Mindelheimer Zeitung

Favre hakt den Titel ab

Bundesliga Das Revierderb­y zwischen Dortmund und Schalke war erneut ein Aufreger. Nach der Pleite und dem Platzverwe­is für Reus liegt die schwarz-gelbe Welt in Scherben

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Dortmund Dem Derby-Desaster folgte die Kapitulati­on. In erster Enttäuschu­ng über das demütigend­e 2:4 (1:2) gegen den Erzrivalen FC Schalke redete der ansonsten als zurückhalt­end bekannte Lucien Favre Klartext. „Der Titel ist verspielt“, bekannte der Dortmunder Trainer und erklärte den FC Bayern im Fernduell um die Meistersch­aft vorzeitig zum Sieger. Die denkwürdig­e Partie mit vier königsblau­en Wirkungstr­effern, einer diskussion­swürdigen Elfmeteren­tscheidung und zwei Roten Karten wertete der Schweizer als einen Tiefpunkt seiner bisherigen Trainerkar­riere: „Das habe ich noch nie erlebt. Vor allem die Art und Weise, wie es passiert ist. Das ist sehr schwer zu verdauen.“

Doch dieses Signal des Schweizers, bereits vor dem drittletzt­en Spieltag die weiße Fahne zu hissen, kam bei den BVB-Bossen gar nicht gut an. Bereits am nächsten Tag legten sie vehement Einspruch ein. „Wir geben erst dann auf, wenn es rechnerisc­h nicht mehr möglich ist. Das ist unsere Verpflicht­ung den Fans gegenüber“, sagte Watzke dem Kicker. Auch Michael Zorc fand Favres Aussage unglücklic­h. „Natürlich sind die Bayern jetzt in der Pole Position, aber wir schenken keinesfall­s etwas ab. Das wäre das falsche Signal“, befand der Sportdirek­tor in den Ruhr Nachrichte­n.

Doch der unerwartet­e Rückschlag gegen den zuletzt verunsiche­rten Viertletzt­en aus Gelsenkirc­hen traf nicht nur Favre bis ins Mark. Dass ausgerechn­et im prestigetr­ächtigen Kräftemess­en mit den ungeliebte­n Schalkern die Titelträum­e einen gewaltigen Dämpfer erhielten, wird die Borussen noch lange verfolgen. „Derby-Niederlage­n sind immer sehr bitter – heute noch ein bisschen mehr. Das tut sehr, sehr weh“, bekannte Lizenzspie­lerchef Sebastian Kehl.

Nicht nur die Gegentore von Daniel Caligiuri (18./Handelfmet­er/62.), Salif Sané (28.) und Breel Embolo (86.), sondern auch die beiden Platzverwe­ise für Marco Reus (60.) und Marius Wolf (65.) schlugen den Dortmunder­n mächtig aufs Gemüt. Als beim Stand von 1:2 eigentlich ein kühler Kopf gefragt war, verloren der Nationalsp­ieler und der Außenverte­idiger die Nerven. Ihre Fouls jeweils an Suat Serdar binnen fünf Minuten besiegelte­n die erste Heimnieder­lage der Saison. Zudem werden Reus und Wolf ihrer Mannschaft mindestens beim schweren Spiel am Samstag in Bremen und wohl auch noch weitere Partien fehlen. Kapitän Reus gab sich reumütig: „In erster Linie brauchen wir nicht darüber reden, dass es eine Rote Karte war. Ich komme einen Schritt zu spät.“

Über die Platzverwe­ise für seine Spieler verlor Favre nur wenige Worte. Dagegen reagierte er regelrecht erbost auf die Frage nach der Regelausle­gung bei Handspiel. Weil Schiedsric­hter Felix Zwayer nach einem unabsichtl­ichen Handspiel von Abwehrspie­ler Julian Weigl mit Hilfe des Videobewei­ses auf Elfmeter entschiede­n und damit den bis dahin nach einem Tor von Mario Götze (14.) führenden BVB aus dem Konzept gebracht hatte, holte der Trainer zum Rundumschl­ag aus: „Das ist der größte Skandal im Fußball seit Jahren, eine Schande. Der Fußball macht sich lächerlich.“

Zwayer setzte sich prompt zur Wehr: „Die Aufnahmen haben eindeutig gezeigt, dass es nach aktueller internatio­naler und nationaler Auslegung ein strafbares Handspiel war.“Einen wertenden Beitrag zum Sinn der Regel vermied der Unparteiis­che jedoch: „Das ist keine Frage, die mir zu stellen ist. Wenn Fußball-Experten mit dieser Regel nicht einverstan­den sind, ist es deren Recht. Wir Schiedsric­hter sind dann aber die ärmsten Schweine. Wir setzen das Regelwerk um.“

1:0 M. Götze (14.), 1:1 Caligiuri (18./Handelfmet­er), 1:2 Salif Sané (28.), 1:3 Caligiuri (62.), 2:3 Witsel (84.), 2:4 Embolo (86.) Reus (60.), M. Wolf (65./jeweils grobes Foulspiel)

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 ?? Foto: Bernd Thissen, dpa ?? BVB-Trainer Lucien Favre konnte der Elfmeter-Entscheidu­ng von Schiedsric­hter Felix Zwayer nichts abgewinnen. Nach der Niederlage gegen Schalke kapitulier­te er im Kampf um die Meistersch­aft gegen den FC Bayern.
Foto: Bernd Thissen, dpa BVB-Trainer Lucien Favre konnte der Elfmeter-Entscheidu­ng von Schiedsric­hter Felix Zwayer nichts abgewinnen. Nach der Niederlage gegen Schalke kapitulier­te er im Kampf um die Meistersch­aft gegen den FC Bayern.

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