Bekenntnisse eines Bikers
Ja, ich bin einer von denen, die sich überall wie irre und ohne Rücksicht auf Verluste auf den Straßen austoben, rasen wie die Verrückten und am Wochenende alle Alpenpässe unsicher machen. Einer von denen, die ihr fahrerisches Können heillos überschätzen und sich offenbar so sehr nach dem Jenseits und der ewigen Schräglage sehnen, dass sie nur noch Vollgas geben.
So kommt man sich als Motorradfahrer jedenfalls vor, wenn man die allermeisten Berichte liest: Raser, Todesfahrer, Lärm- und Umweltverschmutzer, kurz: lauter Vollidioten, die da auf ihren völlig übermotorisierten Waffen lustvoll sich und andere gefährden. Sogar eine eigene Motorradstaffel schickt die hiesige Polizei jetzt hinterher, um für Sicherheit und Ordnung zu sorgen.
Alleine sechs Motorradfahrer sind am vergangenen Wochenende in Deutschland verunglückt. Das ist schrecklich und traurig, keine Frage. Schaut man sich die Unfallursachen aber mal ganz genau an, dann ist es nur in den seltensten Fällen wirklich Selbstüberschätzung, sinnlose Raserei und/oder mangelndes (Motorrad-)fahrererisches Können. Sehr oft sind es (Fahr-)Fehler von Dritten – sehr oft von Auto-, Lkw- oder Traktorfahrern, die einen Motorradfahrer übersehen haben. Nur, darüber wird in den seltensten Fällen berichtet, denn es ist ja sowieso klar: Wenn ein Motorradfahrer an einem Unfall beteiligt ist, dann ist der ja auch selber schuld. Wäre er halt zuhause geblieben...
„Passt auf Euch auf“habe ich vergangenes Wochenende gelesen – ein sicher gut gemeinter und richtiger Appell an uns Motorradfahrer. Danke dafür, aber: Wir passen schon auf uns auf, denn wir sind gar keine lebensmüden Irren, die sich nach den ewigen Biker-Jagdgründen sehnen. Mein Appell daher an alle Verkehrsteilnehmer: „Passt auf Euch selbst auf“, nehmt auch mal auf uns Biker Rücksicht und vermeidet eigene (Fahr-)Fehler. Motorradfahrer sind nicht eure Feinde, im Gegenteil: Miteinander macht es mehr Spaß, auch auf der Straße. Danke!