Mindelheimer Zeitung

Anfang am Ende

2. Liga Köln leistet sich kuriose Personalie. Als Tabellenfü­hrer und Aufstiegsf­avorit entlässt der Verein seinen Trainer. Entsetzen beim Hamburger SV, der aus den Aufstiegsr­ängen gefallen ist. Wackelt auch hier der sportliche Leiter?

-

Düsseldorf Entsetzen in Hamburg, Hoffnung in Berlin, Träume in Paderborn: Im Aufstiegsr­ennen der 2. Fußball-Bundesliga hat sich der Wind in zwei direkten Duellen des 31. Spieltages gedreht. Dem Hamburger SV droht plötzlich ein böses Ende, der SC Paderborn schreibt dagegen weiter fleißig an einem möglichen Aufstiegsm­ärchen. Am Tag zuvor hatte der seit vier Spielen sieglose Tabellenfü­hrer 1. FC Köln Trainer Markus Anfang entlassen. Die maximal vier nötigen Punkte aus drei Spielen soll nun InterimsCo­ach André Pawlak holen. Der HSV (53 Punkte) rutschte durch das 0:2 (0:0) bei Union Berlin hinter die punktgleic­hen Berliner aus den Aufstiegsp­lätzen auf Rang vier ab. Aufsteiger Paderborn (54) eroberte derweil durch das 3:1 (0:0) gegen den Fünften 1. FC Heidenheim (49) den zweiten direkten Aufstiegsr­ang hinter dem 1. FC Köln (59).

Großer Frust herrschte am Sonntag bei HSV-Trainer Hannes Wolf, der sich nun möglicherw­eise auch um seinen Job sorgen muss. „Angst habe ich nicht. Wenn man in dem Bereich arbeitet, kann das immer passieren“, sagte er. „Von den Punkten und Ergebnisse­n her ist es einfach viel zu wenig. Ich übernehme nicht die ganze Verantwort­ung, aber ich bin ein Teil davon.“Sportvorst­and Ralf Becker erklärte aber: „Das Problem ist nicht der Trainer, sondern wir haben ein Problem in der Struktur. Man braucht echte Typen, davon haben wir zu wenige.“Die Paderborne­r bemühten sich dagegen um Gelassenhe­it. „Wir genießen einfach den superschön­en Moment“, sagte Christophe­r Antwi-Adjej, der die beiden ersten Treffer erzielte (52./59.). Kai Pröger legte nach (90.+2), Robert Andrich (90.+4) verkürzte. Die Tore für Berlin erzielten Robert Zulj, der nach 45 Sekunden in der 2. Halbzeit einen groben Schnitzer von Gideon Jung nutzte, und Grischa Prömel (84.). Berlins Trainer Urs Fischer aber auch ein Stück weit enttäuscht, dass der Sieg nicht Rang zwei brachte: „Vorher galt es als Endspiel. Jetzt ist nicht mehr als Platz drei herausgeko­mmen, obwohl wir gewonnen haben.“Für dürfte der Traum vom Aufstieg beendet sein. Gleiches gilt wohl für den FC St. Pauli (48), obwohl dieser beim 4:3 (1:2) gegen Jahn Regensburg (45) nach sechs Spielen ohne Sieg mal wieder gewar wann. Die Regensburg­er und Holstein Kiel (46) nach dem 2:3 (2:2) beim SV Sandhausen sind erst recht aus dem Rennen. Sandhausen hat mit 34 Zählern und nach sieben Spielen weiter vier Punkte VorHeidenh­eim sprung auf den 1. FC Magdeburg. Der Aufsteiger behauptete durch das 2:1 (2:1) gegen die SpVgg Greuther Fürth den Relegation­splatz. Der FC Ingolstadt macht mit nur einem Punkt dahinter aber mächtig Druck. Nach dem 1:0 (0:0) gegen Dynamo Dresden haben die Schanzer nun zehn Punkte aus vier Spielen mit Trainer-Rückkehrer Tomas Oral geholt.

Für die Schlagzeil­en des Wochenende­s sorgte aber ausgerechn­et der Tabellenfü­hrer. Nach vier Spielen ohne Sieg entließ der 1. FC Köln Trainer Markus Anfang. „In dieser Phase der Saison war es notwendig, etwas zu verändern, um unser Ziel nicht in Gefahr zu bringen“, erklärte Sport-Geschäftsf­ührer Armin Veh. „Mein Kölner Herz trägt Trauer“, sagte derweil der gebürtige Kölner Anfang, der 300 Tage nach Amtsantrit­t beurlaubt wurde und den Aufstieg mit seinem Herzensver­ein nun nicht mehr selbst zu Ende bringen darf.

 ?? Foto: Becker, dpa ?? Markus Anfang hebt ratlos die Arme. Köln hat sich als Tabellenfü­hrer von dem 44-jährigen getrennt.
Foto: Becker, dpa Markus Anfang hebt ratlos die Arme. Köln hat sich als Tabellenfü­hrer von dem 44-jährigen getrennt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany