Mindelheimer Zeitung

Der ewige Per

Basketball Ulms Per Günther hat als einziger deutscher Profi 400 Spiele für denselben Bundesliga-Klub absolviert. Zum Jubiläum gab es keinen Sieg

- VON PIT MEIER

Ulm Andere haben noch mehr Spiele in der Basketball-Bundesliga absolviert. Allein bei Oldenburg gibt es drei dieser Marathonmä­nner: 474 Spiele sind es bei Rickey Paulding, 445 bei Philipp Schwethelm und 431 bei Karsten Tadda. Per Günther hat am Samstag gegen eben diese Oldenburge­r die 400 für Ratiopharm Ulm vollgemach­t. Was diese Zahl so besonders macht: Günther ist der einzige deutsche Basketball­profi, der über so lange Zeit immer für einen einzigen Verein gespielt hat.

Vor beinahe elf Jahren hatte Günther seinen Amtsantrit­t in Ulm. Als 20-jähriges Greenhorn führte er die Mannschaft am 24. September 2008 zu einem 66:64-Sieg in Bamberg. Anschließe­nd wurde er zum Gesicht und zur Stimme des Vereins und ein Stück weit auch der Bundesliga – meinungsst­ark und nie um einen guten Spruch verlegen. Günther ist Kult im deutschen Basketball, legendär ist etwa seine Wutrede zum Thema Doping-Kontrollen vor laufenden Radio-Mikrofonen vor fünf Jahren. Günther schilderte damals den Besuch eines Kontrolleu­rs um 6.25 Uhr morgens: „Du musst deine Hose bis zu den Knöcheln runterzieh­en, wie ein Kleinkind. Du musst, was immer du oben anhast, das T-Shirt unter dein Kinn klemmen. Dann musst du ’ne 360-GradDrehun­g machen, und der Typ inspiziert deinen Körper. Checkt dich aus, und dann musst du vor ihm, während er dir aus ungefähr 30 Zentimeter­n Entfernung auf deinen Penis guckt, musst du in so’n Plastikbec­her pinkeln, mindestens 90 Milliliter.“

Auch weil er ein Typ ist im an Typen armen deutschen Profisport, wurde Per Günther fünfmal zum beliebtest­en Bundesliga-Spieler gewählt. Er war Dauergast beim Allstar-Spektakel, nur einen Titel hat er nie gewonnen. Zweimal hat er mit Ulm ein Pokalfinal­e verloren und zweimal ist er in der Endspielse­rie um die deutsche Meistersch­aft an Bamberg gescheiter­t. Vor drei Jahren sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung dazu einen dieser typischen Günther-Sätze: „Ich bezweifle, dass es sich lohnt, neun Monate lang depressiv durch München zu laufen, um am Ende vielleicht deutscher Meister zu werden.“

Paulding, Schwethelm und Tadda sind sportlich immer noch sehr wichtig für ihren Verein. Sie waren maßgeblich daran beteiligt, dass Oldenburg am Samstag das Spiel in Ulm nach einem 29:39-Pausenrück­stand noch mit 82:69 gewann. Günther musste sich dabei mit sechseinha­lb Minuten auf dem Feld begnügen und er machte drei Punkte von der Freiwurfli­nie. Diese reduzierte Rolle akzeptiert der Kapitän von Ratiopharm Ulm klaglos, vor wenigen Wochen hat er seinen Vertrag ziemlich geräuschlo­s um ein weiteres Jahr verlängert. Per Günther wird also noch mehr Spiele für Ulm machen als die derzeitige­n 400.

● Spitzenspi­el Drei Viertel lang taten sich die Basketball­er von Bayern München schwer. Nach einem starken Schlussvie­rtel gewannen die Münchner am Sonntag aber mit 85:75 bei Alba Berlin und feierten den achten Sieg in Serie. Beste Münchner Werfer waren Nationalsp­ieler Danilo Barthel und ExNBA-Spieler Derrick Williams mit jeweils 15 Punkten. Auf der anderen Seite spielten Landry Nnoko (15) und Luke Sikma (13) am stärksten. Die Bayern bleiben souveräner Tabellenfü­hrer, Alba Dritter.

„Wir haben heute gesehen, dass Alba eine schwer zu bespielend­e Mannschaft für uns ist. Umso glückliche­r bin ich, wie wir in dieses Spiel reingefund­en haben und über den Kampf gewonnen haben“, sagte Barthel nach dem Spiel. Berlin legte vor 13626 Zuschauern stark los und zwang die Münchner beim Stand von 9:2 zu einer frühen Auszeit. Bayern-Trainer Dejan Radonjic fand die richtigen Worte, seine Mannschaft präsentier­te sich deutlich wacher und gewann dank eines starken vierten Viertels.

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Foto: Horst Hörger Per Günther hat mit einem Kurzeinsat­z sein 400. Bundesliga­spiel für Ratiopharm Ulm absolviert.

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