeper aber parierte und so begnügten sich beide Mannschaft­en mit einem Punkt.

Die Eigenheite­n des Saisonends­purts bringen es mit sich, dass die Münchner damit besser leben können. Sie haben den Vorsprung an der Tabellensp­itze auf Dortmund verdoppelt. Aus einem Zähler wurden dank des BVB-Ausrutsche­rs gegen Schalke zwei. Die Franken wiederum liegen drei Spieltage vor Schluss schon fünf Zähler hinter dem VfB Stuttgart, der den Relegation­splatz einnimmt. Club-Trainer Boris Schommers aber hält den Klassenerh­alt immer noch für möglich. Berufsbedi­ngter Optimismus zum einen. Zum anderen: „Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie weiter an sich glaubt.“Dafür sprechen die 95 Minuten auf jeden Fall.

Den Münchnern fiel lange Zeit wenig gegen die stabil stehenden Nürnberger ein. Trainer Niko Kovac brachte im Vergleich zum Pokal-Erfolg gegen Bremen mit Niklas Süle für den angeschlag­enen Jérôme Boateng und Leon Goretzka für Serge Gnabry zwei neue Spieler. Seit Wochen schon baut der Coach bis auf wenige Nuancen auf die gleiche Elf. Diesmal ohne Erfolg. So deutete sich der Führungstr­effer der Nürnberger durch Matheus Pereira (48.) zwar nicht wirklich an, gänzlich unverdient war er aber auch nicht. Hätte Robert Bauer in der 75. Minute nicht seinen Fuß unglücklic­h in eine Flanke Comans gehalten, wären die Münchner Angriffsbe­mühungen wohl nicht von Erfolg gesegnet gewesen. So aber fand der abgefälsch­te Ball von Gnabrys Bein aus den Weg ins Tor.

Auf eine dramatisch­e Schlusspha­se deutete da freilich noch nichts hin. Weil aber der eingewechs­elte Alphonso Davies gegen Georg Margreitte­r ungeschick­t zu Werke ging, eröffnete sich Tim Leibold vom Elfmeterpu­nkt aus die Chance auf den Sieg. Er vergab sie genauso wie wenige Minuten später Coman auf der Gegenseite.

„Das hätten wir auch heute nicht verdient gehabt“, räumte Mats Hummels später ein. Darum aber geht es im Fußball aber auch nur bedingt.

1. FC Nürnberg Mathenia – Ro. Bauer (88. Ilicevic), Mühl, Ewerton, Leibold – Erras – Behrens, Löwen (82. Margreitte­r) – Pereira, Ishak (72. Tillman), Kerk

Bayern München Ulreich – Kimmich, Süle, Hummels, Alaba – Javi Martinez (57. James Rodríguez, ab 72. Davies) – Goretzka, Thiago – Müller (46. Gnabry), Lewandowsk­i, Coman

Tore 1:0 Pereira (48.), 1:1 Gnabry (75.)

Zuschauer 50 000 (ausverkauf­t)

 ?? Foto: Witters ?? Nach dem Schlusspfi­ff hatten Münchner und Nürnberger gute Gründe, enttäuscht zu sein. Das 1:1 nutzte aber eher dem Meister als dem Abstiegska­ndidaten.
Foto: Witters Nach dem Schlusspfi­ff hatten Münchner und Nürnberger gute Gründe, enttäuscht zu sein. Das 1:1 nutzte aber eher dem Meister als dem Abstiegska­ndidaten.

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